Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 24.04.2024

 

Angst vor Strommasten drei Meter neben dem Haus

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Bayreuth – Es sind die Bilder vom vergangenen Katastrophen-Wochenende, die den Bewohnern im Bayreuther Ortsteil Hussengut Angst machen: Wie Streichhölzer waren 50 Strommasten im Münsterland unter den Schneemassen eingeknickt – verletzt wurde durch die einstürzenden Stahlriesen niemand, denn zum Glück standen die nächsten Häuser weit weg. In Bayreuth aber führen die Hochspannungsleitungen direkt durch eine Wohnsiedlung. "Wir leben hier mit fast 3000 Menschen auf engstem Raum neben oder direkt unter Starkstrommasten, wir fürchten um unser Leben und unsere Häuser, sollten sich die Ereignisse aus dem Münsterland hier wiederholen", sagt Gerhard Gollner (70), Sprecher der Bürgerinitiative "Hussengut unter Hochspannung". Sie kämpft seit vier Jahren für eine Erdverkabelung der Stromtrasse, auch aus Angst vor Elektrosmog.

Meterhohe Gittermasten stehen in den Gärten der Wohnsiedlung

Die Kabel, durch die zweimal 110 Kilo-Volt Strom fließen, hängen dicht über den Dächern. Fünf Schritte von Gollners Haus entfernt steht Mast Nummer vier. Er ist 30 Meter hoch. Gerhard Gollner: "Sollte der Strommast bei einem Sturm in unsere Richtung fallen, macht er das Haus platt." Eine Katastrophe wie im Münsterland, in dessen Folge bis zu 250-000 Menschen tagelang keinen Strom hatten, hält Gollner auch in Bayern für möglich.

Gefahr durch Extremwetterlagen

"Vorangegangen war eine extreme Wetterlage mit intensiven Schneefällen bei hohen Temperaturen", sagt Professor Heiner Brakelmann (58), Experte für Energietransport und Kabeltechnik an der Uni Duisburg. "Der Schnee sammelte sich auf der Leitung, schmolz an und gefror zu einer bis zu zehn Zentimeter dicken Eisrolle. Bei sechs Seilen zwischen den Hochspannungsmasten konnte so schnell ein Gewicht von zwanzig Tonnen zustande kommen. Die Eisrollen wurden vom Sturm angeblasen, begannen zu schwingen, bis die Masten umgerissen wurden."

Angst scheint berechtigt

Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" sind Zehntausende Strommasten in Deutschland nicht zu 100 Prozent belastungsfähig – Masten, die bis Ende der 60er Jahre errichtet wurden. Bei den Masten im Münsterland soll der Stromversorger RWE zudem schon vor Jahren von vielen schadhaften Stellen gewußt haben. Teilweise hätten bis zu 60 Prozent der Masten schwerwiegende Materialfehler gehabt, schreibt der "Spiegel". Anja Zhales de Beaulieu (44), Sprecherin des Bayreuther Netzbetreibers E.ON Netz GmbH: "Grundsätzlich kann man solche Vorfälle wie im Münsterland nirgendwo ausschließen. Gegen diese Witterungsbedingungen gibt es keinen hundertprozentigen Schutz."
Quelle: www.bild.de, 3.12.05, Authoren: V. Altrock, V. Tackmann und U. Wojtuschak

Nachtrag zu den Messergebnissen an der Stromleitung

Die Bürgerinitiative Hussengut kämpft schon seit vielen Jahren für eine Erdverkabelung, bisher ohne Erfolg. Die Messwerte für niederfrequente magnetische Wechselfelder liegen in den Häusern zwischen 1000 und 2000 Nanotesla. Der von der WHO vorgeschlagene Vorsorgewert beträgt 300 Nanotesla. Der baubiologische Richtwert für Schlafplätze weist ab 500 Nanotesla auf eine extreme Anomalie hin, die eine sofortige Sanierung zur Folge hätte. Zu den gesundheitlichen Risiken kann die BI nun ein weiteres Argument ins Felde führen: Schadensrisiko durch Schnee- und Eislasten.






 


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