
Der Schimmel wuchs praktisch über Nacht
Sylvia Bittner traute ihren Augen nicht, als sie das Bett im Kinderzimmer zur Seite rückte. Innerhalb von zwei Wochen war ein dunkler Schimmelrasen an der Tapete vom Sockel aus bis auf eine Höhe von vierzig Zentimetern gewachsen. Sylvia war erst im Sommer mit ihrer Familie in die Mietwohnung im ersten Stock eingezogen. Die Maklerin hatte ihr nichts von einem Schimmelproblem verlauten lassen und die Wohnung war frisch gestrichen worden. Ende November kam der Schimmelbewuchs wie aus heiterem Himmel auf die Bewohner zu. Sylvia griff zum Telefon und meldete der Hausverwaltung den Vorgang. Als nach acht Tagen immer noch keine Abhilfe in Sicht war, fragte die besorgte Mutter von zwei Kindern bei der Verbraucherzentrale nach. Die freundliche Dame am Telefon riet ihr, den Schaden mit dem Fotoapparat festzuhalten und die Hausverwaltung schriftlich in Verzug zu setzen. Von einer voreiligen Mietkürzung riet die Beraterin ab. Sie empfahl aber, die Mietzahlung unter Vorbehalt zu leisten, um später Rückforderungsansprüche geltend machen zu können. Aber an Geld dachte Sylvia Bittner zunächst nicht – vielmehr sorgte sie sich um die Gesundheit ihrer Kinder.Wie gefährlich sind Schimmelsporen in der Raumluft?
Die Apothekenumschau beschäftigte sich in ihrer Ausgabe vom Juli 2014 mit dem Thema. Dr. Markus Allewelt, ein Lungenfacharzt aus Berlin, berichtet von allergischen Reaktionen bei Menschen mit entsprechender Veranlagung. Immungeschwächte Personen sind noch weit stärker gefährdet. "Hier kann es zu Infektionen mit teilweise schweren Verläufen kommen", so der Oberarzt. Gefürchtet sind besonders die Pilze aus der Gattung "Aspergillus". Die Aspergillose betrifft in erster Linie die Lunge, die Ohren und die Nasennebenhöhlen. In selteneren Fällen sind auch die Haut, das zentrale Nervensystem und innere Organe betroffen. Bei Infektionen der Nasennebenhöhle kann Fieber auftreten oder Ausfluss aus Nasen oder Ohren entstehen. Allergische Reaktionen können die typischen Symptome von Asthma mit Husten und Atemnot aufweisen.In einem Artikel der Zeitschrift Umwelt-Medizin-Gesellschaft (3/2010) fasst Dr. Thomas Fenner aus Hamburg die diagnostischen Möglichkeiten zusammen: "Die Medizin verfügt über verschiedene Methoden, die gesundheitlichen Auswirkungen einer Schimmelpilzbelastung am Arbeitsplatz oder im Wohnbereich näher einzugrenzen. Da es nicht einen oder einige spezielle labordiagnostische Test gibt, die die Aussage einer krankmachenden belastenden Schimmelpilzexposition beweisen, ist die Diagnostik vielschichtig. Sie beginnt immer mit einer ausführlichen Anamnese, um zu klären, wo welche Beschwerden in welcher Form nachweisbar sind. Häufig werden wiederkehrende Infektionen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Antriebsarmut als Symptome genannt. Diese Symptome können aber auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen auftreten. Sinnvoll kann es sein, die Wohnung über einen Zeitraum von vierzehn Tage zu verlassen, um einen Zusammenhang zwischen Beschwerden und Umfeld zu erkennen."
Schimmel schnell entfernen, wenn Gefahr im Verzug ist
Sylvia Bittner sorgt sich um die Gesundheit ihrer beiden Kinder und will nicht warten, bis ein Handwerker endlich Zeit für ihr Problem hat. Die Frage ist nur, welche Mittel Erfolg versprechen und wie dauerhaft die Wirkung ist. Verbraucherschutzzentralen empfehlen die schnelle Oberflächenreinigung mit alkoholhaltigen Mitteln, da hier die Nebenwirkungen am geringsten sind. Der Alkohol sollte mindestens eine Konzentration von siebzig Prozent aufweisen. In der Apotheke lässt sich Isopropylalkohol kaufen; Ethanol mit der Bezeichnung Brennspiritus auch in Drogerien oder Baumärkten. Wasserstoffperoxid wird in kleinen Mengen in Apotheken abgegeben mit einer klaren Handlungsempfehlung, denn der Stoff ist explosiv. Die Stellen mit sichtbarem Bewuchs werden besprüht oder betupft und anschließend dreißig Minuten einwirken lassen. Beim Abreiben ist unbedingt eine Schutzausrüstung zu tragen, mindestens eine FFP2-Maske und Handschuhe. Befallene Tapten werden sofort abgenommen und entsorgt. Damit ist die Arbeit noch nicht getan. Alle Oberflächen müssen von Staub gereinigt werden – entweder per Staubsauger mit HEPA-Filter oder an glatten Stellen mit einem feuchten Wischtuch. Und die verborgenen Stellen dürfen nicht vergessen werden, z. B. hinter Schränken, unter Betten und in den Raumecken.Ein Hygrometer zur Feuchte- und Temperaturmessung gehört in jedes Haus

Weitere Informationen
www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/atemwegserkrankungen/aspergillose-wenn-schimmel-krank-macht-742601.htmlwww.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft/310_fe.pdf
www.imd-potsdam.de/fileadmin/user_upload/Diag_Info/327_Diagnostik_Schimmelpilz-assoziierter_Erkrankungen.pdf
www.ibp.fraunhofer.de/content/dam/ibp/ibp-neu/de/dokumente/dissertationen/ks_dissertation_tcm45-30724.pdf
www.test.de/Feuchte-und-Schimmelprobleme-Gebuendeltes-Expertenwissen-gegen-den-Schimmel-1132136-0/
www.ideal-versicherung.de/magazin/schimmel-welche-versicherung-zahlt/