Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 29.03.2024

 

Gesundheitsgefährdung am Arbeitsplatz durch Isocyanate

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Manchmal liegen die Ursachen von allergischen Erkrankungen nicht im häuslichen Umfeld, sondern am Arbeitsplatz. Diese Erfahrungen machte kürzlich ein Baubiologe in Nordbayern, als er zu den Ergebnissen eines Bluttests auf Umweltschadstoffe Stellung nehmen sollte. Das Laborergebnis hatte einen auffälligen Wert des Stoffes "Diisocyanatohexan" angezeigt. Von der betroffenen Kundin wurde die Ursache im häuslichen Umfeld vermutet. Eine Wohnraumbegehung durch den Fachmann zeigte aber keine auffälligen Einrichtungsgegenstände. Ein kurzes Studium der Fachliteratur gab dann wichtige Hinweise. Bekannt ist, dass in Bauprodukten verwendete Isocyanate sehr leichtflüchtig sind und deshalb ein Nachweis in der Raumluft kaum möglich ist. Isocyanate können aber sehr wohl am Arbeitsplatz auftreten und gesundheitliche Probleme verursachen. Die Kundin des Baubiologen konnte bestätigen, dass an ihrem Arbeitsplatz isocyanathaltige Lacke für die Oberflächenbeschichtung verwendet wurden. Höchstwahrscheinlich resultiert die Sensibilisierung aus diesem Bereich.

Diisocyanat ist ein wesentlicher Ausgangsstoff für Oberflächenbeschichtungen

Ein großer Teil von isocyanathaltigen Polyurethan-Lacken wird in Deutschland zu Lackvorprodukten für die Automobil- und Möbelindustrie verwendet. Ein weiteres Anwendungsfeld sind Schäume, Kleber, Härter und Vergussmassen für die Baubranche. Der Stoff findet aber auch in Pharmazeutika oder Pestiziden Anwendung. Von besonderer Bedeutung sind Isocyanathaltige Aerosole, die beim Spritzlackieren von Lacken mit Isocyanathärter entstehen. Mit einer Gesundheitsgefährdung ist auch beim Verarbeiten von Isocyanathaltigen 2-Komponenten-Reaktionssystemen zu rechnen. Werden Isocyanate großflächig aufgetragen, können sie durch verdunstende Lösemittel mitgerissen werden.
Baubiologen in Deutschland finden

Auch Handwerker sind gefährdet

Weniger bekannt ist die die Tatsache, dass Isocyanate durch Arbeiten während der Bau- oder Sanierungsphase freigesetzt werden können, z.B. durch Erhitzen, Verschwelen und Verbrennen. Hier ist besonders an das Schweißen von PUR-lackierten bzw. -beschichteten Metallen zu denken. Schutzmaßnahmen sind auch zu ergreifen beim Schneiden von Hartschaumplatten, der mechani-schen Bearbeitung unter Hitzeentwicklung von Isocyanat-verleimten Spanplatten oder dem Anschleifen von PUR-Anstrichen. Auch starkes Erhitzen und Verbrennen von stickstoffhaltigen Materialien, wie Phenol-Formaldehyd-Harnstoff-Harz kann Isocyanate freisetzen.

Vorgefundene Krankheitsbilder

Isocyanate können in erster Linie zu Atemwegserkrankungen führen; in besonders schweren Fällen zu berufsbedingtem Asthma. Die Aufnahme erfolgt durch Isocyanathaltige Gase, Dämpfe, Aerosole und oder Staubpartikel. Nach tierexperimentellen Befunden mit hohen Dosen verteilen sich Isocyanate bzw. deren Metabolite auch im Blut, im Gastrointestinaltrakt und in geringen Mengen in anderen Organen. Isocyanate rufen gelegentlich eine Sensibilisierung im Sinne einer Typ-I-Allergie hervor. Forschungsergebnisse haben auch gezeigt, dass Isocyanate chemisch mit NH2- und OH-Gruppen reagieren können, so dass Zellmembranen im menschlichen Körper verändert und zerstört werden können.

Weitere Informationen

www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Berufskrankheiten/pdf/Merkblatt-1315.pdf
de.wikipedia.org/wiki/Hexamethylendiisocyanat





 


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