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Bayreuth, 19.03.2024

 

Sorge und Aufbruchstimmung bestimmen die 5G-Entwicklung

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Die Diskussion um die Entwicklung und Anwendung der nächsten Mobilfunkgeneration könnte nicht widersprüchlicher verlaufen. Mitte September 2017 appellierte eine Gruppe von 180 Wissenschaftlern, Ärzten und sonstigen Akteuren um Prof. Lennard Hardell an die Europäische Union (EU), die Expansion der 5G-Mobilfunktechnik solange anzuhalten, bis unabhängige Wissenschaftler versichern, dass diese Technik nicht gesundheitsschädlich für EU-Bürger ist. Vierzehn Tage später gibt die Presseabteilung der Goethe-Universität in Frankfurt den Startschuss für ein groß angelegtes europäisches Forschungsprojekt bekannt: unter der Bezeichnung "ULTRAWAVE" wird die Entwicklung einer Technologie vorangetrieben, die Daten per Funk "mit beispielloser Geschwindigkeit im Millimeter-Wellenlängen-Bereich übertragen soll".

Die Mobilfunktechnologie 5G ist überwiegend noch in der Planungsphase

5G gilt als Fortentwicklung der bisherigen Mobiltechnik von der Anwendung des Autotelefons Ende 1980, hin zu GSM (G2), UMTS (G3), schließlich zum augenblicklichen Endpunkt LTE als der vierten Generation. Im Gegensatz zur klaren Linie der Vorgängertechnologien steckt bei 5G die technische Auskleidung noch in den Kinderschuhen. Wenigstens geben die Visionäre von Industrie und For-schung einige Ideen für mögliche Anwendungen vor: Technologien wie die Telemedizin, das Internet der Dinge, das Aussenden von Filmen in höchster Qualität, Computerspiele über die Cloud, soziale Netzwerke, führerlose Fahrzeuge, Smart Home und viele noch nicht vorhersehbare Anwendungen. Die dafür notwendigen Datenmengen dringen in die Größenordnung von einer Billion Terabyte (Zerabyte) vor. Hohe Datenraten über kurze Entfernungen erfordern ein dichtes Netz von kleinen Antennen. Falls Sichtverbindung zwischen Antenne und Anwendung besteht, brauchen die Wellen weniger Energie. Sollen Mauern oder andere Hindernisse durchdrungen werden, muss die Information von der Außenantenne ins Haus geleitet werden. Für häusliche und betriebliche Anwendungen ist nach wie vor die Glasfaseranbindung unschlagbar. Die Kommunikation mit den selbstfahrenden Autos wird hingegen eine echte Innovation darstellen. Ebenso die Hinleitung und Rückführung der Daten zum engmaschigen Netz von kleinen Antennen per Datenfunk (siehe unten).

Wissenschaftler und Ärzte um Professor Hardell schätzen 5G als Gesundheitsrisiko ein

Nach Ansicht der Kritiker führt 5G zu einer massiven Zunahme der aufgezwungenen Exposition durch Funkwellen. Die 5G-Technologie ist nur auf kurzer Distanz wirksam. Die Wellen dringen schwerlich durch massives Material. Die Strahlung erhöht sich erheblich, da für eine vollständige Implementierung im Nahbereich eine große Anzahl von zusätzlichen Antennen nötig ist. Mit dem immer umfangreicheren Einsatz von kabelloser Technologie ist sich niemand mehr sicher vor Funkwellen. Durch die Vernetzung von Haushaltsgeräten, Überwachungskameras, selbstfahrenden Fahrzeugen sind Schätzungen zufolge zehn bis zwanzig Milliarden neue Anschlüsse zu erwarten. Neben der Implementierung im Außenbereich, werden "Pico-Antennen" auch in öffentlichen Gebäuden, in Krankenhäusern und in Geschäften eingerichtet. Gemäß der EUROPAEM-EMF-Richtlinie von 2016 gibt es starke Beweise dafür, dass die langfristige Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern ein Risikofaktor für bestimmte Krankheiten darstellt. Darunter fallen Krebserkrankungen, Alzheimer und männliche Unfruchtbarkeit sowie die allgemeinen Symptome der elektromagnetischen Hypersensitivität wie Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Depressionen, Energiemangel, Müdigkeit und grippeähnliche Symptome.

