Baubiologie und Oekologie

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Bayreuth, 19.04.2024

 

Ärzteinitiative lehnt funkbasierte Smartmeter ab

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Zwei engagierte Ärztinnen lehnen die zwangsweise Einführung von digitalen Stromzählern in privaten Haushalten ab. Dr. Cornelia Waldmann-Selsam (Foto) hatte im Jahr 2002 die Ärzteinitiative Bamberger Appell ins Leben gerufen und Dr. Christine Aschermann ist Mitinitiatorin des Freiburger Appells. Beide Initiativen sehen ein Gesundheitsrisiko durch die zunehmende Belastung mit Funkwellen aller Art. Die Einrichtung von digitalen Stromzählern mit einem Funkmodul würde eine zusätzliche Strahlenquelle in die Nähe von Menschen bringen. Auslöser ihrer Sorge ist der Anfang November 2015 vom Bundeskabinett beschlossene Gesetzentwurf zur "Digitalisierung der Energiewende". Ab 2017 soll der Einbau von Smartmetern in privaten Haushalten verbindlich gemacht werden. Spätestens im Mai 2016 will der Bundestag über das Gesetz abstimmen. Beide Ärztinnen haben eine gemeinsame Presseerklärung verfasst.

Aus ärztlicher Sicht nicht zu verantworten

Waldmann-Selsam und Aschermann appellieren an die Mitglieder von Bundestag und Bundesrat, den Gesetzentwurf zur "Digitalisierung der Energiewende" in der vorliegenden Form nicht zu verabschieden. Sie sehen darin einen Einstieg in die komplette Funksteuerung des Hauses (Smart Home) und des Stromnetzes (Smart Grid). Aus ärztlicher Sicht seien diese Vorhaben, die einen weiteren Anstieg der Hochfrequenzbelastung zur Folge hätten, nicht verantwortbar. Unterstützt sehen sich die Ärztinnen durch einen Appell von 218 Wissenschaftlern aus 39 Ländern, die auf Erforschung biologischer und gesundheitlicher Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder spezialisiert sind. Im Mai 2015 hatten diese Wissenschaftler die UNO und die WHO aufgefordert, sich in ihrem Programm mit den Gesundheits- und Umweltrisiken der steigenden Strahlenbelastung zu befassen.

Negative Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern unterhalb der Grenzwerte

Waldmann-Selsam und Aschermann verweisen auf mehrere kürzlich erschienene wissenschaftliche Publikationen. Diese zeigten, dass nicht-ionisierende elektromagnetische Felder unterhalb der geltenden Grenzwerte auf lebende Organismen einwirken. Die Wirkungen umfassen ein erhöhtes Krebsrisiko, zellulären Stress, einen Anstieg gesundheitsschädlicher Radikale, genetische Schäden, Änderungen von Strukturen und Funktionen im Reproduktionssystem, Defizite beim Lernen und Erinnern, neurologische Störungen und negative Auswirkungen auf das Allgemeinbefinden des Menschen. Die rasche Folge von wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist im EMF-Portal (emf-portal.de) nachzulesen. Diese Internetplattform wird von der RWTH Aachen im Auftrag der Bundesregierung betrieben. Aus ärztlicher Sicht besonders bedeutsam ist die neue Forschungsarbeit von Belpomme aus Frankreich. Bei Menschen, die besonders stark auf elektromagnetische Felder reagieren, fand Belpomme Abweichungen bei mehreren Parametern im Blut. Die Beschwerden der Betroffenen können daher nicht auf Einbildung zurückgeführt werden.

Internationaler Widerstand gegen Smartmeter

Die kanadische Wissenschaftlerin Magda Havas begründete ihre Ablehnung funkbasierter Zähler bereits im Jahr 2010 in einer Stellungnahme für das California Council on Science and Technology. Die Amerikanische Akademie für Umweltmedizin hatte sich im Jahr 2012 in einer Resolution für einen Stopp beim Ausbau drahtloser Zähler-Systeme ausgesprochen. Österreich hatte die zwangsweise Einführung von digitalen Stromzählern im Jahr 2013 wieder aufgehoben. Im Dezember 2014 riet das Bundesamt für Strahlenschutz zu kabelgebundenen Messsystemen.

BUND fordert rechtlich verankerten Kabelvorrang

Der Bund Naturschutz Deutschland (BUND) weist in seiner Stellungnahme 30.11.2015 darauf hin, dass bei dem oben genannte Gesetzentwurf Immissionsschutzaspekte bzw. Anforderungen an eine ausreichende Gesundheitsvorsorge vollständig fehlen. Der BUND sieht in der Aussage der internationalen Krebsagentur IARC/WHO sogar die Basis für ein Verbot von funkbasierten Mess- und Zählgeräten in Häusern. Das IARC hatte im Jahr 2011 elektromagnetische Felder unterhalb der bestehenden Grenzwerte als potentiell krebserregend eingestuft.
Die Umweltschutzorganisation sieht neben der Funkbelastung durch die Geräte selbst ein weiteres Ansteigen der elektromagnetischen Felder durch die verstärkte Funkversorgung von außerhalb. Die Mobilfunkbetreiber würden dann eine "Super-Indoor-Versorgung" bereit stellen, um mit hohen Feldstärken bis in die Kellerräume vorzudringen.
Der Bund Naturschutz schlägt deshalb den Einbau folgender Passage in den Gesetzestext vor: "Prinzipiell ist einem kabelgebundenen Anschluss Vorrang einzuräumen. Anschlussnutzer und Anschlussnehmer können den Einbau von mit Hochfrequenz betriebenen Messsystemen ablehnen und einen kabelgebundenen Anschluss verlangen. Sollten mit Hochfrequenz betriebene Messsysteme bereits eingebaut sein, kann ein Rückbau verlangt werden. Der Einbau von mit Hochfrequenz betriebenen Messsystemen im Gemeinschaftseigentum oder Miethäusern ist nur statthaft mit einem einstimmigen Beschluss der Eigentümer- bzw. Mietergemeinschaft." Der BUND hält daher einen rechtlich verankerten "Kabelvorrang" für gesundheitsverträgliche Messsysteme für dringend erforderlich.

Appell an die Gesetzgebungsgremien

Cornelia Waldmann-Selsam und Christine Aschermann appellieren gemeinsam an die Verantwortlichen in Bundestag und Bundesrat: "Die Zwangseinführung von digitalen Stromzählern in Deutschland muss abgewendet werden."

Weitere Informationen

www.das-parlament.de/2016/1_2/themenausgaben/-/400728
freiburger-appell-2012.info/de/home.php
www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=438
kompetenzinitiative.net/KIT/KIT/mobilfunkfreie-weisse-zonen-irreal-oder-rechtlich-geboten/
www.emfscientist.org/index.php/emf-scientist-appeal
www.emfscientist.org/images/docs/transl/German_EMF_Scientist_Appeal_2015.pdf
emfsafetynetwork.org/american-academy-of-environmental-medicine-calls-for-a-halt-to-wireless-smart-meters/
www.emf-portal.de
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26613326





 


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