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Bayreuth, 29.03.2024

 

Zuviel Nitrat im Grundwasser

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Das Grundwasser ist in Deutschland stark mit Nitrat belastet. Laut dem Lagebericht des Umweltbundesamtes (UBA) aus dem Jahr 2015 wiesen lediglich 50% der 723 Messstellen einen Nitratwert von kleiner 10 mg/l aus. 17% der Messwerte lagen über 25 mg/L und 14% sogar über dem in Deutschland festgesetzten Grenzwert von 50 mg/l. "Jedoch ist die Qualität von Grundwasser nicht gleich zu setzen mit der Trinkwasserqualität", beruhigt uns das Umweltbundesamt. Dafür sorgen die regionalen Wasserwerke. Nähert sich der Nitratgehalt im Trinkwasser der roten Marke von 50 mg/l, wird entweder das belastete Wasser verdünnt oder technisch behandelt. Laut UBA sind somit "nur" 0,08 % aller Messstellen im kritischen Bereich.

Was macht Nitrat für den Menschen gefährlich?

Pflanzliche Organismen nehmen Nitrat als Stickstoffquelle auf und verwerten es. Überschüssiges Nitrat sammelt sich im Erdboden an und kann in das Grundwasser sickern. Nitrate sind für Menschen selbst nicht giftig. Sie können aber in saurem Milieu, z.B. im Magen des Menschen, zu Nitrit umgewandelt werden. Nitrit kann durch chemische Reaktionen das Hämoglobin zu Methämoglobin umwandeln und dadurch den Sauerstofftransport im Blut verringern. Nitrit hat zusätzlich die negative Eigenschaft, in Verbindung mit Aminen Nitrosamine zu bilden. Dazu bedarf es wiederum eines sauren Milieus. Studienergebnisse aufgrund von Tierversuchen bewerten Nitrosamine eindeutig als kanzerogen und erbgutschädigend. Epidemiologische Studien brachten Nitrosamine sogar in Zusammenhang mit Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Diabetes, wobei nicht nur die landwirtschaftliche Düngung sondern auch die Behandlung von Lebensmitteln zum Problem beiträgt.

Vorsorgewerte für Kleinkinder

Der Nitratgehalt im Trinkwasser darf in Deutschland 50 mg/l nicht überschreiten. Der Wert gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kleinkinder. Dem gegenüber steht eine Verordnung für die Kennzeichnung von Mineralwasser. Wenn das Etikett den Hinweis "geignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung" enthält, darf der Nitratgehalt in der Flasche den Wert von 10 mg/l nicht übersteigen.

Maßnahmen zur Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser

Die Experten sind sich weitgehend darin einig, dass Düngemittel aus der Landwirtschaft hauptverantwortlich für die Nitratbelastung im Grundwasser sind. Dazu zählt nicht nur der eigentliche Mist und die Gülle aus der Tierhaltung, sondern auch die Gärreste aus den Biogasanlagen. UBA hat festgestellt, dass im Jahr 2010 die höchsten Nitratbelastungen unter Ackerflächen festzustellen waren. 50% aller Messstellen wiesen einen Wert von größer 25 mg/l aus. Aber selbst bei Entnahmestellen im Wald wiesen noch 13% aller Messstellen erhöhte Werte auf. Diese Ergebnisse deuten daraufhin, dass weiträumig um die Wasserentnahmestellen keine landwirtschaftliche Düngung erfolgen sollte.
Die Bundesregierung ist von mehreren Seiten mit Forderungen nach besserem Grundwasserschutz konfrontiert. Der Umweltminister von Nordrhein-Westfalen, Johannes Remmel, plädiert für einen gesetzlich geregelten Maximalwert von 170 kg Stickstoff je Hektar Ausbringungsfläche. Die europäische Kommission strebt eine Novellierung der Düngemittelverordnung zur Nitratsenkung an. Ihr gehen die bisherigen Regelungen in Deutschland, die teils auf Freiwilligkeit und teils auf einem Belohnungssystem basieren, nicht weit genug.

Ergänzende Informationen:

www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/naehr-schadstoffe
www.lgl.bayern.de/lebensmittel/chemie/toxische_reaktionsprodukte/nitrosamine/et_nitrosamine_gefaehrlichkeit.htm
www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_nitrat_und_nitrit_in_lebensmitteln-187056.html






 


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