Der "5G-Appell" der Wissenschaftler stellt an die EU fünf konkrete Forderungen

Die EU solle angemessene Maßnahmen ergreifen, um die 5G-HF-EMF-Expansion zu stoppen, bis unabhängige Wissenschaftler sicherstellen können, dass 5G und die durch RF-EMF verursachten Gesamtstrahlungsintensitäten (5G zusammen mit 2G, 3G, 4G und WiFi) EU-Bürger, insbesondere Säuglinge, Kinder und Schwangere, sowie die Umwelt, nicht schädigt. Alle EU-Länder und insbesondere deren Strahlenschutzbehörden, sollen der Entschließung 1815 folgen und ihre Bürger darüber informieren, wie und warum die drahtlose Kommunikation in der Nähe von Kindertagesstätten, Schulen, Krankenhäusern, Altenpflege und Wohnhäusern vermieden werden soll. Die EU sollte sofort und ohne Einfluss der Industrie eine EU-Task-Force mit EMF- und Gesundheitsforschern ohne Interessenskonflikt ernennen, um die Gesundheitsrisiken neu zu bewerten und Regeln zu schaffen, wie die Exposition vermieden werden kann. Die EU soll die Lobbyorganisationen der Industrie davon abhalten werden, EU-Beamte dazu zu bewegen, Entscheidungen über die weitere Ausbreitung von Hochfrequenzstrahlung in Europa zu treffen. Die kabelgebundene digitale Telekommunikation soll den Vorrang gegenüber drahtloser Kommunikation erhalten. Die Unterzeichner des Schreibens erwarten von der EU bis spätestens 31.10.2017 eine Antwort auf ihren dringlichen Appell.

Das ULTRAWAVE-Projekt will die Übertragungstechnik revolutionieren

Ein europäisches Konsortium von Forschungsinstituten und Industrieunternehmen plant eine revolutionäre Neuentwicklung der Datenübertragung für die kommende 5G-Technik. Unter der Bezeichnung ULTRAWAVE haben sind fünf Universitäten und drei mittelständische Unternehmen zusammen geschlossen: die Goethe-Universität Frankfurt, das Ferdinand Braun Institut, das Leibniz Instituts für Höchstfrequenztechnik, die Universität Lancaster in Großbritannien, die Universität Roma Tor Vergata in Italien, das HFSE in Deutschland, Fibernova Systems Valencia in Spanien, und OMMIC in Frankreich. Gemäß der Pressemeldung der Goethe-Universität besteht das Konzept der Ultrawave-Forschungskooperation darin, einen ultrahohen Kapazitätskanal zu entwickeln, der einen Schwellenwert von 100 Gigabits pro Sekunde erreicht, flexibel ist und leicht zu installieren ist. Dieser Kanal soll hunderte miniaturisierte Pico-Zellen mit Datenvolumen versorgen, und zwar unabhängig von der Dichte der mobilen Geräte. Vakuum-Elektronik, Festkörper-Elektronik und Photonik sollen zu einem einzigartigen drahtlosen System verknüpft werden, welches die Bereitstellung von Hochfrequenz-Leistung im Multi-Watt-Bereich bei Frequenzen oberhalb von 100 GHz ermöglicht. Die Schlüsselkomponenten für Ultrawave sind neue Millimeter-Wellen-Vakuumkomponenten. Das ULTRAWAVE-Projekt zielt darauf ab, ein "Backhaul" mit hoher Kapazität zu entwickeln, das eine 5G-Zellverdichtung durch Ausnutzung von Bändern über 100 GHz ermöglicht. Mit Backhaul (englisch Rücktransport) bezeichnet man die Anbindung eines vorgelagerten, meist hierarchisch untergeordneten Netzknotens an einen zentralen Netzknoten. Die Reichweiten der Punkt-zu-Mehrpunktübertragung im D-Band (141 - 174,8 GHz) sollen über 500 Meter betragen.

Weitere Informationen

www.stralskyddsstiftelsen.se/wp-content/uploads/2017/09/scientist_5g_appeal_final.pdf
idw-online.de/de/news681809
www.ultrawave2020.eu





 


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