Baubiologie und Oekologie

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Bayreuth, 24.04.2024

 

Die Angst vor dem Rohrbruch

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Leitungswasserschäden können teuer werden -

Gut ein Viertel der Immobilienbesitzer fürchtet sich vor einem Wasserrohrbruch im eigenen Haus; damit liegt die Zahl fast gleichauf mit der Angst vor Feuer und Einbruchdiebstahl. Und tatsächlich machen Leitungswasserschäden rund 60 Prozent des Schadensaufwands von Gebäudeversicherern aus. Von mehr als einer Million Schadensfällen pro Jahr spricht die Versicherungsbranche und versucht durch Aufklärungskampagnen das schlimmste zu verhindern. Weiterhin schult die Branche die Mitarbeiter der Schadensregulierung permanent im Bereich der Ursachenforschung von Wasserschäden. Denn wenn der Versicherungsbeauftragte eine fehlerhafte Installation entdeckt, ergibt sich die Chance, den Handwerksbetrieb oder den Planer in Regress zu nehmen und die eigene Leistungssumme zu reduzieren.

Schadensfälle im Neubau und im Altbau

Wasserschäden sind kein alleiniges Problem von Materialermüdung in Altbauten. Die Versicherungsbranche kennt genügend Fälle mit Schäden in Neubauten. Rund 38 Prozent aller Ursachen sind Ausführungsfehler und zehn Prozent sind auf Produktmängel zurückzufuhren, schätzt das Institut für Schadensverhütung und Schadensforschung der öffentlichen Versicherer in Kiel (IvS). Es listet auf seiner Webseite zahlreiche Beispiele auf: Bei Eckventilen ist auf die richtige Montage zu achten. Diese sollten sich weit genug in das Gegengewinde hineinschrauben lassen, ansonsten dürfen sie nicht verwendet werden. Bei Pressverbindungen muss beachtet werden, welcher maximale Druck zulässig ist. Wenn die Leitungen einem zu hohen Druck ausgesetzt sind, werden die Verbindungen wahrscheinlich platzen. Der Installateur sollte den Bauherren das Protokoll der Druckprüfung gemäß Herstellerangaben und den Vorschriften der DIN EN 124-4 vorlegen. In einem weiteren Fall aus der Praxis drang Regenwasser in den Keller ein und sorgte für einen Wasserschaden. Der Installateur hatte in einem neu erstellten Fertighaus die Rohrdurchführung durch die Betonwand im Keller nicht vollständig abgedichtet.

Wann setzt die Materialermüdung ein?

Korrekt eingebaute Wasserleitungen können unter normalen Nutzungsbedingungen fünfzig Jahre lang und mehr halten. Aber Kupferrohre müssen langfristig gegen Feuchtigkeit geschützt werden, sonst droht der Rostfraß. Schwachpunkte der Installation sind die Rohrverbindungen. So berichtete das IvS von versprödeten Rotex-Dichtungen an Warmwasserspeichern, die zu einem Wasseraustritt führten. Kalkhaltiges Wasser stellt ein Dauerproblem für Versicherer dar. Es kann zu Ablagerungen und schließlich zum Verschluss der Leitungen führen. Ein Feinfilter, der zu Beginn des Rohrnetzes nach der Wasseruhr Haus angebracht ist, sorgt für Abhilfe. Der Behälter muss aber auch regelmäßig alle Vierteljahre von den Bewohnern entleert werden. Lässt dennoch der Wasserdruck oder die Entnahmemenge nach, muss die Wasserleitung von einer Fachfirma auf Kalkablagerungen überprüft werden. Nicht ausdrücklich erwähnt werden müsste eigentlich, dass die Wasserleitung nicht einfrieren darf. Dieses Risiko besteht bereits bei einem Neubau im ersten Winter.

