Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 29.03.2024

 

Lehm und Holz als wichtigste Baustoffe

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Architekt Burkhardt Niepelt aus Untermembach in Mittelfranken berichtet auf dem Lehmbau-Workshop am 13.3.2004 in Bayreuth mit einem Lichtbildervortrag über die Entstehungsgeschichte eines Holzständerhauses mit ganzheitlich baubiologischen Grundsätzen.
Nachstehend erfahren Sie die wichtigsten Daten des Bauvorhabens vorab. Anlässlich des Lehmbau-Workshops lernen Sie weitere Details kennen und können ausführlich Fragen stellen:
Die Baustoffe sollten baubiologisch einwandfrei, der Erde unverfälscht entnommen und später wieder rückführbar sein. So fiel die Entscheidung auf Holz und Lehm als Grundbaustoffe.

Das Holz wurde vielfältig verwendet

Das tragende Gerüst wurde aus massiven Kiefernstämmen nach dem Mond im Winter geschlagen, gesägt, luttfgetrocknet und mit Holz-Holzverbindungen zimmermannsmässig errichtet. Ausgefacht wurden die Wände dann mit Holzhackschnitzel-Lehm, wobei die Außenwände nach außen hin um ca. 20 cm aufgedoppelt wurden, um die Dämmung der Aussenhaut zu gewährleisten. Mit einer Kantholzstärke von 15 cm entstehen so ca. 35 cm starke Aussenwände.

Grundgedanke der Holzverwendung

Die Kiefernstämme aus heimischen Wald sollen möglichst ganzheitlich verwendet werden. So wurden sämtliche Konstruktionen auf Aufbauten des Hauses danach ausgerichtet und berechnet:
· die Tragkonstruktion aus massiven Stämmen
· die Verschalungen aus sägerauen, astigen Brettern für nichtsichtbare Bereiche bzw. aus gehobelten astfreien Brettern für sichbare Bereiche aus den Seiten der Bäume
· Hobeldielen für den Boden aus dem Stammbereich mit wenig und kleinen Ästen
· Lagerhözer und Latten für das Dach, den Fussbodenaufbau, Aussenverschalungen und Terrasse
· Hackschnitzel für die Wände aus den Abschnitten und Schwarten
· Hobel- und Sägespäne für die Dämmungen
· und Restholz aus dem Abbund für die Wärme aus dem Kachelgrundofen

Lehm aus baunahem Aushub

Der Lehm stammte aus baunahem Aushub und wurde zu Baumaterial verarbeitet. Der eigene Aushub war zu sandig. Lehm, Sand und Hackschnitzel wurde bauseitig gelagert. Als Arbeitskräfte konnten vier Architekturstudentinnen der FH Nürnberg gewonnen werden.
Erste Mischungen des Hackschnitzellehms führten zu überraschend guten Ergebnissen. Der Mischer in form eines Radladers, mit Zwangsmischer als Schaufel, wurde zur wichtigesten und wertvollsten Maschine auf der Baustelle. Die ersten Innenwände wurden mit Leisten versehen, mit Lehmschlämme gestrichen und mit der Hackschnitzel-Lehmmischung gefüllt.
Erforderlich hierfür war eine Kletterschalung aus Brettern, die mit Schreinerzwingen an den Pfosten befestigt wurden. Das Holzfachwerk sollte ja sichtbar bleiben und sich auch nach Fertigstellung der Wände noch in einem ansehnlichen Zustand befinden. Die Hackschnitzelmischung wurde so eingestellt dass sich für die Innenwände eine Rohdichte von ca. 900 bis 1000 kg/m3 ergab und für die Aussenwände von ca. 800 kg/m3.

Hobelspäne als Wärmedämmung im Dachgeschoss

Als Wärmedämmung im Dach wurden Hobelspäne unter Zusatz von gelöschtem Kalk verwendet. Der Dachaufbau ist diffusionsoffen, die Kraftpapierbahn innen hat einen sd-Wert von 3,9, die Bahn unter den Ziegeln von 0,02.

Abschirmung gegen Elektrosmog

Da in ca. 800 m Entfernung ein Mobilfunksendemast mit mindestens acht Betriebern steht, entschieden wir uns, den gesamten Dachbereich sowie die geputzten Ausswände im EG abzuschirmen. Realisiert wurde diese Abschirm-Massnahme im Dach und an der Fassade im Erdgeschoss mit einem Putzgewebe, das leitfähig ist, und in das zur Abschirmung hochfrequenter Wellen Edelstahdrähte eingewoben sind. Bei einem Preis von ca. 6 Euro/m2 ist es relativ kostengünstig.

Baudaten für die Bereiche Holz und Lehm

Insgesamt wurden ca. 100 Festmeter Holz ganzheitlich verwertet und somit ca 77.000 kg Kohlendioxid gespeichert. 4.000 Stück 10-Liter-Baueimer Hackschnitzellehm wurden von durchschnittlich acht bis zehn Händen frisch gemischt in die Schalung eingebracht und verdichtet. Hätte man das gleiche Gebäude mit gebranntem Ton gebaut, könnte man das fertige Holz-Lehm-Haus ca. 6 Jahre lang heizen und hätte dann genausowviel Energie verbraucht wie allein zur Herstellung der Ziegel notwendig gewesen wäre.

Weitere Informationen

www.baubiologie-regional.de/lehmbau0.php





 


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