Baubiologie und Oekologie

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Bayreuth, 19.03.2024

 

Luftschadstoffe gelangen auch über die Haut in den Körper

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Ein internationales Forscherteam aus Dänemark, Deutschland, Amerika und China hat untersucht, auf welchem Weg Luftschadstoffe in den Körper gelangen. Dazu wurden Probanden sechs Stunden lang mit nacktem Oberkörper in eine Kammer gesetzt und darin einer bestimmten Menge von Luftschadstoffen ausgesetzt. Der Clou dabei: zum einen hatten die Teilnehmer einen Helm mit Sauerstoffzufuhr auf dem Kopf (siehe Foto links), zum anderen waren sie der Raumluft direkt ohne Maske ausgesetzt. Die Urinprobe zwei Tage nach der Exposition gab Aufschluss über die aufgenommenen Schadstoffe. Das Ergebnis brachte den eindeutigen Nachweis, dass die Schadstoffaufnahme über die Atemwege genauso hoch war wie über die Haut. Die Probanden mit der Sauerstoffzufuhr über den Helm mussten demnach die Wohngifte über die Haut aufgenommen haben.

Fraunhofer-WKI stellte die Forschungsreihe im Webinar vor

Das Institut bietet im Monatsrhythmus Webinare zu wissenschaftlichen Themen an. Am 21. März 2017 vorfolgten 32 Teilnehmer die Präsentation der Studienergebnisse zur Schadstoffaufnahme über die Haut von Professor Tunga Salthammer in englischer Sprache. Der Referent stellte die beteiligten Studiengruppen vor, erläuterte die Varianten des Experiments und zeigte nach jedem Zwischenschritt die Ergebnisse auf.

Konzentration auf die Weichmacher

Aus der großen Menge von flüchtigen Stoffen in der Raumluft wählte das Forscherteam mit Diethyl Phthalate (DEP) und Di-n-butyl Phthalate (DnBP) zwei Vertreter von Weichmachern aus, die in der Umwelt häufig vorkommen. DEP findet unter anderem Verwendung als Lösemittel in Körperpflegeartikeln und DnBP als Weichmacher in Nagellacken oder Klebstoffen. Ein weiterer Vorteil der Auswahl liegt darin, dass beide Stoffe in umgewandelter Form, als Metaboliten, eindeutig im Urin nachzuweisen sind.

Erhöhte Schadstoffaufnahme über die Haut beim Tragen von kontaminierter Kleidung

Die Probanden für das Experiment saßen, wie oben erwähnt, zunächst mit nacktem Oberkörper in den gut beheizten Räumen. Streiften die Teilnehmer frisch gewaschene Baumvollshirts über, war die Schadstoffaufnahme über die Haut nur noch im geringen Umfang im Urin messbar. Andererseits befeuerte das Tragen von kontaminierten Hemden die Schadstoffaufnahme geradezu. Die Kleidungsstücke lagen zuvor mehrere Tage in den schadstoffangereicherten Räumen. Die Urinproben der Probanden zeigten in diesem Fall höhere Messwerte an.

Arbeitskleidung gehört nicht in den Kleiderschrank

Die Forschungsergebnisse liefern praktische Erkenntnisse über den Umgang mit kontaminierter Arbeitskleidung. Prof. Salthammer weist ausdrücklich darauf hin, dass Berufskleidung aus einer schadstoffbelasteten Umgebung nicht in den häuslichen Kleiderschrank gehört. Die Ausdünstungen würden die Hemden und Hosen aus dem Privatbereich kontaminieren.

Anhang


Urinbelastung mit und ohne Helm
Schadstoffbelastung mit Sauerstoffhelm (schwarze Linie) und ohne Helm (rote Linie)



Links

Wilhelm-Kauditz-Institut Fraunhofer
Exploring a Little-Known Pathway: Dermal Exposure to Phthalates in Indoor Air
Transdermal Uptake

Bildquelle: Webinar WKI-Fraunhofer






 


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