Der Abschlussbericht für den nationalen Asbestdialog soll Anfang 2018 fertig sein. Bereits im Dezember 2016 fiel der Startschuss für dieses Projekt. Ministerialdirektorin Maria Britta Loskamp vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) lud eine große Anzahl von Akteuren im Bereich Bauen und Wohnen in Deutschland ein, sich aktiv an einem Dialog über die Auswirkungen von Asbest in Gebäuden, die vor 1995 errichtet wurden, zu beteiligen. Nach Ansicht der Behörde wird das Risikomaterial "Asbest", welches in Bauprodukten festgebunden ist, noch nicht ausreichend wahrgenommen.Die Asbestfasern können durch eine mechanische Bearbeitung, wie schleifen, sägen oder bohren in die Atemluft gelangen und letztlich die Gesundheit gefährden. Betroffen sind in erster Linie Handwerker, welche alte Gebäude rückbauen müssen, aber auch Hausmeister in Schulen oder die Raumnutzer selbst. Im Rahmen des Asbestdialogs sollen Maßnahmen zur Information und Sensibilisierung der Betroffenen in den Bereichen Bau-, Abfall-, Umwelt- und Arbeitsschutzrechts entwickelt werden. Die Ausgestaltung des Rechtsrahmens steht ebenfalls auf der Tagesordnung.
• ZG-A Verbände der Wohneigentümer und privaten Bauherren
• ZG-B Verbände der gewerblichen und öffentlichen Bauherren
• ZG-C Verbände der Anbieter von Bauleistungen und Baudienstleistungen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, zuständige Landesbehörden sowie Unfallversicherungsträger
• ZG-D Verbraucherschutzverbände und Verbände der Mieter und Nutzer
• ZG-E Verbände der Planer, Architekten, Sachverständigen und Koordinatoren
www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Thema-Arbeitsschutz/Asbestdialog/nationales-asbest-profil-deutschland.pdf
www.umweltbundesamt.de/tags/asbest
www.youtube.com/watch
Der Asbestdialog begann mit einer Befragungsaktion von 188 Interessensgruppen
Das BMAS beauftragte die Bergische Universität Wuppertal unter der Leitung von Prof. Manfred Helmus mit der wissenschaftlichen Begleitung, Durchführung und Auswertung einer Eingangsbefragung von 188 Verbänden und Institutionen, von denen sich 141 zurückmeldeten (75%). Die Befragten wurden in fünf Zielgruppen (ZG) unterschieden:• ZG-A Verbände der Wohneigentümer und privaten Bauherren
• ZG-B Verbände der gewerblichen und öffentlichen Bauherren
• ZG-C Verbände der Anbieter von Bauleistungen und Baudienstleistungen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, zuständige Landesbehörden sowie Unfallversicherungsträger
• ZG-D Verbraucherschutzverbände und Verbände der Mieter und Nutzer
• ZG-E Verbände der Planer, Architekten, Sachverständigen und Koordinatoren
90% der privaten Bauherren kümmern sich nicht um eine Asbesterkundung vor Baubeginn
Das Befragungsergebnis belegt, dass private Bauherren mehrheitlich (geschätzt 90%) keine Erkundungen über Asbestbelastungen vornehmen. Bei gewerblichen oder öffentlichen Auftraggebern wird die Sorgfaltspflicht höher bewertet: 44% führen vor Baubeginn Erkundungen durch. Auch bei auszuführenden Unternehmen und Handwerksbetrieben besteht Nachholbedarf. Die Befragten der Zielgruppe C vertreten die Ansicht, dass nur 24% der Betriebe Asbestuntersuchungen durchführt, die Befragten der Zielgruppe E sehen den Anteil sogar nur bei 11%.Wo suchen Bauherren Rat bei Asbestproblemen?
Private Bauherren suchen bevorzugt Sachverständige über das Internet oder fragen bei Verbraucherschutzverbände nach. Ein wichtiges Qualifikationsmerkmal für Betriebe sehen die Ratsuchenden im Sachkundenachweis TRGS 519. Gewerbliche Bauherren legen neben dem Sachkundenachweis ebenso Wert auf die Referenzen der ausführenden Firma. Architekten orientieren sich bei der Auswahl von Handwerkern besonders an Empfehlungen von Kollegen oder Asbestsachverständigen.Wunsch nach emissionsarmen Sanierungsverfahren und einer zentralen Informationsplattform
Hohen Forschungs-und Entwicklungsbedarf sehen die Befragten bei praxistauglichen, emissionsarmen Arbeitsverfahren und der dazu notwendigen Geräteausstattungen. Wer eine umfassende Asbestsanierung mit Schutzmaßnahmen und Unterdruckhaltung miterlebt hat, kann diesen Wunsch nachvollziehen. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Gruppe der Werkzeug- und Gerätehersteller möglicherweise ihren Platz im Projekt gefunden hätte. Zur Aufklärung aller am Bau beteiligten Akteure wünschen die befragten Verbände die Einrichtung einer zentralen Informationsplattform. Hoch wird auch die Notwendigkeit einer gewerblichen Aus- und Fortbildung sowie die Hochschulausbildung von Architekten in Bezug auf Altlastenentsorgung angesehen.Warten auf den Abschlussbericht
Gespannt warten die Beteiligten auf den Abschlussbericht für den "Nationalen Asbestdialog" im Jahr 2018. Ein Mitarbeiter des Ministeriums teilte mit, dass der Bericht aufgrund der verzögerten Regierungsbildung noch nicht verabschiedet werden konnte. Zumindestens ein Zwischenbericht liegt vor und ist nachstehend als pdf-Datei abrufbar.Weitere Informationen
www.baubiologie-regional.de/download/nationaler-asbestdialog-zwischenbericht.pdfwww.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Thema-Arbeitsschutz/Asbestdialog/nationales-asbest-profil-deutschland.pdf
www.umweltbundesamt.de/tags/asbest
www.youtube.com/watch