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Bayreuth, 28.03.2024

 

EU will riskante Produkte frühzeitig aus dem Verkehr ziehen

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Das europäische Alarmsystem "Rapid-Alert" versucht seit 2003, gefährliche Produkte im "non-Food" Bereich frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Man müsste meinen, dass bei den Herstellern aufgrund der langjährigen Kontrollen inzwischen ein Lernprozess eingesetzt hätte. Doch weit gefehlt: im Jahr 2015 wurden wieder mehr als 2000 Produkte vom Rapex-System aussortiert. An der Spitze stehen Spielsachen mit 27%, gefolgt von Modeartikeln und Textilien. Ein Viertel der Meldungen beruht auf gefährlichen Chemikalien, die in den Produkten enthalten sind. Bei 22% aller Vorgänge bestand eine Verletzungsgefahr für den Anwender.

Der Spitzenreiter: Weichmacher in Spielsachen

Zieht man die Wochenberichte vom August 2016 heran, fallen immer wieder Plastikpuppen aus China auf. Sie enthalten Di- (2-ethylhexyl) Phthalat (DEHP) mit Gewichtsprozenten zwischen 25% und 40%. Phthalat kann die Gesundheit von Kindern schädigen, insbesondere zu einer Beschädigung des Fortpflanzungssystems führen. Wohlgemerkt: die Phthalate DEHP, DBP, BBP sind aufgrund der REACH-Vorordnung in allen Spielsachen und sonstige Artikeln in Europa für Kinder verboten. Die Phthalate DINP, DNOP und DIDP dürfen nicht in Spielsachen enthalten sein, die von Kindern in den Mund gesteckt werden. Gerade weil China im Bereich der Weichmacher besonders auffällig ist, reiste die zuständige EU-Kommisarin Vera Jourova im Juni 2016 ins Reich der Mitte, um bei den Behörden für Produktsicherheit die Missstände anzusprechen.

Schwermetalle im Modeschmuck

Besonders beim Kauf von Ohrringen oder Ohranhängern sollte der Kunden genau hinschauen. Folgende Schwermetalle waren mit mehr als 50% Gewichtsanteilen auffällig: Blei, Nickel und Cadmium. Schwermetalle sind schädlich für die menschliche Gesundheit, weil sie sich im Körper ansammeln, Organe schädigen und im schlimmsten Fall Krebs verursachen können. Produkte, die Schwermetalle enthalten, entsprechen nicht der REACH-Verordnung. Nickel kann bei direktem und längeren Hautkontakt zu allergischen Reaktionen führen. Ein Verbrauchertipp: Schmuck, mit dem über längere Zeit Hautkontakt besteht, sollte nur im Fachgeschäft gekauft werden. Auf die Inhaltsstoffe ist zu achten.

Chrom VI in Lederartikeln

Chrom VI ist sensibilisierend und kann allergische Reaktionen auslösen. In besonders schweren Fällen treten erhöhte Müdigkeit, Bluthochdruck, Immunschwäche, poröse Zähne oder Fingernägel und im schlimmsten Fall Lungenkrebs. Bei Stichproben wird Chrom VI immer wieder in Produkten gefunden, deren Hauptbestandteil Leder ist. Folgende Erzeugnisse waren laut Rapex-Report im August auffällig: Arbeitshandschuhe (6,3 mg/kg), Damenschuhe (13 mg/kg), Lederstrapse (40 mg/kg) und Lederhosen (13,8 mg/kg). Inzwischen ist bekannt, dass bei Anwendung von hochwertigen Fertigungsverfahren nahezu chromfreie (< 3 mg/kg) Lederprodukte hergestellt werden können. Bei der Produktherstellung kommt es besonders darauf an, die ungewollte Reaktion von Chrom III in Chrom VI zu vermeiden.

Gefahrstoffe in Körperpflegemitteln

Die Palette an Körperpflegemittel mit kritischen Inhaltstoffen ist weitreichend. Häufig sind es allergieauslösende Stoffe oder Substanzen, die den Hormonhaushalt beeinflussen. Der Rapex-Report nennt folgende Beispiele: Salicylsäure, als Konservierungsstoff in einer Peeling-Creme, kann eine chemische Verbrennung auf der Haut auslösen; eine Naturkosmetik hatte einen zu hohen Kampferanteil: bei zu hoher Dosierung und großflächiger Anwendung kann das ätherische Öl zu Hautreizungen und Ekzemen führen; ein Haarfärbemittel aus Indien enthielt zu viel Natriumperborat: in zu hoher Dosierung ist der Stoff giftig und kann zur Unfruchtbarkeit führen.

Versand über Online-Shops als Herausforderung

Neben dem Herstellerland China erweckt der unkontrollierte Versand von Produkten über Online-Shops die größte Herausforderung für die Produktwächter der EU. Jeder Verbraucher sollte bei Online-Bestellungen auf das Herkunftsland achten und bei den vier oben genannten Produktkategorien besonders vorsichtig sein. Die wöchentliche Lektüre des Rapex-Reports schärft die Sinne für gesundheitliche Risiken.

Links

Link zum Rapid-Alert-System der EU
Gesundheitsrisiko Chrom VI
Weichmacher gefährden die Gesundheit






 


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