Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Dem blauen Licht auf der Spur

Share on Facebook Share on Twitter
Forscher der Universitätsklinik Basel wollten herausfinden, ob sich die Lichtqualität von Bildschirmen auf das Einschlafverhalten von Menschen auswirkt. Zu Testzwecken wurden je zwei Probanden fünf Stunden vor regulärer Schlafenszeit vor unterschiedliche Monitore gesetzt: einen älteren Flachbildschirm mit Leuchtstoffröhren und einen neueren Monitor mit LED-Licht. Bereits im Vorfeld wurde festgestellt, dass der LED-Schirm dreimal soviel blaues Licht abstrahlte wie der Leuchtstoffröhrenbildschirm. Die Reaktionszeiten der Probanden wurden mit Hirnstrommessungen ermittelt, der Pegel des Schlafhormons Melatonin über Speichelproben.

Forschungsergebnis und Ableitung

Die Probanden vor den älteren Monitoren wurden zur regulären Schlafenszeit müde. Bei den anderen Teilnehmern änderten sich die Hirnströme kaum. Die Auswertungen des Melatoninpegels korrelierte mit den Hirnstrommessungen. Das blaue Licht der LED-Leuchtdioden verzögerte die Bildung des Schlafhormons um etwa eine Stunde. Die Schlafforscher leiten aus den Untersuchungsergebnissen folgende Empfehlung ab: Wer zu einer bestimmten Zeit einschlafen möchte, sollte die Arbeit am Computer mindestens eine Stunde vorher beenden und dem Körper Zeit geben, sich auf die Nachtruhe einzustellen. Der Industrie wird mit auf den Weg gegeben, Leuchtdioden zu entwickeln, die ein gleichmäßiges Lichtspektrum aufweisen ohne herausragenden Blauanteil.

Die Studienergebnisse lassen sich auch andere Lichtquellen übertragen

Moderne Fernsehbildschirme arbeiten ebenfalls mit LED-Licht und LED-Leuchten halten aufgrund des Glühlampenverbots verstärkt Einzug in die Wohnungen. Der Baubiologe Joachim Gertenbach aus Wuppertal beschäftigt sich seit längerem mit Lichtmessungen. Er rät den käufern von Leuchten auf die Verpackung zu schauen. Die Bezeichnung "warm-weiß" bedeutet angenehmeres Licht mit geringerem Blauanteil. Inzwischen gibt es erschwingliche Geräte zur Messung des Lichtspektrums: mit einem Lichtspektroskop für 120 EUR lässt sich der Blauanteil gut erkennen. Hochklassige Lichtspektrometer mit darstellender Software kosten aber wesentlich mehr: hier beginnen die Preise ab 3.000 EUR.

Richtschnur ist die Natur

Für Baubiologen ist die Richtschnur zur Beurteilung der Lichtqualtität wie immer die Natur. Das sichtbare natürliche Licht bewegt sich in einem Wellenbereich von 380 Nanometer (nm) bis 780 nm. Die Farbanteile von violett bis purpur sind relativ gleichmäßig vertreten. Glühlampen und Halogenleuchten kommen dem natürlichen Licht am nähesten. Der Blauanteil ist relativ gering. LED-Leuchten haben einen relativ hohen Blauanteil und wenig purpur. Leuchtstoffkompaktleuchten oder wie umgangsprachlich bezeichnet "Energiesparlampen" zeigen ein sehr inhomogenes Spektrum mit einzelnen Spitzen im Blau-, Grün- und Orangebereich.

Weitere Infos

Artikel in der Zeitschrift Wohnung+Gesundheit, Nr. 145, Winter 2012, S. 27-29






 


Teilen auf Social Media