Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 19.04.2024

 

Wenn die Augen brennen

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Formaldehydbelastung im Büro - Vor sechs Monaten hat Anne Hopf ihre neue Beschäftigung in einer Behörde in Nordhessen angetreten. Sie sitzt in einem Büroraum von zwanzig Quadratmetern zusammen mit einem Kollegen. Im Zimmer stehen Einbauschränke, zahlreiche Regale und etwa siebzig gut gefüllte Ordner. Seit vier Wochen klagt Anne Hopf häufig über Kopfschmerzen und brennende Augen. Ihr Kollege hingegen hat keine Beschwerden. Die Amtsleitung hat sich der Sache angenommen und einen Baubiologen zur Ursachenforschung beauftragt. Aufgrund der geschilderten Symptome und der vorgefundenen Raumausstattung schlägt der Sachverständige eine Luftprobe auf Formaldehyd vor.

So läuft die Probenahme ab

Als Probennahmemedium dient eine DNPH-Kartusche. Es werden 50 Liter Luft bei einem Volumenstrom von maximal 1,5 Litern je Minute angesaugt. Vor der eigentlichen Aktion darf der Raum mindestens acht Stunden lang nicht gelüftet werden. Die Zimmertemperatur soll zehn Grad Celsius nicht unterschreiten. Der Sachverständige achtet auf eine weitere wichtige Nebenbedingung: eine Ozonbelastung durch einen Laserdrucker oder einen Kopierer ist zu vermeiden. Hohe Ozonwerte können die Analytik stören oder sogar zum Verbrauch des DNPH führen. In das Probennahmeprotokoll schreibt der Baubiologe die Raumtemperatur, die relative Luftfeuchtigkeit, die gesammelte Literzahl und die Zeitdauer des Durchlaufs. Angaben zur Raumgröße und Möblierung runden den Bericht an das Labor ab.

Laborergebnis und Maßnahmenplanung

Der Laborbericht ergibt einen Messwert von 83 µg/m³ bei Normbedingungen. Dagegen stehen drei Richtwerte zu Diskussion: das Umweltbundesamt sieht erst bei einem Wert von 120 µg/m³ Handlungsbedarf. Der WHO-Wert schlägt eine Spanne von 60 bis 100 µg/m³ vor. Kleiner 60 µg/m³ ist nicht mit Beschwerden zu rechnen. Über 100 µg/m³ besteht Anlass zur Besorgnis. Der Fall zeigt deutlich, dass nicht alle Menschen gleichermaßen auf die Raumbelastung reagieren. Während der Kollege keine Symptome zeigt, reagiert Frau Hopf empfindlich auf Formaldehyd.
Aus Vorsorgegründen lässt der Arbeitgeber die Einbauteile im Büroraum genauer untersuchen. Bei Pressspahnmöbeln sind die offenen Stellen sorgfältig zu verschließen. Dabei ist auch auf die Rückwände zu achten. Die Möblierung sollte auf ein Mindestmaß reduziert werden. Verstärktes Lüften dient immer als flankierende Maßnahme. Sollte keine gesundheitliche Besserung bei der Mitarbeiterin eintreten, ist die Umsiedlung in ein anderes Büro zu planen.

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