Bisphenole zerstören Nervenzellen im Gehirn

Forschende finden Bisphenole in den Gehirnzellen von Goldfischen – Als Untersuchungsobjekt dienten Forschenden der Universität Bayreuth die Nervenzellen von Goldfischen. Die sogenannten Mautnerzellen sind die größten Nervenzellen im Gehirn der Fische. Hier laufen alle Sinnesreize zusammen, wenn sich Fressfeinde nähern. Aufgrund ihrer lebenswichtigen Bedeutung müssen die Signale rasch und präzise verarbeitet werden. Mauthnerzellen haben sich in ihrer Evolutionsgeschichte als relativ robust erwiesen. Deshalb wirkt die Erkenntnis schwer, dass Weichmacher in der Lage sind, beträchtliche Schäden in diesen Zellen anzurichten. Die Bayreuther Forschenden sind sich sicher, dass die Ergebnisse der Goldfischstudie auf Menschen übertragbar sind.
„Die durch Untersuchungen an Fischgehirnen gewonnenen Erkenntnisse rechtfertigen die Einschätzung, dass BPA und BPS das Gehirn erwachsener Menschen ebenfalls in gravierender Weise schädigen können“, sagt Dr. Peter Machnik, der Hauptautor der Studie. Die Doktorandin Elisabeth Schirmer fügt hinzu: „Diese Schädigungen treten nicht sofort ein. Aber wenn die Gehirnzellen einen Monat lang geringen Mengen von BPA oder BPS ausgesetzt sind, sind die Schäden unübersehbar“. Weichmacher verändern die chemische und elektrische Übertragung von Signalen durch die Synapsen und stören die Schaltkreise, die für die Wahrnehmung und Verarbeitung von akustischen und visuellen Reizen wichtig sind.

In welchen Stoffen sind Bisphenole enthalten?

Bisphenol A (BPA) ist eine chemische Verbindung mit hormonähnlicher Wirkung. Es wird synthetisch hergestellt und ist Bestandteil vieler Produkte des täglichen Gebrauchs wie Plastikflaschen, Plastikspielzeug, Thermopapier, der Auskleidung von Konservendosen, Bodenbeschichtungen aus Epoxidharz.
Gemäß einer Untersuchung des Bund Naturschutz sind zwei von drei Konserven für Lebensmittel mit BPA belastet. Konservennahrung ist die BPA-Hauptbelastungsquelle für den Menschen. In anderen Ländern läuft es besser. So hat die Industrie in Japan auf Warnungen der Gesundheitsbehörde reagiert und bietet seit 20 Jahren BPA-freie Konserven an. In Frankreich gilt seit Januar 2015 ein nationales Verbot für BPA in allen Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen.
Eine Spezialanwendung ist laut Umweltbundesamt der zahnmedizinische Bereich. Die dort eingesetzten epoxidharzähnlichen Füll- und Versiegelungsmassen (Komposite) werden aus Stoffen wie Bisphenol A-Glycidylmethacrylat (Bis-GMA) und Bisphenol A-Dimethacrylat (Bis-DMA) hergestellt, die auf Bisphenol A basieren. Bisphenol A selbst kommt nicht zur Anwendung kann aber bei oder nach einer zahnmedizinischen Behandlung freigesetzt werden.

Weitere Informationen zum Thema

https://www.nature.com/articles/s42003-021-01966-w – Studie Uni Bayreuth
https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/chemikalien-reach/stoffgruppen/bisphenol-a#was-ist-bisphenol-a
https://de.wikipedia.org/wiki/Bisphenol_A
https://www.bund.net/themen/chemie/hormonelle-schadstoffe/bisphenol-a/

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