Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 19.04.2024

 

Allergiediagnostik auf Schimmelpilze ist kein Kinderspiel

Share on Facebook Share on Twitter
Typische Beschwerden einer Allergie auf Schimmelpilze sind Hautrötung und Hautjucken, Quaddelbildung, Bindehautentzündung, Niesen und Naselaufen sowie Asthma. Wenn diese Symptome besonders in der warmen Jahreszeit, bei feuchtwarmem Wetter, in feuchten Räumen, in Räumen mit Schimmelpilzflecken oder in Räumen mit vielen Pflanzen, z.B. Gewächshaus oder bei Kontakt mit Abfall beobachtet werden, kann das ein Hinweis für eine Schimmelpilzempfindlichkeit sein. Da Schimmelpilze aber regelmäßig in der Außen- und Innenraumluft vorkommen, müssen zur Absicherung der Verdachtdiagnose "Schimmelpilz-Empfindlichkeit" weitergehende Untersuchungen vorgenommen werden.

Verschiedene Testmethoden für Allergien

Es gibt verschiedene Methoden zur Testung einer Überempfindlichkeit des Patienten, die jeweils nur von auf diesem Fachgebiet erfahrenen Ärzten, z.B. mit der Zusatzbezeichnung Allergologie, vorgenommen werden sollten. Am Anfang der ärztlichen Diagnostik steht die Anamnese, d. h. die Selbstauskunft des Patienten über seine Beschwerden und mögliche Expositionsquellen in seinen Lebens- und Arbeitsbereichen.
Häufig angewandt wird der Pricktest. Dabei wird ein Tropfen des Schimmelpilz-Extraktes auf die Haut aufgebracht und durch eine feine Nadel in die Haut eingebracht. Als Negativkontrolle dient reines Lösungsmittel, als Positivkontrolle Lösungsmittel mit Histamin. Eine positive Reaktion liegt vor, wenn innerhalb von 20 Minuten an der Einstichstelle eine Quaddel zu sehen ist, die so groß wie oder größer als die Histamin-bedingte Quaddel ist. Eine fraglich positive Reaktion liegt vor, wenn innerhalb von 20 Minuten an der Einstichstelle eine Quaddel zu sehen ist, die kleiner als die Histamin-bedingte Quaddel, aber größer als die Quaddel durch physiologische Kochsalzlösung ist. Dies weist daraufhin, dass der Patient eine Typ I-Allergie gegenüber den Schimmelpilzen hat.
Wenn beim Patienten eine Symptomatik der Atemwege d. h. asthmatische Beschwerden im Vordergrund stehen, so kann eine inhalative Provokation vorgenommen werden. Hierbei wird zunächst vom Patienten Lactosepulver als feines Aerosol eingeatmet. Dann wird der Schimmelpilzextrakt als feines Aerosol versprüht und vom Patienten eingeatmet. Eine Lungenfunktionsprüfung oder eine Prüfung des nasalen Summenflusses jeweils vor und nach diesen Provokationen zeigt an, ob sich die Atemwege durch die Provokation verengt haben. Von einer positiven Reaktion wird ausgegangen, wenn die Reaktion auf Schimmelpilzextrakt deutlich stärker als die Reaktion auf Lactoselösung ausfällt.
Der RAST-Test (radio-allergo-sorbens-test) ist ein Reagenzglas-Test. Er ist heute überwiegend durch den EAST-Test (enzyme-allergo-sorbent-test) ersetzt. Die Konzentrationen von spezifischen IgE-Antikörpern beziehungsweise IgG gegenüber Allergenen im Blut des Patienten werden bestimmt. Während der RAST bei bestimmten Allergien, z. B. Insekten-Allergie, sehr aussagekräftig ist, hat er im Bereich der Schimmelpilzdiagnostik derzeit nur eine sehr begrenzte Aussagekraft. Denn es gibt einen Anteil von positiven Ergebnissen bei Personen, die keine Allergie haben (falsch positiv), aber auch negative Ergebnisse bei Personen mit einer Schimmelpilzallergie. Somit kann das Testergebnis lediglich ein kleiner Mosaikstein in der gesamten Diagnostik sein. Klinisch deutliche Symptome sind bei Patienten mit einem positiven RAST-Test (EAST-Test) ab Klasse 3 zu erwarten, bei sehr hoher Exposition auch bei niedrigeren RAST-Klassen.

Nur ein Teil der in Innenräumen gefundenen Pilze ist standardisiert testbar

Es wäre sinnvoll, auch die allergologische Relevanz häufig im Innenraum anzutreffender, aber bisher allergologisch nicht testbarer Schimmelpilze zu überprüfen und ggf. kommerziell standardisierte Allergene zur Verfügung zu stellen. Die spezifischen Schwierigkeiten einer eindeutigen Diagnostik bei Schimmelpilzallergie resultieren zum einen daraus, dass über 100.000 Schimmelpilze bekannt sind und einzelne Schimmelpilz-Spezies bis zu 30 Allergene aufweisen. Als Folge kann die Bedeutung einzelner Schimmelpilze bei der Verursachung von Allergien noch nicht vollständig abgeschätzt werden, zumal es selbst für häufig in Innenräumen isolierte Pilze oft keine standardisierten Allergenlösungen im Handel gibt. Zum anderen können Schimmelpilze nicht selten immuntoxische Wirkungen haben, die klinisch nicht von allergisch bedingten Wirkungen zu unterscheiden sind, so dass die Ergebnisse von Expositionstests wie Prick-, oder Inhalationsteste mit Vorsicht zu bewerten sind. Die Bewertung von Allergietesten auf Schimmelpilze sollte deshalb erfahrenen Fachleuten vorbehalten bleiben.

Textquelle

Landesgesundheitsamt Stuttgart: "Schimmelpilze in Innenräumen – Nachweis, Bewertung, Qualitätsmanagement", 2001.
Fotoquelle: www. fotalia.de #6126015 - © James Steidl

Weitere Informationen

www.gesundheitsamt-bw.de/ML/DE/Schimmelpilzberatung/Uebersicht/Seiten/Fachliteratur.aspx





 


Teilen auf Social Media