Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 28.03.2024

 

Asbest im Wochenendhaus

Share on Facebook Share on Twitter
Damit hatte Jens Kugler nicht gerechnet. Auf eine Anzeige hin kauften er und seine Frau ein Wochenendgrundstück in ruhiger Lage zur Erholung vom Berufsstress in der Großstadt. Das Wochenendhaus erschien im guten Zustand. Die Überraschung kam, als Jens einen alten Ofen am Wertstoffhof entsorgen wollte: "Darin sind Asbestplatten eingebaut. Der Ofen muss von einer Spezialfirma entsorgt werden", kam die Antwort am Recyclinghof. Daraufhin schaute sich die Familie das neu erworbene Gebäude genauer an. Die Dachabdeckung bestand aus Eternitplatten. Hinter einer Fichtenholzverschalung an der Wand im Wohnraum kam alte Glaswolle zu Tage. Die Wärmedämmung in der Wand von Dusche und WC bestand aus asbesthaltigem Material. Der Schock war groß. Bevor sich Familie Kugler weitere Gedanken über die Sanierung machte, wollte sie wissen, ob bzw. wieviel Asbeststaub in der Wohnung zu finden war. Welche Analytik ist in diesem Fall angesagt?

Staub- und Raumluftproben

Zur ersten Grobanalyse der Raumsituation eignet sich eine Staubprobe. Besonders praktisch ist der Asbeststempel einsetzbar. Mit der adhäsiven Oberfläche von wenigen Quadratzentimetern wird an vier bis fünf Stellen im Raum der Hausstaub aufgenommen. Bei Bedarf sind weitere Stempel einzusetzen. Die mikroskopische Analyse gibt erste Hinweise auf eine Asbestbelastung im Raum. Bei positivem Ergebnis sollte sich eine Raumluftanalytik anschließen. Dieses Verfahren ist zeitlich wesentlich aufwändiger einzustufen. Eine achtstündige Probenahme mit einem Durchfluss von acht Litern je Minute ist die Voraussetzung für eine fachgerechte Laboranalytik. Als Medium dient ein mit Gold bedampfter Kernporenfilter. Die Nachweisgrenze bei einer ausgewerteten Filterfläche von 1 mm2 liegt bei 300 Fasern je Kubikmeter. Nach einer erfolgreichen Sanierung sollte der Messwert kleiner 500 Fasern / m3 betragen.

Was macht Asbestfasern gefährlich?

Der faserförmige Staub kann sich zu mikroskopisch kleinen Einheiten aufspalten. Die Fasern dringen dadurch sehr tief in den Körper ein und setzen sich in den äußeren Luftwegen oder direkt in der Lunge fest. Arbeiter, die vorübergehend einer hohen Asbestrate ausgesetzt waren, entwickelten Asbestosen mit einer Latenzzeit von knapp zwanzig Jahren. Als weitere Krankheitsbilder zeigten sich Bronchialkarzinome oder Tumore im Bereich von Rippen- oder Bauchfell. Aufgrund des gesundheitlichen Risikos ist die Verwendung von Asbest in neuen Produkten inzwischen verboten worden. Dennoch sind asbesthaltige Baustoffe in vielen Gebäuden, die älter als 30 Jahre sind, aufzufinden.

Sanierungsberatung durch den Fachmann

Für die Sanierung von asbesthaltigen Produkten sind eigene Richtlinien erlassen worden. Die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) liefert mit der TRGS 521 eine wichtige Grundlage. Ebenfalls zu beachten ist Asbest-Richtlinie der ArgeBau. Sachkundige für Asbest und künstliche Mineralfasern müssen eine Fachprüfung ablegen, um diesen Titel zu führen. Für die Dringlichkeit der Sanierungsmaßnahme ist eine Checkliste abzuarbeiten. Beträgt die Punkteskala mehr als 80 Einheiten, ist eine unverzügliche Sanierung einzuleiten. Von 70 bis 79 Punkten gilt die Dringlichkeitsstufe II. Ergibt die Bestandsaufnahme eine Punktezahl von kleiner 70 Einheiten, ist eine langfristige Bewertung erforderlich. Im oben erwähnten Schadensfall der Familie Kugler liegt das Laborergebnis noch nicht vor.

Weitere Informationen

www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_9_asbest.pdf
www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/TRGS-519.html__nnn=true
www.baubiologie-regional.de/news/Kann-sich-Asbest-aus-Daechern-und-Fassaden-freisetzen--740.html





 


Teilen auf Social Media