Immobilienbesitzer können Vorsorge betreiben

Falls ein Rohrbruch tatsächlich eintritt, muss schnell der Haupthahn abgestellt werden. Dafür muss der Schieber aber zugänglich und beweglich sein. Wurde der Haupthahn über mehrere Jahre nicht bewegt, kann das Gewinde verhärten und es lässt sich nicht mehr drehen. Gerade im Schadensfall zählt jede Sekunde. Und sollte der Weg zum Haupthahn durch Möbel oder sonstige Gegenstände versperrt sein, wäre dies doppelt ärgerlich. Generell empfiehlt es sich, alle Absperrventile mindestens einmal jährlich zu bewegen, um die Gangbarkeit immer sicher zu stellen.

Das Wasser kann schleichend austreten

Nicht immer tritt der Wasserschaden plötzlich und massiv auf. So kann etwa ein Millimeter großes Loch in der Wasserleitung zu einem langsamen aber stetigen Austritt führen. In der Regel tropft es unbemerkt, denn normalerweise verlaufen die Leitungen im Estrich oder unter dem Putz. Der kluge Wohnungsbesitzer schreibt daher mindestens wöchentlich oder besser noch täglich den Wasserverbrauch auf. Diese Maßgabe kann zu einem beliebten Ritual führen, wenn man beispielsweise abends mit dem Klemmbrett zur Wasseruhr und auch gleich zum Stromzähler geht und die aktuellen Stände dokumentiert. Ein Schwachpunkt an der Heizanlage ist das Ausgleichsgefäß. Es kann volllaufen und letztlich zu einem Wasseraustritt am Sicherheitsventil sorgen. Deshalb muss die Druckanzeige an der Heizung regelmäßig kontrolliert werden. Sinkt der Druck dauerhaft unter den Normwert, muss der Installateur informiert werden. Auch die Dichtheit der Abwasserleitungen im Haus kann der Laie selbst überprüfen. Dazu steigt eine Person in den Revisionsschacht und eine zweite Person gießt z.B. fünf Liter Wasser in die Badewanne oder in ein Waschbecken. Die gleiche Menge Wasser sollte dann am Kanalausgang wieder ankommen.

Der Fahrplan für den Schadensfall

Bei einem Wasserschaden ist zwar Eile geboten, dennoch müssen die Betroffenen kühlen Kopf bewahren. Ein schriftlich ausgearbeiteter Notfallplan mit den folgenden Angaben sollte bereitliegen:
Wo befindet sich das Absperrventil der Hauptleitung?
Wie lautet meine Versicherungsnummer und die Telefonnummer der Versicherung?
Welche Angaben braucht die Versicherung?
Habe ich genug Lappen und Eimer, um das Ausbreiten des Wassers zu verhindern?
Welche Pumpe sollte ich anschaffen?
Woher bekomme ich Sandsäcke?
Wo finde ich Adressen von verlässlichen Trocknungs- und Leckage-Ortungsfirmen?

Die DIN-Norm 31051 definiert den Begriff "Instandhaltung"

Die DIN 31051 unterscheidet die Begriffe Wartung, Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung. Durch "Wartung" soll der Verschleiß von Bauteilen und Baugruppen vermindert werden. Dies geschieht meist durch Abschmieren und Reinigen. Die "Inspektion" dient der Feststellung des Istzustandes und dem Ableiten von notwendigen Konsequenzen für eine künftige Nutzung. Konkret kommt eine Fachkraft, um zu schauen, zu messen und zu prüfen, ob und warum etwas verschleißt und was man tun kann, um es zu verhindern. Bei der "Instandsetzung" werden Bauteile eins zu eins ausgetauscht oder ein Bauteil wird repariert, z.B. ein undichtes Teil ausgebaut und mit einer neuen Dichtung versehen. Die "Verbesserung" ist der Austausch von bestehenden Bauteilen durch bessere bzw. weiter entwickelte Produkte, die z.B. verschleißfester sind als die Vorgängermodelle.

Weitere Informationen

www.ifs-ev.org
www.hausjournal.net/rohrbruch
www.gdv.de/de/zahlen-und-fakten/versicherungsbereiche/wohngebaeude-24080
www.beuth.de/de/norm/din-en-806-1/44698245
mymaintenance.blog/2016/09/04/instandhaltungstrategie-din-31051/
www.youtube.com/watch





 


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