Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 19.04.2024

 

Holzschutzlasur als Allergieauslöser im Verdacht

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Sebastian Merkner ging nur noch ungern in sein Büro. Samstags erledigte der selbstständige Zimmermann immer seinen Papierkram, weil er dann ungestört vom Tagesgeschäft arbeiten konnte. Nach einigen Stunden in dem Raum war er nervös und fühlte sich wie aufgeladen. Dazu kamen die Kopfschmerzen und das Augenbrennen. Der Zusammenhang zwischen der Büroumgebung und den Beschwerden lag klar auf der Hand. Merkner ging die Möglichkeiten im Kopf durch: waren die Balken im Deckenbereich mit Holzschutzmitteln gestrichen? Gaste Formaldehyd aus dem verleimten Bücherregal aus? War etwa der Gussasphalt unter dem Bodenbelag der Übeltäter? Monatelang grübelte der Handwerksmeister über die Ursachen seiner Beschwerden nach.

Im Gespräch ergab sich die Lösung

Inzwischen war der Baubiologe Robert Wettklo im Büro eingetroffen. Es ging darum, die geeignete Probenahmestrategie für eine Schadstoffmessung festzulegen. Plötzlich fiel dem Handwerker eine Allergie auf der äußeren Handfläche ein. Selbst seine Frau hatte darauf noch nicht geachtet. Nun ergab sich eins ins andere. Mit der Handaußenseite stützte sich Merkner gerne am Schreibtisch auf. Das gleiche tat er an der Verkaufstheke im Eingangsbereich. Beide Möbelteile waren vor sechs Jahren mit der gleichen Holzschutzlasur gestrichen worden.

Offensichtlich ein Widerspruch: für Kinderspielzeug geeignet und dennoch giftig?

Das Unternehmerehepaar wollte es nicht glauben. Die Holzschutzlasur wurde in den Verkaufsunterlagen als gesundheitsverträglich beworben. Sie sollte sogar für Kinderspielzeug geeignet sein. Und nun steht das Produkt im Verdacht, eine Allergie auszulösen.

In der Holzschutzlasur ist 2-Butanonoxim enthalten

Robert Wettklo sieht sich das Sicherheitsdatenblatt an. Die Holzschutzlasur enthält unter anderem 2-Butanonoxim. Die Chemikalie wird Holzlasuren in geringer Konzentration zugesetzt und soll die lästige Hautbildung auf der Oberfläche verhindern. Die Maßnahme erleichtert für den Maler die Verarbeitung. 2-Butanonoxim ist als Allergieauslöser in Fachkreisen bekannt. Im REACH -Verfahren wurde eine verschärfte Risikokennzeichnung empfohlen. Im Tierversuch waren nach chronischer Exposition bei Ratten und Mäusen toxische Veränderungen der Leber nachweisbar. Das allergene Potenzial von 2-Butanonoxim scheint sich im konkreten Fall des Handwerkers Sebastian Merkner zu bestätigen.

Erste Maßnahme: die Schadstoffquelle entfernen

Ohne zu Zögern will Sebastian Merkner den Schreibtisch im Büro entfernen und durch unbehandeltes Holz ersetzen. Nach acht Wochen wird dann Bilanz gezogen. Ist der Zimmermann jetzt beschwerdefrei? Wird sich die Allergie im Handbereich zurückbilden? Das spannende Projekt ist noch nicht zu Ende.

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