Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Beinahe jeden Tag ein Produktrückruf

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Die Webseite von produktwarnung.eu liest sich wie ein spannender Kriminalroman. Täglich finden sich dort die aberwitzigsten Details zu mangelhaften Produkten. Ein Großteil bezieht sich auf Rückstände oder Schadstoffe in Lebensmitteln; sehr häufig sind auch Spielsachen und Kleidungstücke für Kinder betroffen. Weniger häufig, dafür aber lebensgefährlich sind mangelhafte Elektroanschlüsse anzutreffen, die beim Anwender zu einem Stromschlag führen können. Mittlerweile werden Rückrufe auch auf europäischer Ebene gebündelt. Der wöchentliche Rapex-Bericht listet alle erkannten Produktmängel auf.

Metall oder Plastik in Fertignahrungsmitteln

Gleich fünf Rückrufe innerhalb von 14 Tagen gab es aus Anlass von Fremdkörpern in der Fertignahrung. Metallteile, Plastikstücke oder Glassplitter wanderten bei der Produktion versehentlich in das Essen. Hackfleisch- oder Wurstprodukte, Tiefkühlpizza, Röstzwiebelmischungen und Gemüsemischungen waren betroffen. Nahezu kein großer Discounter ist gefeit vor diesem Dilemma. Aufgrund der Häufigkeit der Mängel sollten alle Konsumenten gewarnt sein. Es empfiehlt sich, das Fertigprodukt genau unter die Lupe nehmen, bevor es im Topf oder in der Pfanne landet. Eine noch bessere Alternative wäre es, die Nahrungsmittel frisch und unverpackt beim regionalen Händler zu kaufen.

Verbotene Weichmacher in Kinderspielzeugen

Ein besonderer Hotspot sind Weichmacher in Kinderspielsachen und in Kinderkleidung. Regelmäßig fallen in diesem Segment Produkte aus China auf. Kürzlich warnte RAPEX vor dem Gebrauch der Puppe "Meerjungfrau". Das Spielzeug wies einen zu hohen Anteil des verbotenen Weichmachers DEHP auf. Bestimmte Weichmacher auf Basis von Phthalaten können Unfruchtbarkeit bei Männern verursachen, da sie in ihrer Wirkung bestimmten Hormonen ähnlich sind. Außerdem stehen sie in Verdacht, Diabetes zu verursachen. Weichmacher sind nicht im Produkt gebunden, sondern gasen in die Raumluft aus und reichern sich im Hausstaub an. In einem Spielzeugball der Marke Mega Bounce XL wurde der nicht zulässige Weichmacher Diisobutylphthalat (DIBP) gefunden. Sogenannte "Squishies" sind bei Kindern sehr beliebt. Die Schaumstoffspielzeuge gibt es in allen Formen und Farben als Kuchen, Tiere oder Eiscreme. Der dänische EPA Chemical Inspection Service fand in zwölf von zwölf Produkten gefährliche Substanzen wie Dimethylformamid, Styrol und Toluol. Die Giftstoffe können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, krebserregend wirken, Leberschäden verursachen und die Schleimhaut oder die Augen reizen. "Der Verkauf von Spielzeug, das für Kinder schädlich sein kann, ist völlig inakzeptabel. Die Spielzeugindustrie ist dafür verantwortlich, dass die von ihnen verkauften Produkte legal sind und keine schädlichen Chemikalien enthalten", wird der dänische Umweltminister Jakob Ellemann-Jensen von RAPEX zitiert.

Chrom VI in Kinderschuhen als Dauerbrenner

In der Lederprodukten wird häufig das Schwermetall Chrom III verwendet. Chrom VI entsteht beim Gerbungsprozess oft unfreiwillig durch Oxidation im alkalischen Milieu. Der Stoff gilt als Allergie auslösend und bei hoher Belastung als Krebs erregend. In Kinderschuhen dürfen maximal 3 mg Chrom VI enthalten sein. Durch hochwertige Produktionsprozesse könnte die Entstehung von Chrom VI vermieden werden. Der Verein Südwind mit Sitz in Bonn weist darauf hin, dass in Entwicklungsländern, wie Marokko, häufig die Umweltstandards nicht eingehalten werden. Die Leidtragenden sind in erster die Mitarbeiter in der Produktion. Betroffen sind die Verbraucher in Europa dann, wenn die Grenzwerte in den Lederprodukten nicht eingehalten werden. Kürzlich hatte die Firma Ricosta Kinderschuhe zurückgerufen. In der oberen äußeren Fersenverstärkung des Schuhs wurden teilweise erhöhte Chrom VI Werte gefunden. Mit dem bloßen Auge ist der Problemstoff nicht zu erkennen. Ein Südwind-Mitarbeiter stellt die Forderung auf, dass die Unternehmen in der Schuh- und Lederbranche die sozialen und ökologischen Standards in ihren Wertschöpfungsketten dringend nachbessern müssten.

Bedenklicher Trend: Black Food

Offensichtlich sind Menschen vom außergewöhnlichen fasziniert. Anders lässt sich der Verzehr von kohlschwarzen Lebensmitteln nicht erklären. Bilder von schwarzen Smoothies, Pizzas, Burger oder Eiswaffeln wabern durch die sozialen Medien. "Black Food" entsteht durch den Zusatz von Aktivkohle. In den Produkten wird der Zusatzstoff mit Pflanzenkohle oder E153 deklariert. Aktivkohle wird in der Medizin schon länger als Mittel gegen Durchfall eingesetzt. Der Kohlenstoff bindet Bakterien und Viren im Darm und führt diese ab. Was bei fallweisen Erkrankungen hilft, sollte nicht aber nicht zur Gewohnheit werden. Gerade an diesem Punkt setzt der Verbraucherschutz an. "Aktivkohle in der Nahrung bindet nicht nur Giftstoffe, sondern auch Vitamine, Mineralstoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe", sagt der bayerische Verbraucherservice. Bei hoher Dosierung führt der Zusatzstoff zu Verstopfung. Die Konsumenten sollten sich durch das Werbeversprechen einer "entgiftenden Wirkung" nicht zum regelmäßigen Verzehr verleiten lassen, empfiehlt die Beratungsstelle. Eine gelegentliche Verwendung wird als unkritisch gesehen.

Weiterführende Links

produktwarnung.eu
ec.europa.eu/consumers Safety Gate - Most recent alerts






 


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