Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 29.03.2024

 

Moderner Strohballenbau als Beitrag zur Nachhaltigkeit

Share on Facebook Share on Twitter
Die Geschichte des Bauens mit Strohballen beginnt bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den USA, als Landarbeiter in den holzarmen Gebieten von Nebraska begannen mit den ersten mechanisch gepressten Strohballen provisorische Unterkünfte zu bauen. Diese stellten sich jedoch schon sehr schnell als behagliche und vor allem dauerhafte Gebäude heraus so dass nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Schulen und Kirchen errichtet wurden. Nach Europa kam diese Bauweise dann zu Anfang des letzten Jahrhunderts. Mit dem Aufkommen des industriellen Bauens in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde allerdings der Strohballenbau aus der Baukultur ganz verdrängt und geriet vorerst mehr oder weniger in Vergessenheit.

Strohballenbau kam über die USA nach Europa

Bedingt durch das große Interesse am ökologischen und nachhaltigen Bauen fand auch eine Renaissance des Strohballenbaus statt. Zuerst in den späten siebziger in den USA und Ende der neunziger dann auch in Europa. Auch in Deutschland hat die Strohballenbauweise in den letzten 10 Jahren trotz oder gerade wegen der hier geltenden strengen Bauvorschriften erhebliche Fortschritte gemacht. Inzwischen sind hier über 150 Strohballenhäuser gebaut worden. Neben dem Neubau ist es auch möglich, bestehende Häuser mit Strohballen von außen zu dämmen. Sowohl im Neubau als auch in der Modernisierung von Altbauten kann so der Energieverbrauch weit unter die heute geforderten Grenzwerte gesenkt werden.

Fachverband Strohballenbau seit 2002 aktiv

In Deutschland hat der Fachverband Strohballenbau e.V. (FASBA), mit Sitz in Verden, als gemeinnütziger Verein, die Aufgabe übernommen, die Verbreitung der Strohballenbauweise durch wissenschaftliche Untersuchungen und bauaufsichtliche Nachweise zu fördern. Bereits im Jahr 2002 gegründet, ist es ihm, als der führenden Institution in diesem Bereich, gelungen, in Kooperation mit verschiedenen Hochschulen, durch diverse Forschungsvorhaben, die Bauweise wissenschaftlich und technisch soweit voran zu bringen, dass eine allgemeine Zulassung für Strohballen als Wärmedämmstoff erreicht wurde. Statik, Brand- und Wärmeschutz sowie Mikrobiologe von Strohballenhäusern wurden zusammen mit verschiedenen Hochschulen, dem Fraunhoferinstitut für Bauphysik (IBP), dem Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) München und dem Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz IBMB / MPA in Braunschweig untersucht. Mit Hilfe der durchgeführten Untersuchungen und Nachweise konnte u.a. 2004 das damals europaweit größte und höchste Strohballenwohnhaus in Poppau errichtet werden.

Grundlagenwissen zur Herstellung von Baustrohballen

Für den Hausbau eignet sich vor allen Weizen-, Roggen- und Dinkelstroh. Gersten- und Haferstroh ist nicht so stabil und eignet sich daher weniger. Wichtig bei der Herstellung von Baustrohballen ist es, darauf zu achten, dass das Stroh trocken gepresst wird und dass die Ballen auf ihrem Weg vom Acker über die Scheune bis hin zur Baustelle trocken bleiben. Die Lagerung sollte auf jeden Fall in einer Scheune stattfinden, da die Abdeckung mit einer Folie die Gefahr birgt, dass sich Tauwasser bilden kann. Dabei sollte nicht nur darauf geachtet werden, dass die Ballen trocken stehen, sondern auch darauf, dass sie keine Feuchte vom Boden her aufnehmen können. Aus diesem Grund sollten sie nicht direkt auf dem Betonfußboden gelagert werden.

Wie wird aus einem normalen Strohballen ein Baustoff

Damit aus einem Strohballen vom Acker ein Baustrohballen für den Hausbau werden kann, muss dieser der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung für Strohballen entsprechen und von einem güteüberwachten Hersteller stammen. Die Firma BauStroh Ltd. aus Südergellersen stellt seit 2006 bis jetzt als europaweit erstes Herstellerunternehmen Baustrohballen bundesweit zur Verfügung, wobei sich zurzeit ein Erzeugernetz im Aufbau befindet. Möchte ein Landwirt nun Baustrohballen herstellen, so müssen diese nach den Vorgaben der Firma BauStroh angefertigt werden. Anschließend werden zwei Ballen aus dieser Charge im Labor der Firma BauStroh untersucht. Erst wenn diese beiden Ballen mit den Grundanforderungen übereinstimmen, erfolgt die vollständige Qualifizierung einer Charge (bis zu 5000 Ballen) vor Ort und eine anschließende Laborprüfung.

Umfangreiche Vorprüfungen bis zur Zulassung als Baustoff

Dabei werden vor Ort die Maße (b x h x l) der Ballen, sowie deren Gewicht bzw. Rohdichte in Stichprobenprüfung (5 pro 1000 Ballen) festgestellt. Ferner wird die relative Luftfeuchtigkeit gemessen, Maß- und Formhaltigkeit sowie Farbe und Geruch überprüft. In der anschließenden Laborprüfung werden weiterhin die Brennbarkeit und die Feuchteaufnahme untersucht. In der anschließenden Fremdüberwachung durch das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München werden dann die Wärmeleitfähigkeit, die Dimensionsstabilität sowie die Zugfestigkeit der Ballenschnüre untersucht.
Erst nach erfolgreichem Abschneiden aller Untersuchungen wird die Übereinstimmungskennzeichnung gemäß Bauordnung und Zulassung erteilt und aus den Strohballen sind Baustrohballen geworden.
Der vollständige Artikel von Dipl.-Ing. Dietmar Hecken steht als pdf-Datei zur Verfügung (siehe Link unten)

Weitere Informationen

www.baubiologie-regional.de/download/strohballenbau.pdf
www.fasba.de





 


Teilen auf Social Media