Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 16.04.2024

 

Erstes Lehmpassivhaus in Österreich

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Österreichs erstes Voll-Lehmziegelhaus in Passivhausbauweise wird zur Zeit im Marchfeld errichtet.

Vor kurzem luden die Projekt- und Ausführungspartner des ersten „LEHM.konkret" Musterhauses zur Baustellenbesichtigung ein. Das zweigeschossige Einfamilienhaus ist Österreichs erster Lehmbau in Passivhausbauweise, bei dem industriell gefertigte Lehmziegel lasttragend im Außen- und Innenwandbereich sowie nicht-lasttragend bei Zwischenwänden eingesetzt werden.

Das Pilotprojekt „LEHM.konkret Musterhaus" wird von Bmstr. Karl Macho, AUST BAU, in Kooperation mit dem ÖBC-Forschungsprojekt LEHM.konkret realisiert und vom Projekt als erster Prototyp begleitend unterstützt. Das Einfamilienhaus wird mit den im Projekt neu entwickelten und von der Wienerberger Ziegelindustrie hergestellten Lehmziegeln in Passivhausbauweise errichtet. An der tragenden Lehmziegelwand wird ein 30 cm Vollwärmeschutzsystem aus Mineralwolle (Anm Baubiologie-Regional: Geht das auch anders?) montiert. Alle Bauteile wie Fenster, Lüftungsanlage, etc. entsprechen den Anforderungen des Passivhausstandards.

Die Projektgruppe LEHM.konkret unterstützt das Bauvorhaben mit Forschungserkenntnissen bei Verarbeitungs- und Konstruktionsdetails, die die spezifischen Eigenschaften des Baustoffs Lehm sowie alle Anforderungen der Passivhausbauweise bezüglich Luftdichtheit, Wärmebrückenfreiheit und Wärmedurchgangskoeffizienten gemeinsam berücksichtigen.

ÖBC-Forschungsprojekt LEHM.konkret

Ziel des Lehmbau-Forschungsprojektes ist die Verbindung des traditionellen Baustoffes Lehm mit industrieller Fertigung von großformatigen Lehmziegeln (optimierte Grünlinge der Ziegelindustrie) zur Errichtung von Wohn- und Bürogebäuden mit höchstem ökologischen und energetischen Standard und Passivhausbauweise. Gleichzeitig soll energieeffizienze Passivhausbauweise mit ressourcenschonendem Lehmbau verknüpft werden.

LEHM.konkret ist ein Forschungsprojekt, das vom ÖBC in der Programmlinie protec-NET plus der FFG eingereicht wurde und mit starken Projektpartnern umgesetzt wird. Partner sind: die Wienerberger Ziegelindustrie, Österreichs Lehmbaupionier und Geschäftsführer von natur&lehm - Roland Meingast -, Heribert Hegedys vom Haus der Baubiologie, das Österreichische Institut der Baubiologie und –ökologie, sowie Architekt Andreas Lang. Start des Projekts war im Juli 2004, der Abschluss soll im Juli 2006 erfolgen.

Entwicklung eines optimierten Lehmziegels

Die Optimierung des unfertigen Produktes Grünling zum fertigen Produkt Lehmziegel hinsichtlich Festigkeit, Speicherfähigkeit sowie Verarbeitbarkeit wurde durch die Entwicklung einer neuen Lehmmaterialmischung, eines neuen Lochmusters und eines neuen Formats erreicht. Wesentliches Ziel war, einen Lehmziegel zu entwickeln, der die Realisierung einer tragenden Lehmziegelwand ermöglicht. Mit der Möglichkeit, tragende Lehmziegelwände zu errichten, wird ein wesentlich breiteres Einsatzgebiet eröffnet. Mit dem Angebot eines technisch ausgereifteren Lehmziegels wird neben nichttragenden Zwischenwänden oder der Verwendung des Lehmziegels als Füllmaterial im Holzleicht- oder Fachwerksbau die Realisierung von „Volllehmhäusern" umsetzbar. Die aktuelle Ökobilanz für den optimierten ungebrannten Lehmziegel zeigte hervorragenden Ergebnisse, was wiederum großen Einfluss auf die Ökobilanz der Bauteile hat.

Weiterentwicklung der Bauausführung

Zur Unterstützung der Planung eines Voll-Lehmziegelhauses in Passivhausbauweise wurden in der ersten Hälfte der Projektlaufzeit passivhaustaugliche Baudetails von tragenden Innen- und Außen-Lehmwänden entwickelt und dazu eine Verarbeitungsrichtlinie erstellt.

Demonstration, Vernetzung und Verbreitung der Forschungsergebnisse

Ein weiterer Schritt ist die Demonstration und Verbreitung der Forschungsergebnisse durch ein Pilotprojekt. Dadurch entstand die Idee, zusammen mit BM Karl Macho ein Einfamilienhaus in Lehmziegelbauweise, mit dem neu entwickelten Lehmziegel in Passivhausbauweise zu realisieren. Die Baufamilie war von der Idee begeistert, im Rahmen des Forschungsprojektes ihr Bauvorhaben unter Betreuung der Projektgruppe in Lehmziegelbauweise zu errichten. Baubeginn war im August 2005.

Durch die Netzwerke der Projektpartner werden die Forschungsergebnisse samt der dabei gewonnenen Erfahrungen sowohl der Branche als auch dem Endkunden zur Verfügung gestellt. Das Haus entspricht den Klimaschutzzielen der EU, des Bundes und des Landes Niederösterreich und ist auch in dieser Hinsicht äußerst zukunftsfähig.

DI Christine Kunze, Projektleiterin von LEHM.konkret: „Mit der Verbindung der Lehmziegelbauweise und der Passivhaustechnologie gelingt eine ökologisch konsequente Gesamtperformance: Durch Ressourcenschonung bei der Gebäudeerrichtung, durch Energieeffizienz während der Nutzung sowie unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit." „Der Ökobaucluster versteht sich als firmen- und materialunabhängig und ist", so Clustermanager Josef Seidl „nur einem Produkt verpflichtet: dem ökoeffizienten Bauen".

Quelle: www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1010957






 


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