Baubiologie und Oekologie

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Bayreuth, 20.04.2024

 

Fracking geht uns alle an

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Erschüttert zeigten sich die meisten Fernsehzuschauer nach der Ausstrahlung des Filmes "Gasland" am letzten Dienstag bei Arte-TV. Dies geht jedenfalls aus den achtzig Kommentaren auf dem Arte-Blog hervor. Der Film aus dem Jahre 2010 schildert, wie in den USA mit hohem Lobbyeinsatz Umweltstandards hinsichtlich des Trinkwasserschutzes gesetzlich außer Kraft gesetzt wurden. Anschließend war der Weg frei für die Gasunternehmen. Das Hydraulic-Fracturing-Verfahren versucht unter Einsatz großer Mengen Wassers, Sand und Chemikalien natürliches Gas aus Schiefergestein in großer Tiefe herauszulösen, abzupumpen, zu reinigen und in das Gasnetz einzubringen. Die chemisch verseuchten Restwassermengen müssen entsorgt werden. Die Industrie sieht im Fracking die Chance einer vom Ausland unabhängigen Energiegewinnung und die Schaffung von Arbeitsplätzen. "Die Energie gehört uns", lautet der Leitspruch der Industrielobby.

Brennende Wasserleitungen

In "Gasland" zeigt der Autor John Fox, wie Anwohner mit dem Feuerzeug Wasser aus der Leitung anzünden. Die braune oder schwarze Brühe sollen die Menschen trinken können, da die Behörden eine gesundheitliche Unbedenklichkeit bescheinigt haben. Einem Mitarbeiter der Gasfirma wurde das Leitungswasser ebenfalls zum Trinken angeboten. Dieser lehnte aber dankend ab. Menschen werden aber nicht nur durch das Wasser selbst krank, sondern auch durch die Abgase im Fördergebiet. Der verwendete Chemikaliencocktail wird von Betreiberseite nicht preisgegeben.

Schiefergasförderung auch in Europa

Arte-TV berichtet weiter, dass in Polen bereits mit dem Gasabbau begonnen wurde. Im Südostens Polens setzen sich Bauern seit zwei Jahren gegen den Öl-Multi Chevron zur Wehr. Die Furcht vor Trinkwassergefährdung geht um. Einige EU-Abgeordnete unterstützen die Bewegung "Occupy Chevron" und versuchen, die Tusk-Regierung umzustimmen. Der Dokumentarfilm "Gas-Fieber" von Lech Kowalski ist ebenfalls auf Arte-TV abrufbar. Von Londons Bürgermeister Boris Johnson wird behauptet, dass er nicht davor zurückschrecken soll, sogar unter der britischen Hauptstadt das Schiefergestein mittels hydraulic-fracturing aufzubrechen. Werden das die Briten klaglos mitmachen?

In Deutschland?

Die schwarzgelbe Regierung hatte die Regelung für den Schiefergasabbau bereits Anfang 2013 auf den Weg gebracht. Der Widerstand der Oppositionsparteien ließ das Gesetz im Bundesrat scheitern. Vor der Bundestagswahl wird wohl nicht mehr viel geschehen. Falls die bisherige Regierung wieder ans Ruder kommt, ist ein neuer Anlauf für den Gasabbau in Deutschland zu erwarten. Die Bürgerinitiativen werden jedenfalls wachsam bleiben.

Update: Gasland II ist veröffentlicht. Die englische Version ist bei Youtube abrufbar.

Joachim Weise

Fotoquelle: fotalia.com © Trueffelpix

Weitere Informationen

future.arte.tv/de/thema/wie-weiter-mit-dem-schiefergas





 


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