Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 19.03.2024

 

Gesundheitsrisiko Chrom-VI

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Das Schwermetall Chrom VI war bisher als Allergieauslöser nur Fachleuten geläufig. Allergologen und Arbeitsmediziner kennen die toxischen Eigenschaften hingegen genau. Ein Bericht auf tagesschau.de brachte das Schwermetall kürzlich jäh ins Rampenlicht. Im holländischen US-Militärstandort Brunssum hatten seit 1984 Militärangestellte Fahrzeuge mit chromhaltigen Lacken besprüht. Die Panzer und Lastwagen kamen aus dem Golfkrieg und wurden im holländischen Standort gereinigt und neu lackiert. Nach 30 Jahren zeigt sich nun das Dilemma: bei hunderten von ehemaligen Arbeitern sind ernsthafte Erkrankungen aufgetreten. Folgende Symptome werden mit dem Schwermetall in Verbindung gebracht: erhöhte Müdigkeit, Bluthochdruck, Immunschwäche, poröse Zähne und Fingernägel und im schlimmsten Fall Lungenkrebs. 1400 Personen haben sich bei der holländischen Registrierungsstelle bereits gemeldet, um Schadenersatz zu fordern. Grund genug, um sich mit dem Inhaltsstoff näher zu befassen.

Chrom VI als Allergieauslöser

Die Arbeiter im Stützpunkt Brunssum waren extrem mit dem Schwermetall belastet. Im Alltag kommen wir mit wesentlich geringeren Mengen von Chrom VI in Kontakt. Stichproben bei Lederhandschuhen ergaben Werte von 3 mg/kg bis über 100 mg/kg. In Schuhen und Bekleidungsstücken wurden ähnliche Werte gemessen. Die Datenerhebung zeigte auch, dass bei Anwendung von hochwertigen Fertigungsverfahren nahezu chromfreie (< 3 mg/kg) Lederprodukte hergestellt werden können. Bei der Produktherstellung gilt es besonders die ungewollte Reaktion von Chrom III in Chrom VI zu vermeiden.
In der Rangfolge der Allergieauslöser in Deutschland nimmt Chrom VI den fünften Platz ein. Bei geschätzten 0,6 % Sensibilisierungen ergeben sich circa 500.000 Krankheitsfälle. Die Ursachen verteilen sich zum einen auf berufliche Exposition und zum anderen auf die Verwendung von Gegenständen des täglichen Bedarfs. Dazu zählen vor allem Lederprodukte, die direkt auf der Haut getragen werden.

Die Vorteile von Chrom

Chrom ist ein Schwermetall, welches selten in reiner Form in der Natur vorkommt. Gewonnen wird es hauptsächlich aus dem Chromit. Das Mineral wird in geringen Tiefen vor allem in Südafrika, Kasachstan und Indien abgebaut. Aus einer Jahresproduktion von 15 Mio. Tonnen Chromiterz können etwa 7 Mio. Tonnen Chrom jährlich gewonnen werden. Zur Erzeugung von Chrom III als Endprodukt sind einige energieintensive Umwandlungsprozesse notwendig. Chrom VI entsteht meistens unfreiwillig durch Oxidation im alkalischen Milieu. Die herausragende Eigenschaft von Chrom macht es im Karosserie- und Motorenbau nahezu unersätzlich: es ist korrosions- und hitzebeständig. Im galvanischen Verfahren kann es direkt auf Stahl, Gusseisen und Kupfer aufgebracht werden. Aluminium wird unter Einbeziehung einer Zwischenschicht verchromt. Im nicht-industriellen Bereich werden chromhaltige Korrosionsschutzmittel im Spritzverfahren aufgebracht.
Neben der schutzgebenden Wirkung von Chrom für Metalle hat das Mineral für die lederverarbeitende Industrie einen großen Vorteil: bei der Herstellung werden die vorher bearbeiteten Tierhäute mit Gerbstoffen behandelt, um das Leder zu festigen und gegen Verrottung zu schützen. Anwendung findet in 80% der Fälle Chrom-Sulfat als Gerbstoff. Das unerwünschte Chrom VI entsteht durch Verunreinigungen des Chrom-Sulfats oder durch Oxidation im Fertigungsprozess.

Berufliche Risiken

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) fasst in ihrem Leitfaden die wichtigsten Gefahrenquellen im Arbeitsprozess zusammen:
• Anstricharbeiten mit chromhaltigen Korrosionsschutzmitteln im Spritzverfahren
• Brennschneiden, Schweißen und Schleifen von Blechen mit chromhaltigen Anstrichen
• Glanz- und Hartverchromung in der Galvanotechnik
• Herstellung von Chrom-VI-Verbindungen
• Herstellung und Anwendung von Chrom-VI-Pigmenten in der Lack-, Farben – und Kunststoffindustrie
• Das Gerben von Leder
Kleinere Mengen von Chrom-VI-Verbindungen finden sich in Zement und Bauxit.

Literaturquellen:

Stellungnahme des BfR zu Chrom
BAuA: Erkrankungen durch Chrom und seine Verbindungen
Neue analytische Verfahren
Cleankids: Rückruf von Kinderschuhen
Allergien durch Chrom
Infos zu Chrom bei Wikipedia
Riskante Behandlung mit Chrom






 


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