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Bayreuth, 28.03.2024

 

Forscher wollen gesundheitliche Risiken von Nanomaterial eingrenzen

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Produkte, die Nanomaterial enthalten, schleichen sich unbemerkt in unser Leben. Wie es scheint, kann niemand auf der Welt das Risiko für die Gesundheit und die Umwelt genau einschätzen. Diesen Sachverhalt bestätigen sogar die Verantwortlichen des Bundesamts für Risikoforschung (BfR). "Die Risikobewertung von Nanomaterialien ist mitunter schwierig und sehr aufwendig", sagt Dr. Andrea Haase vom BfR. "Und die Liste der zu testenden Substanzen wird täglich länger, da die Nanotechnologie zu einer Schlüsseltechnologie mit breiten Anwendungsfeldern heranwächst." Nanopartikel sind so winzig, dass sie leicht über die Lunge, die Haut oder den Magen-Darm-Bereich in den Körper eindringen können. Mittlerweile weiß man sicher, dass die winzigen Partikel je nach Oberflächenbeschaffenheit und Größe der Konglomerate in den Zellen oxidativen Stress auslösen können. Als Folge entstehen Entzündungsprozesse, an deren Ende schließlich der Zelltod steht.

Neue Testverfahren zur Gruppenbildung von Nanomaterial

Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) suchen gerade nach effizienteren Testverfahren für Nanoprodukte. Die zentrale Frage lautet, wie Nanopartikel sinnvoll in Gruppen zusammengefasst werden können und wie Ursache-Wirkungszusammenhänge von großen Datenmengen in Echtzeit einzuschätzen sind. Zum Einsatz kommt dabei ein neues biochemisches Analyseverfahren mit der Bezeichnung "Omics". Die Bezeichnung "Omik" und kommt aus dem griechischen und bedeutet "weiblich". Omics-Technologien sind biochemische Anordnungen (Assays), die umfassend und gleichzeitig Moleküle desselben Typs aus einer biologischen Probe messen. Unterschieden werden unter anderem Genomics für die Profil-DNA oder Metabolomics für Stoffwechselvorgänge. Die Forscher des Helmholtz-Zentrums arbeiten mit der Multiomics-Methode: damit bestimmen sie tausende Zellproteine, verschiedene Lipide und Aminosäuren und untersuchen wichtige Signalwege in der Zelle. Die Auswertung von riesigen Datenmengen brachte die Erkenntnis, dass man Nanopartikel zu Gruppen (Cluster) zusammenfassen und kategorisieren kann. Andrea Haase vom BfR sieht in den Resultaten des UFZ gute Chancen, dass nun eine effizientere, schnellere und sichere Risikobewertung von Nanomaterialien möglich ist.

Der Bund Naturschutz fordert sicheren Umgang mit Nanomaterial

Der Bund Naturschutz fordert seit Jahren, den Umgang mit Nanomaterial zu regeln und das Vorsorgeprinzip anzuwenden. Es sollen verbindliche nano-spezifische Regulierungen, mehr Transparenz und letztlich eine Herstellerhaftung verabschiedet werden. Es gelte den Schutz der Gesundheit, sowohl von der Bevölkerung als auch von den Beschäftigten sicherzustellen und die Einleitung von unverzüglichen Maßnahmen zur Vermeidung einer Belastung mit Nanomaterialien, solange deren Sicherheit nicht gewährleistet ist. Obwohl das Risiko der Nanotechnologie allen Verantwortlichen bekannt sein müsste, belässt es der Gesetzgeber bei einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Hersteller. Der Bund Naturschutz leistet zum Transparenzgedanken selbst einen wichtigen Beitrag. In seiner Datenbank "Nano-Watch" finden sich knapp tausend Einträge zu Produkten, die Nanomaterial enthalten. Dieses Selbststudium ist unerlässlich, da Nanoprodukte von Herstellerseite nicht gekennzeichnet werden müssen. Häufige Anwendungsgebiete sind Putz- und Pflegemittel, Kleidung, Kosmetik, Nahrungsergänzungsstoffe oder Beigaben zu Nahrungs- und Arzneimitteln.

Weitere Informationen

archiv.bund.net/nc/themen_und_projekte/nanotechnologie/nanoproduktdatenbank/produktsuche/
www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/nanotechnologie_kontrolle_kriterien.pdf
www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/nanos-ueberall-nanotechnologie-im-alltag/
idw-online.de/de/news729058
particleandfibretoxicology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12989-019-0321-5
www.niehs.nih.gov/health/topics/agents/sya-nano/index.cfm





 


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