Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 29.03.2024

 

Lärmmessung in der stillen Zeit

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Seismologen zeichnen weltweit die Vibrationen am Boden auf. In einem internationalen Netzwerk tragen sie die Daten zusammen. Seitdem das Coronavirus die Leute zur Ruhe anhält, sind die Hintergrundgeräusche merklich reduziert. Thomas Lecocq, ein Geologe des Royal Observatory in Belgien, misst in seiner Heimatstadt Brüssel dreißig bis fünfzig Prozent weniger Vibrationen als vor dem Lockdown. Er teilte auf Twitter sein Diagramm und weckte damit das Interesse von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt. Diese begannen ebenfalls, die verringerte Aktivität an vielen weiteren Orten zu messen und bestätigten die bisher beispiellose globale Lärmreduzierung. Die Forscher sehen in der stilleren Zeit auch Vorteile, denn nun lassen sich solche Phänomene besser untersuchen, die normalerwiese im Lärm des Alltags untergehen. Die Messgeräte zeichnen zum Beispiel schwache oder weit entfernte Erdbeben auf, die normalerweise nicht messbar sind.

Betroffene reagieren in Zeiten des Lockdowns sensibler auf Störgeräusche

Die unerwartete Stille lässt viele Menschen sensibler auf Störgeräusche reagieren. So registriert der Baubiologe Joachim Weise seit Ende März 2020 vermehrt Anrufe von Brummton-Betroffenen. Nicht wenige Menschen reagieren mit gesundheitlichen Problemen auf die Störgeräusche: "Das ständige Brummen im Haus führt insbesondere bei meinem Mann bereits zu Schlafstörungen, einem gefühlten Druck auf den Ohren und es ist praktisch keine Entspannung mehr möglich. Besonders belastend ist es natürlich zur Zeit, da man sich fast nur Zuhause aufhält", schreibt eine Betroffene aus Nordbayern. Eine weitere lärmgeschädigte Familie wohnt im Landkreis Nürnberg. "Meine Frau klagt zunehmend über massiven Ohrendruck bzw. Brummen in unterschiedlicher Stärke, stundenweise, sowohl tagsüber als auch nachts", lautet der Text einer Email. Untersuchungen beim Ohrenarzt zeigten im geschilderten Fall keine Auffälligkeit. Anfragen dieser Art kommen aus allen Teilen der Republik.

Lärmmessungen sind jetzt auch tagsüber möglich

Die Stille im Frühjahr 2020 bietet sich geradezu an, die lokal unterschiedlich auftretenden Brummtöne besser zu erfassen. Oft sind die Lärmmessungen der Akustiker durch zu laute Hintergrundgeräusche nicht zielführend. Denn feine Störgeräusche in der Wohnung sind normalerweise tagsüber vom Lärm des Straßenverkehrs oder von Industrieanlagen überdeckt. Deshalb werden Lärmmessungen üblicherweise in die Abend- oder Nachtstunden verlegt. Die nun unerwartet aufgetretene Stille bietet für Messtechniker die Gelegenheit, unter Einhaltung der Hygieneauflagen auch tagsüber zu messen.

Langzeitaufzeichnungen sinnvoll bei unregelmäßig auftretenden Geräuschen

Kompliziert wird die Lärmmessung, wenn die Geräusche nicht regelmäßig auftreten. Unter Umständen kommt der Techniker ins Haus und findet gerade keine Störung vor. Deshalb führen Betroffene in der Regel über Wochen ein Lärmprotokoll, um eine erfolgreiche Messung zu garantieren. Ein weiteres Hilfsmittel bei der Brummtonsuche stellen Langzeitaufzeichnung von Geräuschen dar. Sogar bis zu 72 Stunden am Stück lassen sich die Schalldaten speichern. Es leuchtet aber ein, dass die Masse von Daten ohne geeignete Software nicht auswertbar ist. Mittlerweile ist diese aber preiswertig zu haben. Die modernen Programme zeigen Geräuschspitzen grafisch auf und gestatten es nachträglich, in die jeweilige Tonpassage "hineinzuhören". Soll ein Zeitabschnitt intensiver analysiert werden, kann die Spur ausgeschnitten und in ein eigenes Projekt exportiert werden.
Bildquelle: seismologie.be

Weitere Informationen

www.seismologie.be/de
www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2020/04/seismometer-zeichnen-klang-der-stille-waehrend-der-pandemie-auf
www.nti-audio.com/de/produkte/software/data-explorer
www.brummton.com





 


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