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Bayreuth, 27.04.2024

 

Die Rolle der Chloranisole bei der Geruchsbildung in Innenräumen

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Woher der muffige Geruch in älteren Fertighäusern kommt -

Welcher Baubiologe kennt nicht den typischen Geruch in Fertighäusern aus den siebziger Jahren? Verantwortlich dafür sind in den meisten Fällen chemische Verbindungen mit der Bezeichnung "Chloranisole". Diese sind dafür bekannt, muffige oder modrige Gerüche zu verursachen. In der Raumluft können Chloranisole unter bestimmten Bedingungen auffällig werden, besonders in Gebäuden mit Feuchtigkeitsproblemen oder in denen Holzschutzmittel verwendet wurden, die chlorierte Phenole enthalten. Im nachfolgenden Artikel sollen Chloranisole näher beleuchtet werden.

Chemische Eigenschaften von Chloranisolen und Messverfahren

Chloranisole sind chlorierte Derivate von Anisol. Die häufigsten Verbindungen in dieser Gruppe sind 2,4,6-Trichloranisol (TCA) und 2,4-Dichloranisol (DCA). Sie sind typischerweise wenig flüchtig, was ihre Beständigkeit in Innenräumen erklärt. Chloranisole können in Innenräumen durch die Umwandlung von chlorierten Phenolen entstehen, die beispielsweise in Holzschutzmitteln enthalten sind. Diese Transformation kann durch Mikroorganismen oder chemische Prozesse erfolgen. Sie können auch aus anderen Quellen wie verunreinigten Materialien oder als Rückstände von Pestiziden in Gebäuden stammen. Die Messung von Chloranisolen in der Raumluft ist komplex und erfordert spezielle analytische Techniken wie Gas-chromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS). Vorausgehend ist eine Raumluftmessung mit dem Tenaxverfahren. In der Regel werden vier Liter Luft mit einer Durchflussrate von 0,15 Litern je Minute aufgenommen. Diese Analyse ist empfindlich genug, um auch geringste Konzentrationen zu erfassen. Es empfiehlt sich, Holzschutzmittel mit einer separaten Raumluftprobe direkt zu erfassen und labortechnisch auszuwerten.

Gesundheitsrisiken und Prävention

Die Hauptproblematik von Chloranisolen in Innenräumen ist die Geruchsbelästigung. Sie haben einen sehr niedrigen Geruchsschwellenwert, was bedeutet, dass sie in sehr geringen Konzentrationen wahrgenommen werden können. Obwohl sie in den üblicherweise auftretenden Konzentrationen nicht als gesundheitsschädlich eingestuft werden, können sie doch zu Unbehagen und in einigen Fällen zu Kopfschmerzen oder anderen Beschwerden führen. Die Geruchsbelästigung kann sich auch zu einem sozialen Problem entwickeln, wenn der Geruch an der Kleidung oder an Gebrauchsgegenständen haften bleibt und die Person von ihrer Umwelt gemieden wird. Gute Lüftung und die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit können helfen, das Problem zu mindern. Eine präventive Maßnahme besteht darin, die Verwendung von Holzschutzmitteln mit chlorierten Phenolen zu vermeiden.

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Die Rolle der Luftfeuchtigkeit

Die Luftfeuchtigkeit spielt in Innenräumen eine signifikante Rolle bei der Geruchsbildung durch Chloranisole. So kann höhere Luftfeuchtigkeit die Freisetzung von Chloranisolen aus Materialien, in denen sie gebunden sind, erleichtern. In feuchten Bedingungen können chlorierte Verbindungen wie Chloranisole eher aus den Materialien, in denen sie enthalten sind, herausgelöst und in die Luft abgegeben werden. Dies gilt besonders für poröse Materialien wie Holz, Papier oder bestimmte Baustoffe.
Feuchtigkeit fördert auch die mikrobielle Aktivität, die wiederum eine Rolle bei der Umwandlung von chlorierten Phenolen in Chloranisole spielen kann. In feuchten Umgebungen können Mikroorganismen gedeihen und die chemischen Prozesse, die zur Bildung von Chloranisolen führen, beschleunigen. Die Wahrnehmung von Gerüchen wird ebenfalls von der Luftfeuchtigkeit beeinflusst. Hohe Luftfeuchtigkeit kann die Geruchsempfindlichkeit des Menschen erhöhen, was bedeutet, dass die gleiche Konzentration eines Geruchsstoffes in feuchter Luft stärker wahrgenommen wird als in trockener Luft. Deshalb hilft ein stabiles und angemessenes Feuchtigkeitsniveau dabei, sowohl die Freisetzung als auch die Intensität des Geruchs zu reduzieren. In Gebäuden mit bekannter Chloranisol-Problematik sollte daher auf eine gute Lüftung und die Regulierung der Luftfeuchtigkeit geachtet werden.

Können Dampfsperren Geruchsbildung vermindern?

Die Verwendung von Dampfsperren kann in bestimmten Situationen eine effektive Methode sein, um die Konzentration von Chloranisolen in der Raumluft zu reduzieren. Doch sind hier einige wichtige Punkte zu beachten: Dampfsperren sind Materialien, die darauf ausgelegt sind, den Durchgang von Wasserdampf durch Wände, Böden oder Decken zu reduzieren. Sie können auch dazu beitragen, die Diffusion von Chloranisolen und anderen flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) zu begrenzen, indem sie eine physische Barriere darstellen. Die Wirksamkeit einer Dampfsperre hängt stark von ihrer korrekten Installation ab. Es ist wichtig, dass sie vollständig und ohne Lücken installiert wird, um eine effektive Barriere zu schaffen. Fehlende oder schlecht angebrachte Abschnitte können dazu führen, dass Chloranisole und andere VOCs weiterhin in den Raum gelangen. Ebenso muss beim Einsatz von Dampfsperren das gesamte Feuchtigkeitsmanagement des Gebäudes durchdacht werden, insbesondere wenn die Feuchtigkeit im Inneren der Struktur eingeschlossen wird und zu Schimmelwachstum führt. Die effektivste Methode zur Reduzierung von Chloranisolen in der Raumluft bleibt die Entfernung oder Behandlung der Quelle. Bitte teilen Ihre Erfahrungen bei der Sanierung von älteren Fertighäusern an info@baubiologie-regional.de mit oder telefonisch an 0921-7412744. Wir freuen uns auf einen regen Erfahrungsaustausch.

Weitere Informationen

www.baubiologie-regional.de/news/wohngifte-im-alten-fertighaus-1004.html

www.baubiologie-regional.de/news/chloranisole-als-ursache-fuer-schimmlig-muffigen-geruch-679.html





 


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