Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Schadstoffcocktail im Kinderzimmer vermeiden

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Viele junge Familien beschäftigen sich erst mit dem „Nestbau“ wenn ein Kind unterwegs ist oder gerade geboren wurde. Der Nachwuchs ist dann vom ersten Tag an einem Chemiecocktail ausgesetzt, der das Immunsystem überfordern könnte und das Allergierisiko steigen lässt.

Lösemittelhaltige Farben, Lacke und Kleber sind nachwievor an erster Stelle der Schadstoffbelastung zu nennen. Die Produkte verteilen sich großflächig über Wände, Decke und Fußboden. Leichtflüchtige Verbindungen gasen in mehreren Wochen, mittelflüchtige Stoffe manchmal erst in mehreren Monaten aus. Selbst wenn die feinste Nase nichts mehr riecht, zeigt die Umweltanalytik noch Belastungen an. Siloxane beispielsweise sind vollkommen geruchslos und nur im Labor feststellbar.

Billigmöbel mit hohem Pressspananteil müssen ebenfalls mehrere Wochen „ausstinken“. Lacke und Kleber, die bei der Möbelherstellung verwendet wurden, entweichen nur langsam. Ähnliches gilt für Bodenbeläge, welche mit Dispersionsklebern verlegt wurden.

Deshalb ist eine Renovierung im Sommer noch besser als im Winter zu bewerkstelligen, da im Sommer besser gelüftet werden kann. Idealerweise sollte das Kinderzimmer mindestens ein halbes Jahr vor der Geburt im fertigen Zustand sein.

Ein Kinderzimmer ist weder Multifunktionalraum noch Lagerstätte

Fernseher, Computer und Elektronikspielzeug gasen Flammschutzmittel aus, zum Teil in Kombination mit Weichmachern. Als besonders riskant wird TCEP eingestuft. Diese Chemikalie könnte auch in Schaumstoffen von Polstermöbeln und Matratzen, Teppichen und Tapeten enthalten sein. Elektronikgeräte sollten nachts aus dem Zimmer entfernt werden.

Ebenfalls nicht in das Kinderzimmer gehören Kleidungsstücke und Spielsachen aus Plastik. In folgenden Gegenständen wurden hohe Anteile an Weichmachern entdeckt: Gummistiefel, Matschhosen, Planschbecken, aufblasbare Spieltiere und sonstige Spielsachen aus Weichplastik. Auch Zeitschriften und Zeitungen müssten nicht dauerhaft in Kinderzimmer verbleiben, da diese bei der Herstellung mit verschiedensten Chemikalien belastet wurden.

Vorsicht vor Billigspielzeug

Problematisch ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Großteil der Spielzeuge mittlerweile aus Ländern mit noch niedrigeren Umwelt- und Sicherheitsstandards importiert wird. Der TÜV Rheinland hat 50 Produkte mit einem Preis von maximal zehn Euro untersucht. 23 davon, das heißt fast jedes zweite, hätten in der EU nicht verkauft werden dürfen (TÜV Rheinland LGA 2008). Zudem stammt 85 Prozent des im Rahmen des RAPEX-Systems beanstandeten Spielzeugs aus China (Europäische Kommission 2006).

Für gutes Innenraumklima sorgen

Schadstoffe sammeln sich gerne in Hausstaub an. Deshalb ist regelmäßiges Lüften, Saubermachen und Abstauben besonders wichtig. Neue Textilien wie Bettwäsche, Kleidung und Handtücher sowie Kuscheltiere und Plastikspielzeug sollten vor dem ersten Gebrauch gewaschen werden.

Die Devise lautet, lieber weniger, dafür aber schadstofffreies Spielzeug kaufen. Dieser Tipp gilt auch für die Verwandte und Bekannte, die es mit den Kindern „gut meinen“.

Alle Produkte sollten schadstoffgeprüft sein. Vorsorgliche Eltern verlassen sich dabei nicht auf diverse Gütesiegel, sondern verlangen vor dem Kauf generell eine Liste der Inhaltsstoffe. Baubiologen helfen bei der Beurteilung von technischen Merkblättern in Bezug auf Schadstoffrisiken gerne weiter.

Joachim Weise

Linktipps:

http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/chemie/20100204_chemie_gefaehrliche_lieblinge_broschuere.pdf
http://www.alab-berlin.de/fachartikel/schadstoffinfos.html






 


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