Baubiologie und Oekologie

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Bayreuth, 29.03.2024

 

Artenverlust durch Pestizideinsatz größer als bisher berechnet

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Bisher wurde angenommen, dass Pestizide zu den am besten ökotoxikologisch untersuchten und regulierten Gruppen von Schadstoffen gehören. Unbekannt war aber, ob und in welchem Umfang und bei welchen Konzentrationen ihr Einsatz Artenverluste in Gewässern verursacht. Forscher des Helmholz-Zentrums für Umweltforschung und Kollegen aus Australien gewannen hierzu neue Erkenntnisse und berichteten kürzlich darüber in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift PNAS, die von der Akademie der Wissenschaften der Vereinigten Staaten herausgegeben wird.

"Gesamtverluste in der Biodiversität werden in erster Linie durch das Verschwinden mehrerer Gruppen von Lebewesen bestimmt, welche speziell anfällig für Pestizide sind. Dazu gehören vor allem Vertreter der Steinfliegen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen und Libellen. Diese Organismen zählen zu den arten- und individuenreichsten Besiedlern der europäischen Flüsse, Bäche und Ströme und sind wichtige Mitglieder der Nahrungskette, bis hin zu Fischen und Vögeln. Sie ermöglichen die biologische Vielfalt der Gewässerlebensräume erst, indem sie als Anzeiger der Wasserqualität für einen regelmäßigen Austausch zwischen Oberflächen- und Grundwasser sorgen."

Bisherige erlaubte Höchstmengen an Pestiziden erweisen sich als falsch

Ein besorgniserregendes Ergebnis der Studie ist, dass die verheerenden Auswirkungen der Pestizidbelastung auf diese Kleinstlebewesen bereits bei Konzentrationen festgestellt wurden, die nach den aktuellen europäischen Vorschriften als unbedenklich gelten. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Verwendung von Pestiziden ein wichtiger Treiber des Verlustes an biologischer Vielfalt ist, und dass die gesetzlich vorgeschriebenen Höchstmengen die Artenvielfalt der wirbellosen Tiere in Fließgewässern nicht ausreichend schützen. "Neue Ansätze, die Ökologie und Ökotoxikologie verbinden, werden daher dringend benötigt."

Es wird weiter berichtet, dass die Zulassung von Pestiziden bisher nur auf experimentellen Arbeiten im Labor und in künstlichen Ökosystemausschnitten beruhe. Für eine fundierte Bewertung der ökologischen Wirkung dieser chemischen Substanzen müssten die bestehenden Konzepte aber dringend mit der Realität im Freiland abgeglichen werden.

Ein wichtiges Fazit: "Die Bedrohung der Artenvielfalt durch Pestizide wurde bisher offenbar unterschätzt."

Publikation: M.A. Beketov, B.J. Kefford, R.B. Schäfer, and M. Liess (2013): "Pesticides reduce regional biodiversity of stream invertebrates". PNAS, Early Edition. 17 June 2013, DOI: 10.1073/pnas.1305618110 http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1305618110

Weitere Informationen

idw-online.de/de/news538984





 


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