Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 29.03.2024

 

Schwarzer Ruß – immer noch ein Rätsel !

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Es ist keine neue Erscheinung, aber Experten haben immer noch nicht den eindeutigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang gefunden. Schwarze Ablagerungen an Wänden und Möbeln können von einen Tag auf den anderen eintreten und stürzen Bewohner in einen regelrechten Schockzustand. Deshalb ist das Phänomen des schwarzen Rußes auch unter "Magic Dust" oder "Fogging" bekannt.

Die Ablagerungen werden von den Betroffenen als ölig-schmierig und schwarz-grau bezeichnet. Eine Umfrage des Umweltbundesamtes aus dem Jahre 2001 gibt folgende Hinweise: 68% der Betroffenen hatten ihre Wohnung renoviert, 24% neu gebaut, 67% führten Maler- und Lackierarbeiten durch, 50% verlegten einen neuen Teppichboden.

1. Mögliche Ursachen und begünstigende Faktoren

Schwerflüchtige organische Stoffe

Untersuchungen in Umweltlaboren gaben Hinweise auf schwerflüchtige organische Verbindungen mit einem Siedepunkt zwischen 250 und 450°C. Diese Stoffe können in Farben und Lacken, Fußbodenklebern, PVC-Belägen, Vinyltapeten oder in Holzimitat-Paneelen enthalten sein. Zur Vermeidung von geruchsbildenden leichtflüchtigen Lösemitteln wurden ab der neunziger Jahre schwerflüchtige Stoffe eingesetzt, die nicht explizit als Lösemittel deklariert werden mussten.

Niederschlag an kalten Oberflächen

Aus den Befragungen von Betroffenen ist bekannt, dass schwarzer Ruß hauptsächlich während der Heizperiode oder nach kalten Winterperioden auftritt. Die Schwebstoffe verbinden sich mit dem Hausstaub, bilden größere Aggregate und kondensieren an Wärmebrücken. Diese treten dann auf, wenn der Unterschied zwischen Raum- und Oberflächentemperatur mehrere Grad Celsium ausmacht. Beispiele sind schwach gedämmte Außenwände, Eisenträger, Rolladenkasten oder Heizkörpernischen.

Turbulente Luftströmungen

Schwarze Beläge fanden sich an Oberflächen, die direkt von der Raumluft angeströmt wurden. Zusätzlich wurden Aufpralleffekte an Deckenbalken, Bilderrahmen oder Wandleuchten beobachtet. Im äußersten Winkel von Zimmerecken, wo die Luftbewegung sehr gering ist, gab es signifikant weniger Ablagerungen.

Elektrostatische Aufladungen

Durch elektrostatische Effekte laden sich Staubpartikel und Kunststoffoberflächen mit geringer elektrischer Leitfähigkeit auf und ziehen die Schwebstoffe aus der Luft an. Besonders auffällig ist dies in Zeiten von sehr trockener Raumluft mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von kleiner 35 %. Jederzeit nachprüfbar ist dieser Effekt bei der Staubablagerung an Computerbildschirmen.

2. Akute Problemlösung

Das Labor für Umweltanalytik Alab in Berlin schlägt zur Beseitigung der Ablagerungen eine intensive nasse Reinigung mit Spülmittelzusätzen oder Kunststoffreinigern vor. "Bloßes Überstreichen hilft gegen die schmierigen Beläge meistens nicht". Tapeten oder Bodenbeläge müssen im Einzelfall entfernt werden. Das Problem ist mit der Reinigung aber nicht gelöst. Alle möglichen Ursachen sind in Betracht zu ziehen und zu beseitigen.

3. Vorbeugende Maßnahmen

Die im folgenden genannten Maßnahmen sind für die Erhaltung gesunden Wohnraumes und die Vermeidung von Schadstoffen aller Art ebenso wichtig, wie für das eigentliche Problem des schwarzen Rußes:

• Verwendung natürlicher Baustoffe
• Beseitigung von Baumängeln, die zu Wärmebrücken führen
• Herstellen eines optimalen Raumklimas durch Heizen und Lüften
• Regelmäßige Messung der relativen Luftfeuchte und Raumtemperatur

4. Umweltanalytik

Alab-Berlin bietet ein spezielles Fogging-Paket mit Probenahmeanleitung an. Für die Durchführung von Wischproben auf glatten, anorganischen Oberflächen wie Glas, Fliesen oder Metall werden vorgereinigte, blindwertkontrollierte Wischtücher zur Verfügung gestellt. Die Oberflächen sollten mindestens 14 Tage nicht gereinigt sein und deutliche Foggingspuren aufweisen. Alternativ können Ablagerungen auch mit adhäsiven Klebestreifen aufgenommen werden.

Materialproben zur Untersuchung von "foggingaktiven Substanzen" werden dann genommen, wenn die Wischproben Hinweise auf schwerflüchtige Stoffe geben. Materialien, die große Oberflächen bedecken, z.B. Wandfarben, Teppichboden, Bodenbelagskleber und Kunststofftapeten sollten ebenfalls beprobt werden.

Die Verhältnisse vor Ort sind genauestens zu dokumentieren. Der Schaden sollte sofort nach dem Auftreten aufgenommen werden, ansonsten können Sekundärverschmutzungen das Ergebnis verfälschen.

5. Gesundheitsaspekt

Das gesundheitliche Risiko ist wie bei anderen Innenraumschadstoffproblemen auch aufgrund einer Laboranalytik mit den vorhandenen Richtwerten zu beurteilen. Besondere Aufmerksamkeit sollte die Laboranalytik auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) richten, da diese als krebseregend eingestuft werden.

6. Rechtliche Probleme bei Vermietung

Grundsätzlich haftet der Vermieter für die "Gebrauchstauglichkeit der Mietsache". Wenn dieser kein aussagefähiges Gutachten vorlegen kann, entscheiden die Gerichte in der Regel für den Mieter. Die Gutachtenerstellung steht wegen des fehlenden eindeutigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhanges auf einem wackeligen Fundament und sollte nur von Gutachtern mit Erfahrung auf diesem Gebiet durchgeführt werden.

7. Chancen für Baubiologen ?

Das Umweltbundesamt verweist in seinem Leitfaden die Betroffenen an Gesundheits- oder Umweltämter oder an örtliche Verbraucherzentralen. Wenn Baubiologen sich mit Fogginanalysen auskennen, sollten sie dieses Wissen in ihr Leistungsspektrum mit aufnehmen und Umweltämter oder Verbraucherberatungsstellen darüber informieren.

8. Linktipps

http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2276.pdf
http://agoef.de/agoef/schadstoffe/schwarzstaub_magic_dust.html
http://www.alab-berlin.de/fachartikel/schadstoffinfos.html#top18.3
http://www.kirschmann.de/spip.php?article22

Weitere Informationen

www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2276.pdf





 


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