Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

MVOC stören den Botenstoff Dopamin im Gehirn

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Einige Schimmelarten produzieren Mykotoxine -

Eine interessante These stellte der Kinderarzt Dr. Hanauske-Abel beim AGÖF-Kongress 2019 in Hallstadt vor. Demnach dringen MVOC über die Nase bis zum Gehirn vor (N2B=nose-to-brain) und verringern dort den Dopamingehalt. Bestimmte Gehirnzelle benötigen Dopamin als Antriebsmittel für ihre Entwicklung. Fehlt dieser Neurotransmitter (Botenstoff), dann sterben die Zellen ab. Hanauske-Abel sieht darin eine (Teil-)Ursache für Gehirnerkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer. Seiner Meinung nach wurde diese Erkenntnislage im Labor durch Experimente mit der Fruchtfliege (Drosophila melanogaster) eindeutig nachgewiesen. Der Arzt leitet aus diesen Ergebnissen ab, dass MVOC-produzierende Schimmelpilzarten im Innenraum eine unbestreitbare Gesundheitsgefährdung darstellen.

Definition von MVOC

Bestimmte Schimmelpilzarten produzieren leichtflüchtige organische Verbindungen, die in der Fachliteratur als "Microbial-Volatile-Organic-Compounds = MVOC" bezeichnet werden. Diese leichtflüchtigen Stoffe gehören zur Gruppe der Mykotoxine. Die Mykotoxinforschung begann 1960, als man herausfand, dass Pilzgifte in verschimmeltem Erdnussschrot am Tod von mehreren Tausend Puten in England verantwortlich waren. Das "Aflatoxin" wurde in diesem Fall vom Schimmelpilz Aspergillus flavus gebildet. Aflatoxine können aber auch von anderen Gattungen gebildet werden. Neben dem genannten Mykotoxin sind weitere Gruppen zu nennen, die eine ähnliche Molekularstruktur aufweisen, z.B. Fumonisine, Ochratoxine, Trichothecene oder Satratoxine. Inzwischen sind in der Wissenschaft 450 verschiedene Mykotoxine bekannt, die jeweils verschiedene toxikologische Wirkungen aufweisen können. Eine eindeutige Beziehung zwischen Schimmelpilz und Mykotoxin besteht in den meisten Fällen nicht.

Analytik und Bewertung im Innenraum

MVOC sind in der Regel bei Schimmelbefall in der Raumluft anzutreffen, wenn mykotoxinbildende Gattungen die Basis bilden. Analytisch erfasst werden sie alternativ über die Raumluft nach dem Tenaxverfahren, über eine Staubfilterauswertung oder über die Untersuchung von Stäuben im Innenraum. Die Proben werden im Labor massenspektroskopisch nach dem LC-MS/MS-Verfahren aufgetrennt und bewertet. Eine gesundheitliche Risikobewertung liegt in Deutschland noch im Argen. So mahnte Prof. Manfred Gareis, emeritierter Professor an der LMU München, beim AGÖF-Kongress in Hallstadt dringenden Forschungsbedarf an. Im Bereich Lebensmittelsicherheit gelten bereits Höchstmengenregelungen für bestimmte Mykotoxine in definierten Lebensmitteln, z.B. für unverarbeitetes Getreide 2 bis 10 Mikrogramm (µg) Aflatoxin auf 1 Kilogramm. Für Kleinkinder unter drei Jahren sind die Vorgaben weitaus strenger. So darf in Getreidebeikost nur 0,025 bis 0,10 µg/kg Alflatoxin enthalten sein. Bei der inhalativen Aufnahme von Mykotoxin ist das Gesundheitsrisiko jedoch höher zu bewerten. Im Tierversuch wurde nachgewiesen, dass die tödliche Dosis (LD-50) von T-2 Toxin bei der Aufnahme über die Atemwege um den Faktor 70 geringer war als bei der Aufnahme über die Nahrung (0,05 : 3,5 mg/kg).

Mykotoxine können sich direkt in der Nasenschleimhaut bilden

Für Dr. Hanauske-Abel steht ein Gesundheitsrisiko bei Mykotoxinbelastung im Innenraum außer Frage. Die Verbindung von nose-to-brain (siehe oben) sei nachgewiesen. Wenn MVOC direkt über die Nase aufgenommen werden, sind sie im Blut nicht nachweisbar. Allerdings wäre es trügerisch, eine Besiedelung der Nasenschleimhaut mit Mykotoxinen direkt mit MVOC in der Raumluft zu verbinden. Forschungen von Lieberman et al. ergaben, dass im Nasensekret von Patienten mit Rhinosinusitis-Erkrankung lokal gebildetes Ochratoxin A gefunden wurde. Dieser Vorgang kann auch verzögert auftreten, so dass bei einer ärztlichen Anamnese der Schimmelbefall möglicherweise nicht mehr im Bewusstsein vorhanden ist. Eine Veröffentlichung von Brewer at all. zeigt, dass Mykotoxine im Urin von chronisch-kranken Patienten nachgewiesen werden können. Diese Patienten wurden daraufhin mit einer antifungalen Therapie direkt im Nasenraum behandelt.

Quellen

- Mitschrift der AGÖF-Tagung am 18.10.19 in Hallstadt
- Tagungsband des 12. Fachkongresses der AGÖF vom 17./18.10.2019 in Hallstadt
- https://de.wikipedia.org/wiki/Mykotoxin






 


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