Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Gesamtsporenbestimmung zur Freimessung nach Wasserschäden

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Partikelsammlung bringt zeitlichen Vorteil von mehreren Tagen -

Die gängigsten Probenahmeverfahren bei der Suche nach Schimmelbefall in Gebäuden sind die Luftkeimsammlung und die Partikelsammlung. Die Luftkeimsammlung erweist sich als aufwändiger, da verschiedene Nährböden zu beproben und auszuwerten sind. Die Inkubationszeit, in der Schimmelkolonien auf den Nährböden unter "Aufsicht" wachsen sollen, nimmt im Labor einige Tage in Anspruch. Bei der Partikelsammlung kann die Probe jedoch sofort mikroskopisch bearbeitet werden. Diese Methode spart wertvolle Zeit, denn nach der Trocknung von Wasserschäden möchten die Nutzer von Gebäuden ihre Räume möglichst schnell wieder in Betrieb nehmen.

Wie erfolgt die Probenahme für eine Partikelsammlung?

Für die Partikelsammlung erweisen sich Objektträger der Firma Holbach als sehr effektiv. Über Schlitzdüsen wird die angesaugte Luft auf den beschichteten Träger geleitet. Nach der Ansaugung von 200 Litern Luft als Standardwert zeigt sich auf dem Träger eine mehr oder weniger deutliche Spur. Bis zu drei Spuren können je Träger aufgenommen werden. Zur Kontrolle empfiehlt es sich, je Messpunkt eine weitere Probenahme mit nur 100 Litern Luft zu nehmen, da bei zu starker Belegung einer Spur mit Begleitpartikeln (Staub) die Pilzsporen nicht mehr optimal erkannt werden. Die Mitarbeiter im Labor können dann bei ihrer Untersuchung die optimale Spur auswählen.

Was wird bei der Partikelsammlung untersucht?

Nach Anfärbung wird zunächst bei 400-facher Vergrößerung die gesamte Fläche der Spur mikroskopisch ausgewertet. Die Fachkräfte im Labor ordnen anschließend die Schimmelpilzsporen auf Grund von Form, Farbe und Oberflächenstruktur bestimmten Sporentypen zu, um im nächsten Arbeitsschritt einen repräsentativen Teilbereich der Probe bei tausendfacher Vergrößerung detailliert zu untersuchen. Beispielsweise bietet das Labor Umweltmykologie in Berlin die Quantifizierung von folgenden Sporentypen an: Ascosporen, Basidiosporen, Chaetomium, Cladosporium, Epicoccum, Hyphenstücke, sonstige Sporen, Stachybotrys, Typ Alternaria/Helminthosporium/Ulocladium, Typ Aspergillus/Penicillium, Typ Scopulariopsis/Doratomyces sowie weitere auffällige Sporentypen. Im letzten Schritt wird je Sporentyp die Anzahl pro Kubikmeter Luft angegeben und falls vorhanden, sogar Bruchstücke mit künstlichen Mineralfasern (KMF).

Erfahrene Mitarbeiter-/innen im Labor geben Sicherheit bei der Beurteilung von Schimmelpilzschäden nach einem Wasserschaden

Bei der mikroskopischen Untersuchung sitzen Menschen an den Geräten und müssen beurteilen, welchem Pilztyp jeweils eine Spore zuzuordnen ist. Das zeigt deutlich, dass Mitarbeiter Erfahrung und Kenntnisse benötigen, die sie am besten in Ringversuchen mit anderen Laboren unter Beweis gestellt haben. Bei hunderttausenden von Sporen auf dem Träger braucht es ein "geschultes Auge", besonders dann, wenn sich die Sporen inhomogen verteilen. Die Erfahrungen aus der Schimmelkultivierung fließen ebenfalls in die korrekte Zuordnung mit ein. Die Ermittlung der Gesamtsporen gilt mittlerweile als anerkannte Methode zur Sanierungskontrolle von Schimmelpilzschadensanierungen. Im WTA-Merkblatt 4.12 (Ausgabe 05.2021/D) wurden entsprechende Vorgaben für einzuhaltende Konzentrationen ermittelt, an denen sich Schimmelsanierer und Gebäudenutzer orientieren können. Beispielsweise gibt das WTA-Merkblatt beim Pilztyp Stachybotrys einen Wert von 20 Sporen vor einer Mobilisierung und 50 Sporen nach einer Mobilisierung vor.

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Vor der Partikelsammlung soll eine Mobilisierung der Schimmelsporen stattfinden

Fachgremien empfehlen, die Raumluftmessung nach der Sanierung eines Wasserschadens in zwei Schritten durchzuführen. Frühestens einen Tag nach der Feinreinigung erfolgt zunächst die Partikelsammlung wie oben beschrieben ohne Mobilisierung. Anschließend führt der Probennehmer/in eine Mobilisierung mit Hilfe eines Ventilators auf mindestens fünfzig Prozent der Raumfläche durch. Zehn Minuten nach der Mobilisierung beginnt der zweite Teil der Partikelsammlung, wenn sichergestellt ist, dass keine sichtbare Staubaufwirbelung erfolgt ist. Das WTA-Merkblatt 4.12 empfiehlt für die beiden Arten der Probennahme getrennte Referenzwerte. Eine Messung der Außenluft ist nicht zwangsläufig notwendig, aber sinnvoll, wenn während der Sanierungsarbeiten ein regelmäßiger Luftaustausch zwischen Innenräumen und Außenluft stattgefunden hat.

Weitere Informationen

wabolu.de/wp-content/uploads/2022/04/IRT_2022_Flyer-Stand-20.04.22.pdf

www.beuth.de/de/technische-regel/wta-merkblatt-4-12/342998074

baubiologie.net/publikationen/tagungsband-18-pilztagung-2014/12/





 


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