Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 25.04.2024

 

Wenn es im Büro zu heiß wird

Share on Facebook Share on Twitter

Was Arbeitgeber bei hohen Raumtemperaturen tun müssen -

Gabi Wenzel arbeitet im zweiten Stock eines konventionellen Bürogebäudes ohne Klimaanlage in Rosenheim. Sie hatte sich Anfang Juli ein Hygrometer gekauft, um Temperatur und Luftfeuchtigkeit schnell ablesen zu können. Als Betriebsratsvorsitzende kennt Gabi die Vorgaben der Arbeitsschutzrichtlinie A3.5 im Bereich Hitzeschutz recht gut. Heute erreicht die Raumtemperatur in der Mittagszeit fast 27 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit liegt bei 52 Prozent. Damit ist die "Schwülegrenze" im Büro überschritten, welche bei einer absoluten Luftfeuchtigkeit von 11,5 Gramm je Kilogramm trockener Luft liegt. Welche Maßnahme muss der Arbeitgeber einleiten, wenn es im Büro unangenehm heiß und zudem noch schwül wird?

Bereits bei 26 Grad Celsius im "gelben" Bereich

Nach der ASR A3.5 soll die Lufttemperatur im Raum 26 Grad Celsius nicht überschreiten (gelber Bereich) und ab 30 Grad muss der Arbeitgeber nach einer Gefährdungsbeurteilung Maßnahmen einleiten (roter Bereich). In Abschnitt 4.4 empfiehlt die Richtlinie folgende Maßnahmen: verstärkte Nachtlüftung oder Lüftung in den frühen Morgenstunden, Sonnenschutzeinrichtungen anbringen und diese schon morgens schließen, die Arbeitszeit in kühlere Phasen verschieben, Ventilatoren aufstellen und Getränke bereitstellen. Seit der Corona-Pandemie ist auch der Umstieg auf Home-Office den meisten Beschäftigten geläufig. Steigt das Thermometer sogar auf 35 Grad, dann ist die Arbeit in dem entsprechenden Büroraum nicht ohne weitere Schutzmaßnahmen zulässig. Für die Zeit der Überschreitung muss der Arbeitgeber unter anderem Entwärmungsphasen einrichten oder Hitzeschutzkleidung bereitstellen.

Die Schwülegrenze bezieht die Luftfeuchtigkeit in die Bewertung ein

In Abschnitt 4 veröffentlicht die ASR 3.6 Wertepaare von Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit (LF), z.B. 26° C und 55% LF, oder 28° C und 50% LF. Beiden Werten gleich ist eine absolute Luftfeuchtigkeit von 11,5 Gramm Wasser pro Kilogramm trockener Luft. Weitere Wertepaare sind in der Tabelle abzulesen. Deshalb sind Klimaanlagen so einzustellen, dass bei einer Reduzierung der Lufttemperatur die absolute Luftfeuchte nicht reduziert wird und somit zu einer physischen Belastung der Arbeitnehmer führt. Die Schwülegrenze lässt sich als Kurvenverlauf gut in das Behaglichkeitsfeld von Temperatur und Raumluft eintragen (siehe Bild unten).

Diagramm Behaglichkeit im Büro
Quelle: VBG

Hitzesteuerung mit Klimaanlagen

In mehr als der Hälfte aller Büroräume in Deutschland sind gemäß der ProKlimaA-Studie raumlufttechnische Anlagen Standard. Damit lässt sich die Raumlufttemperatur auf ein gewünschtes Maß einstellen. Dennoch führt die Klimaanlage bei fünf bis zwanzig Prozent der Belegschaft zu Beschwerden, da es eine optimale Raumtemperatur für alle wohl nicht gibt. So können 21 Grad Celsius für einen Mitarbeiter zu warm, für eine Kollegin möglicherweise zu kalt sein. Besonders unangenehm wird Zugluft im Büro empfunden. Am meisten ärgern sich Mitarbeiter darüber, wenn sie das Raumklima nicht selbst steuern können. In diesem Fall ist Gabi Wenzel in ihrem konventionellen Bürogebäude besser dran. An extrem heißen Tagen können Klimaanlagen einen regelrechten "Hitzeschock" auslösen, wenn die Differenz zwischen Außenluft und Raumluft zu groß ist. In der Praxis hat sich eine Differenz von sechs Grad Celsius bewährt. Ein Unterschied zwischen 35 Grad im Außenbereich und 22 Grad im Büroraum wäre demgemäß eine unangemessene Differenz.

Weitere Informationen

www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Praxis-kompakt/F50.html

www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/ASR/ASR-A3-5.html

luftbefeuchtung.bgetem.de/

www.baufachinformation.de/expositionen-und-gesundheitliche-beeintraechtigungen-in-buerogebaeuden/buecher/218687





 


Teilen auf Social Media