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Bayreuth, 29.03.2024

 

Auswirkungen von Verkehrslärm auf die Gesundheit

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Über Vier Jahre lang forschten zehn wissenschaftliche Arbeitsgruppen an den Auswirkungen von Verkehrslärm auf die Gesundheit. Ende Oktober 2015 stellten Prof. Rainer Guski von der Ruhr-Universität Bochum und Kollegen die NORAH-Studie mit der sperrigen englischen Bezeichnung "Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health" vor. Beauftragt wurde die Studie vom Land Hessen unter finanzieller Beteiligung des Flughafenbetreibers Frankfurt. Prof. Guski koordinierte die NORAH-Studie mit den Teilbereichen Lebensqualität und Belästigung, Gesundheit und Entwicklung.

Herzinsuffizienz und Depressionen

Im Interview mit der Wissenschaftsjournalistin Monika Seynsche wies Professor Guski auf die gestiegene Lärmbelastung gegenüber einer Vorgängerstudie aus dem Jahre 2005 hin. Angesprochen auf die gesundheitlichen Auswirkungen von Verkehrslärm zeigte sich Prof. Guski überrascht, dass Depressionen einen hohen Stellenwert bei Erkrankungen einnehmen. Wissenschaftlich bewiesen ist nun auch, dass Verkehrslärm verantwortlich für Herzinsuffizienz ist. Das gilt nicht nur für Fluglärm, sondern auch für Straßen- und Schienenlärm.Tödliche Herzinfarkte und Schlaganfall werden eher durch Maximalpegel von über 60 Dezibel ausgelöst. Im Gegensatz zu früheren Studien konnte eine Erhöhung des Blutdruckes durch Verkehrslärm nicht nachgewiesen werden. Brustkrebs ist laut Prof. Andreas Seidler von der technischen Universität Dresden signifikant erhöht in der höchsten Pegelklasse in der Nachtzeit von 23 Uhr bis 5 Uhr. Allerdings liegen hier nur geringe Fallzahlen vor, so dass weitere Forschungen notwendig sein.

Gestörter Schlaf ab 5 Uhr

Dr. Uwe Müller vom Institut für Luft- und Raumfahrt war verantwortlich für die Schlafstudie. Er sieht in der Schlafqualität eine wesentliche Grundlage für die Gesundheit. Durch die Einführung der Kernruhezeit von 23 Uhr bis 5 Uhr am Frankfurter Flughafen habe sich die Schlafqualität deutlich verbessert. Dies gilt aber in erster Linie für die Personen, die um 22 Uhr zu Bett gehen und um 5 Uhr aufwachen. Wer später ins Bett geht und morgens später aufstehen will, wird durch den beginnenden Fluglärm unfreiwillig geweckt. Untersucht wurden 100 "schlafgesunde" Personen. "Schlafkranke" Personen könnten sensitiver reagieren. Subjektive Antworten der Probanden in einem Fragebogen hätten ergeben, dass sich die Schlafqualität über die Jahre zunehmend verschlechtert habe.

Verzögerte Leseleistung aufgrund von Fluglärm

Frau Prof. Maria Klatte von der TU Kaiserslautern stellte die Kinderstudie vor. Untersucht wurden die Leseleistung, die sprachlichen Fähigkeiten und die allgemeine Lebensqualität. Verkehrslärm wirkt sich signifikant auf die Leseleistung aus. Bei einem Pegelanstieg um 10 Dezibel verzögert sich die Leseleistung um einen Monat. Kinder im Raum Frankfurt sind einem um 20 Dezibel höheren Dauerschallpegel ausgesetzt als der Durchschnitt der Grundschulkinder. In Konsequenz ergibt sich eine verringerte Leseleistung von zwei Monaten.

Deutsche Luftverkehrswirtschaft sieht nur "minimale Risiken"

Auf der Webseite dieses Industrieverbandes steht wörtlich: "Die Studienergebnisse zeigen insgesamt, dass die Risiken von Fluglärm für die Gesundheit minimal sind. Sie bleiben ein Vielfaches hinter Größenordnungen zurück, die in früheren Studien gefunden wurden, und sind damit deutlich geringer als von vielen befürchtet." Herzinfarkte durch Fluglärm seien durch die NORAH-Studie nicht bestätigt worden und Depressionen könnten auch andere Ursachen haben, ist die Auffassung des Verbandes. Die verzögerte Leseleistung bei Kindern sage nichts über die zukünftige Entwicklung aus.

Weitere Informationen

www.laermstudie.de/
www.fluglärm-portal.de/vor-laerm-schuetzen/warum-vor-larm-schuetzen/norah-studie/
www.faz.net/aktuell/rhein-main/mediziner-kritisieren-die-norah-studie-13884812.html





 


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