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Bayreuth, 29.03.2024

 

Duftstoffe manipulieren Kunden

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Was haben die Deutsche Bahn und die Sparda-Bank gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Jedoch wollen beide Unternehmen gezielt künstliche Duftstoffe einsetzen, um ihre Kunden positiv zu beeinflussen. Duftmarketing liegt voll im Trend und ist somit ein weltweiter Wachstumsmarkt. Der weltweite Umsatz beträgt schätzungsweise 18 Mrd. Dollar. Die Duftstoffproduzenten erwartet ein goldenes Zeitalter. Vielleicht haben sie aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Wollen sich die Menschen wirklich unbewusst manipulieren lassen?

Der Geruchssinn in der Evolution

Die Natur hat dem Geruchssinn einen hohen Stellenwert eingeräumt. Ein Prozent des Genoms hat sie dafür verwendet. Geruchsstoffe erhalten einen direkten Zugang zum limbischen System im Gehirn. Geruch dient als Warnsignal bei Gefahren und beeinflusst die Partnerwahl. Sogar Spermien können riechen. Der Maiglöckchenduft der weiblichen Eizelle leitet sie auf ihrem Weg durch die Dunkelheit. Düfte können beruhigen oder erregen. Die Muttermilch etwa riecht nach Vanille. Deshalb erzeugt dieser Duft bei vielen Erwachsenen eine positive Einstellung. Anosmiker sind Menschen, die ihren Geruchssinn verloren haben. Damit fehlt ihnen nicht nur die Warnfunktion wie z.B. bei der Essensaufnahme, sondern sie leben in einer Welt "wie ohne Farben", wie es eine Betroffene formulierte.

Natürliche und künstliche Gerüche

Der Mensch hat 356 Rezeptoren für Gerüche. Eine ausgeklügelte Kombinatorik im Gehirn lässt uns eine Billion Düfte erfassen und zuordnen. Künstliche Geruchsstoffe mischen sich zunehmend in unser Leben ein. Ca. 3.000 verschiedene chemische Duftstoffe sind bekannt. Dreißig davon werden in Europa in Mengen von mehr als 1.000 Tonnen pro Jahr hergestellt. Für weitere 750 Riechstoffe wird eine Jahresproduktion größer einer Tonne geschätzt. Erzeugt werden sie in Laboren und größtenteils über die Klimaanlage in die Verkaufs- oder Aufenthaltsräume transportiert.

Schutz vor Geruchsmarketing ist gesetzlich nicht geregelt

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Krankheiten aufgrund inhalativer Aufnahme sind noch sehr dürftig. Vor allem deshalb ist Anwendung von Duftmarketing gesetzlich nicht geregelt. Das Problem betrifft offensichtlich "nur" eine kleine Gruppe von Allergikern. Das Umweltbundesamt hat das Thema aufgegriffen und gibt folgende Empfehlungen für den Einsatz von Duftstoffen:
• Die Einbringung von Duftstoffen über Klimaanlagen soll in Verkaufsräumen oder Büros kenntlich gemacht werden.
• Produkte zur Raumbeduftung sollten hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe eindeutig deklariert werden.
• Die Anwendung von Duftstoffen unterhalb der Geruchsschwelle ist zu unterlassen.

Wachsame Bürger sind gefragt

Der Gesetzgeber handelt offensichtlich erst, wenn das Problem auch bei "Lieschen Müller" angekommen ist. Wachsame und aufgeklärte Bürger können bereits vorher etwas tun: Schreiben Sie die Firmen an, die bekanntlich Duftstoffe im Kundenbereich einsetzen. Machen Sie deutlich, dass Sie nicht manipuliert werden möchten. Verlangen Sie einen Verzicht auf den Einsatz von Duftstoffen. Melden Sie die Erkenntnisse an den deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) und das Umweltbundesamt. Informieren Sie Lokalzeitungen, soziale Netzwerke und Verbraucherzentralen. Firmen wie die Deutsche Bahn und die Sparda-Bank sollten wissen, dass der Kunde nicht gerne manipuliert werden möchte.

Weiterführende Links

Der dufte Sinn – Sendung in 3SAT vom 24.9.2015
Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB)
Umweltbundesamt: Duftstoffe in Innenräumen
Video über Duftmarketing
Firma Scentcommunication bei Facebook






 


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