Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 19.03.2024


Baubiologen begutachten Schimmel in der Wohnung und am Arbeitsplatz

Baubiologen untersuchen Schimmel in der Wohnung und am Arbeitsplatz

Riskante Schimmelpilze in der Wohnung oder am Arbeitsplatz rasch beseitigen

In folgenden Wohnsituationen sollten bei Betroffenen die Alarmglocken läuten: mit Schimmel belastete Wohnräume und immungeschwächte Bewohner. Einige Schimmelpilzarten sind bekannt dafür, im Einzelfall schwere Krankheiten auszulösen. Die Immunschwäche der Bewohner kann beispielsweise durch Einnahme krebshemmender Medikamente, Chemotherapie, langzeitiger Verwendung von Cortison oder einer HIV-Infektion bedingt sein. In diesen Fällen ist bei Schimmelverdacht eine Raumluftanalyse dringend anzuraten. Leben immungeschwächte Personen in einer Wohnung mit Verdacht auf Schimmelbefall, ist eine qualifizierte Raumluftanalyse auf jeden Fall das Gebot der Stunde. Die Analytik im Labor stellt fest, welche Schimmelpilzarten in der Raumluft vorzufinden sind. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Menge an "koloniebildenden Einheiten" (KBE) auf dem Nährboden. Damit erhält der Gutachter einen wichtigen Maßstab für anstehende Sanierungsmaßnahmen. Riskante Schimmelpilze sind schnell und umfassend zu beseitigen. Die Ursachenanalyse für das Schimmelwachstum ist die logische Konsequenz zur Vermeidung weiterer Schäden.

Die Schimmelgattungen Aspergillus fumigatus und Stachybotrys chartarum im Blick

Forscher der FAU Erlangen-Nürnberg sind dem Aspergillus fumigatus auf der Spur. Der Gießkannenschimmel kann bei immungeschwächten Patienten Mykosen auslösen. Die Symptome äußern sich durch Atembeschwerden. Im Extremfall endet die Aspergillose tödlich. Die diagnostischen Möglichkeiten sind eingeschränkt. Zudem stehen wenig verfügbare Medikamente für Aspergillosen zur Verfügung. Das Forschungsziel ist es, Angriffspunkte innerhalb des Stoffwechsels von Apergillus fumigatus zu erkennen. Unter Einsatz von Gentechnik sollen Pilzstämme erzeugt und charakterisiert werden, die bestimmte Stoffwechselprodukte nicht mehr herstellen können. Die gewonnen Erkenntnisse sind dann möglicherweise auf andere Pilzgattungen zu übertragen, um dann neuartige Wege der Behandlung aufzuzeigen.
Während der Aspergillus fumigatus als bedeutendster Mykoseerreger gilt, ist der Stachybotrys chartarum gefürchtet als Mykotoxinbildner. Der Leitfaden des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg erläutert in einem Beispiel die aufgetretenen Symptome in einem Bürogebäude mit Feuchteschaden. Die Mitarbeiter klagten über Kopfschmerzen, Müdigkeit, Dermatitis, Rhinitis und Grippesymptomen. Bei Stachybotrys chartarum reichen offenbar schon geringere Sporenmengen als bei anderen Pilzen für eine Gesundheitsgefährdung aus. Der Stachybotrys ist zudem ein Indikator für Feuchteschäden. Er wächst als schwarzer Schimmelrasen auf Tapeten, Kartons, Holz und sonstigen pflanzlichen Materialien.

So läuft die Schimmelprobennahme ab

Als gängigste Verfahren der Luftprobenahme stehen die Luftkeimsammlung auf Nährmedien und die Partikelsammlung zur Auswahl. Bei der Luftkeimsammlung kommen drei Nährmedien zur Anwendung: Malzextrakt-Agar und DG18-Agar sollten parallel verwendet werden, um ein breiteres Schimmelpilzspektrum zu erfassen. CASO-Nähragar wird zur Anzüchtung von Bakterien verwendet. Zur Absicherung der Ergebnisse sind generell zwei Parallelproben je Medium sinnvoll. Somit kommen an einem Messplatz drei mal zwei Durchgänge zu Ausführung. Im Normalfall werden 100 Liter Luft angesaugt. Zusätzlich zur Innenraumprobe wird mit der gleichen Prozedur wie innen die Außenluft beprobt. Die Gegenüberstellung zwischen Innenraum- und Außenluft liefert wichtige Erkenntnisse. Im Labor werden die Nährböden einige Tage bebrütet. Nach dem Heranwachsen lassen sich die jeweiligen Gattungen, Arten und koloniebildenden Einheiten (KBE) bestimmen. Die Partikelsammlung zur Gesamtsporenbestimmung auf Objektträger liefert eine Kontrollbestimmung für nicht keimfähige Sporen. Der Objektträger ist beschichtet und zieht die Partikel aus der Raumluft an. Im Labor werden die Streifen angefärbt und mikroskopiert. Es lässt sich eine Bestimmung nach Gattungen und Anzahl vornehmen.

Ursachen für Schimmelwachstum in Innenräumen

Ursachen von mikrobiellen Wachstum sind neben Baumängeln und unsachgemäß sanierten Wasserschäden immer häufiger ein ungenügender Wärmedämmstandard bei Altbausanierungen im Zusammenspiel mit gleichzeitiger Verringerung des natürlichen Luftwechsels durch bauliche Veränderungen.
Oftmals entwickelt sich Schimmelpilz im Verborgenen. Die Luft in Innenräumen ist meist wärmer und nimmt deshalb mehr Wasser als die kalte Außenluft auf. Wird diese Luft nicht ausreichend und in geeigneter Weise abgeführt, so kann sie an verschiedenen Stellen im Haus kondensieren. Hiervon sind vor allem Fensterstürze, Raumecken, Schlafzimmerwände und Schrankrückseiten betroffen. Diese feuchten Stellen können ein idealer Nährboden für Schimmelpilze und Bakterien sein.

Baubiologen messen Raumklima und Wandfeuchtigkeit als wichtige Randbedinungen

Sind Fehler in der Bausubstanz auszuschließen, überprüfen Baubiologen das Nutzerverhalten der Bewohner. Der Gutachter klärt folgende Fragen vor Ort: Wie hoch ist die relative Luftfeuchtigkeit und die Raumlufttemperatur? In welchen Abständen lüften die Bewohner die Räume und wie lange? Wird Wäsche in der Wohnung getrocknet? Gibt es Aquarien oder sonstige Verdunstungsquellen? Wenn es die Bewohner erlauben, führt der Baubiologe eine Langzeitmessung des Raumklimas mit Datenloggern durch.

Links zum Thema Schimmel

Baubiologen als Schimmelgutachter

Glossar Schimmelpilze

Schimmelpilze erkennen und sanieren

Typische Symptome einer Schimmelpilzerkrankung

Umweltbundesamt: Schimmelpilzleitfaden 2017

Netzwerk Schimmelpilzberatung Baden-Württemberg

Schimmelspürhund hilft bei der Quellensuche

Gesamtsporenbestimmung zur Freimessung nach Wasserschäden

Bei Immunschwäche kann eine Schimmelpilzinfektion tödlich sein

Vielversprechende neue Diagnostik bei invasiven Pilzinfektionen


 


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