Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 23.04.2024

 

Polyfluorierte Chemikalien in jeder fünften Blutprobe von Kindern nachgewiesen

Share on Facebook Share on Twitter

Der European Green Deal will die gesamte Gruppe der PFAS verbieten -

Ein großer Teil der polyfluorierten Akylsubstanzen (PFAS) ist bereits verboten. Aber die Chemieindustrie erfindet immer wieder neue Ersatzstoffe, welche die Behörden in den Verkaufsprodukten erst ausfindig machen und nachweisen müssen. Der unsägliche Kreislauf zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit könnte nur durch ein Verbot der gesamten Stoffgruppe unterbrochen werden. Die EU-Kommission hat am 25.4.22 einen Fahrplan für das Verbot von gefährlichen Chemikalien veröffentlicht. Dazu passt ein aktuelles Forschungsprojekt des Helmholtz-Zentrums Hereon: Forschende haben im Rahmen einer aktuellen Studie das Wasser von Flüssen in China und in Deutschland untersucht und mit einer neuen Labormethode herausgefunden, welche Arten von polyfluorierten Chemikalien eingeleitet wurden. So fand man in China im Fluss Xiaoqing die inzwischen weltweit verbotene Substanz Perfluoroktansäure (PFOA). In Deutschland wurde das Wasser der Alz untersucht. Die Laborexperten entdeckten zwar keine verbotenen Stoffe, wohl aber bisher unbekannte Ersatzstoffe wie z.B. Hexafluorpropylenoxid-Dimersäure (HFPO-DA) oder Perfluormethoxypropansäure (PFMOPrA). Kein Wunder eigentlich, denn es gibt weltweit mehrere tausend PFAS.

Polyfluorierte Chemikalien schaden besonders Kindern

Die Chemikalien stehen im Verdacht, Wirkungen von Impfungen zu verhindern und die Infektneigung zu erhöhen. Dies führt besonders bei Kindern zu ernsten Problemen. Die bekanntesten Vertreter der Akylsubstanzen sind Perfuoroktansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroktansäure (PFOA). Für beide Chemikalien hat die Kommission Human-Biomonitoring (HBM) Richtwerte definiert. Der HBM-I-Wert gilt als Prüf- oder Kontrollwert und gibt Hinweise auf eine Schadstoffbelastung im Körper. Der HBM-II-Wert ist als Interventions- und Maßnahmenwert anzusehen. Bei dessen Überschreitung besteht akuter Handlungsbedarf. Der HBM-I-Wert für PFOA im Blutplasma liegt bei 2 Mikrogramm je Liter, für PFOS bei 5 Mikrogramm je Liter. Eine Studie des Umweltbundesamts (UBA) aus dem Jahr 2020 wies nach, dass die PFOA-Konzentration in jeder fünften Blutprobe deutscher Kinder und Jugendlicher über dem HBM-I-Wert gelegen hat. Die Forschenden des Helmholtz-Zentrums Hereon weisen darauf hin, dass nur bei Unterschreitung des HBM-I eine gesundheitliche Beeinträchtigung auszuschließen ist.

Erhöhte Cholesterinspiegel durch PFAS?

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat epidemiologische Studien ausgewertet, um Erkenntnisse über gesundheitliche Auswirkungen von PFAS zu gewinnen. Darin fand man einen Zusammenhang zwischen PFOS/PFOA-Gehalte im Blut und einer Erhöhung des Cholesterinspiegels. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) weist darauf hin, dass ein erhöhter Cholesterinspiegel auch andere Gründe haben kann. Dennoch empfiehlt das BfR Maßnahmen zur weiteren Minimierung der Exposition gegenüber PFOS und PFOA durch Lebensmittel. Auch das Trinkwasser sollte als Expositionsquelle berücksichtigt werden.

Warum sind polyfluorierte Chemikalien so begehrt?

PFAS besitzen Kohlenstoff-Fluor-Bindungen, welche zu den stärksten Bindungen in der organischen Chemie zählen. Die Chemikalien werden von der Industrie hoch geschätzt, da sie zugleich wasser-, fett- und schmutzabweisend sind. Weltweit bekannt sind beispielsweise die Teflonpfannen und die wasserabweisenden Textilien von Gore-Tex. Bereits seit Anfang 1940 Jahren werden PFAS in zahlreichen Alltagsprodukten eingesetzt, wie zum Beispiel in Textilien, Kochgeschirr, Lebensmittelverpackungen, Kosmetika und Medizinprodukten. Auch in Papierbeschichtungen, Pflanzenschutzmitteln und Feuerlöschern sind die Chemikalien zu finden. Außerdem werden PFAS zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln oder Feuerlöschmitteln verwendet. Der gravierende Nachteil besteht darin, dass PFAS sowohl bei der Herstellung als auch bei der Anwendung und der Entsorgung in die Umwelt gelangen und später wieder in der Nahrungskette landen. Die Sanierung von Böden ist aufgrund der besonderen Eigenschaften der PFAS kompliziert und aufwändig. Eine vollständige Beseitigung wäre nur in hochtemperierten Sondermüllverbrennungsanlagen möglich. "Diese Anlagen sowie Deponien, die die kontaminierten Mengen aufnehmen könnten, stehen in der benötigten Kapazität jedoch nicht zur Verfügung", weist das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hin.

Weitere Informationen

www.umweltbundesamt.de/publikationen/schwerpunkt-1-2020-pfas-gekommen-um-zu-bleiben

idw-online.de/de/news792298

www.bmuv.de/faqs/per-und-polyfluorierte-chemikalien-pfas

www.bfr.bund.de/cm/343/neue-gesundheitsbezogene-richtwerte-fuer-die-industriechemikalien-pfos-und-pfoa.pdf

www.dnr.de/aktuelles-termine/aktuelles/giftfreie-umwelt-einen-schritt-weiter






 


Teilen auf Social Media