Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 28.03.2024

 

Schimmelexperten achten auf den Taupunkt

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Sichtbarer Schimmelbewuchs in der Wohnung sorgt bei den Betroffenen immer für Unbehagen. Denn niemand möchte den ungeliebten Mitbewohner in seiner Nachbarschaft haben. Zur Ursachenanalyse ist ein Blick in die bauphysikalischen Zusammenhänge unerlässlich. Der Fokus richtet sich auf Raumlufttemperatur und relative Luftfeuchte sowie auf die Oberflächentemperaturen der Umgebungsflächen. Der Schimmelpilz wächst immer dann, wenn er genug Nahrung und ausreichend Feuchtigkeit in seinem Umfeld vorfindet. Bei der "Nahrung" ist der Pilz nicht wählerisch. Da reicht schon etwas Hausstaub, wie er in jeder Wohnung zu finden ist. Für den Feuchtigkeitseintrag sorgt in den häufigsten Schadensfällen kondensierter Wasserdampf aus der Raumluft. Zur Ermittlung von Ursache und Wirkung nehmen Schimmelexperten den Taupunktrechner zur Hilfe.

Taupunktwerte mit Hilfe von Tabellen oder einem Computerprogramm ermitteln

Am bequemsten lässt sich der Taupunkt auf elektronischem Wege errechnen; entweder mit einem digitalen Messgerät oder Online mit Hilfe eines der vielen Angebote im Internet. Wer gerade keinen Rechner zu Hand hat, kann auf eine ausdruckte Tabelle zurückgreifen. Allein auf einer DIN-A4-Seite lassen sich die gängigsten Kombinationen zwischen Raumtemperatur und relativer Luftfeuchte anzeigen. Die folgenden Beispiele dienen zum Verständnis. Bei einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 % errechnet sich eine Taupunkttemperatur von 14,4 Grad. Beträgt die Raumtemperatur beispielsweise 18 Grad Celsius und die relative Luftfeuchtigkeit 60 %, liegt der Taupunkt bei 10,1 Grad.

Vergleich von Taupunkt und Oberflächentemperatur

Zur Ursachenermittlung für einen Schimmelschaden benötigt der Sachverständige neben dem Taupunkt auch die Oberflächentemperatur. Als Messgerät eignet sich entweder ein Infrarotthermometer oder eine Wärmebildkamera.
Die Kamera bietet den Vorteil, dass die Temperaturverhältnisse an der Wand oder an der Decke sofort dokumentiert werden können und später in den Untersuchungsbericht zu übernehmen sind. Liegt die Oberflächentemperatur an einem bestimmten Messpunkt bei maximal 10,1 Grad Celsius (siehe Beispiel oben), dann ist bei gegebenen Werten die Taupunkttemperatur erreicht und der Wasserdampf kondensiert an dieser Stelle. Die Differenz zwischen der Raumtemperatur und der Oberflächentemperatur beträgt im Beispiel 7,9 Grad Celsius. Dieser gravierende Unterschied lässt auf Mängel in der Bausubstanz schließen.

Ursachen für Wärmebrücken

Krasse Unterschiede zwischen Raumtemperatur und Oberflächentemperatur an bestimmten Bauteilen nennen Fachleute eine "Wärmebrücke". Physikalisch betrachtet sind dies örtlich begrenzte Stellen, die im Vergleich zu den angrenzenden Bauteilen eine höhere Wärmestromdichte aufweisen. Die erhöhte Wärmestromdichte sorgt für einen zusätzlichen Wärmeverlust und für eine verringerte Oberflächentemperatur. Wärmebrücken sind somit energetische Schwachstellen in einer Baukonstruktion. Besonders häufig sind Wärmebrücken an Fenster- oder Türleibungen bei ungenügender Wärmedämmung der Fassade zu finden. Aber auch auskragende Betondecken, Ringanker, Rollokästen oder Heizkörpernischen sorgen für Wärmebrücken. In diesen Fällen hilft nur eine Verbesserung der Wärmedämmung durch eine nachträgliche Außendämmung oder im Einzelfall durch eine fachgerechte Innendämmung.

Ein Blick auf das Nutzerverhalten

Die Taupunktermittlung im Zusammenhang mit der Oberflächentemperatur lässt auch Rückschlüsse auf das Verhalten der Bewohner zu. Eine relative Luftfeuchtigkeit von mehr als 70% über einen längeren Zeitraum sollte vermieden werden. Selbst bei intakter Bausubstanz kann sich durch die Verwendung von konventionellen Heizkörpern hinter großen Schränkwänden Schimmel bilden. Denn Radiatoren verteilen die Wärme über natürliche Konvektion im Raum. Ecken und Bereiche hinter Möbeln, die zu dicht an den Wänden stehen, werden vom Wärmeluftstrom schlechter erreicht und damit weniger warm. Zur Dokumentation des Nutzerverhaltens sind Aufzeichnungen des Raumklimas mit Hilfe von Datenloggern eine geeignete Methode. Die Messung sollte mindestens vier Wochen dauern und die Werte an verschiedenen Stellen der Wohnung aufzeichnen, darunter auch an den Stellen mit Schimmelwachstum.

Weitere Informationen

rechneronline.de/barometer/taupunkt.php
www.architekt-schiller.de/taupunktrechner/index.php
www.corak.ch/service/taupunkt-rechner.html
www.tf80.de/





 


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