Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 29.04.2024

 

Wie verlässlich sind Kurzzeitmessungen bei Radongas?

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Arbeitsplatzmessungen in Sachsen geben Anhaltspunkte -

Mit der Prognosequalität von Kurzzeitmessungen von Radonkonzentrationen in Innenräumen und den Überschreitungshäufigkeiten des Referenzwertes von 300 Bequerel je Kubikmeter (Bq/m3) beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft in Radebeul. In einem Vortrag anlässlich der 15. Sächsischen Radontage in Dresden stellte Dr. Thomas Heinrich die Ergebnisse vor. Langzeitmessungen von mindestens zwölf Monaten fanden in öffentlichen Gebäuden, Schulen und Kindergärten statt. Die Zeiträume für Kurzzeitmessungen reichten von 14 Tagen bis drei Monaten. In diesem Fall wurden neben Arbeitsplätzen in öffentlichen Gebäuden auch Privathäuser untersucht.

Längere Messzeiträume bieten mehr Sicherheit

Kurzzeitmessungen sind immer dann relativ genau, wenn die Radonkonzentration deutlich unter dem Referenzwert von 300 Bq/m3 oder deutlich darüber liegt. Nur dann sind Fehlertoleranzen im einstelligen Prozentbereich zu erwarten. "Im Messbereich von 300 bis 600 Bq/m3 sind keine verlässlichen Prognosen möglich", führte Thomas Heinrich in Dresden aus. "In der Nähe des Referenzwerts sind Zweiwochenmittelwerte unbefriedigend, Monatsmittelwerte besser und Dreimonatsmittelwerte in einer ähnlichen Qualität wie die Messunsicherheit des Jahresmittelwertes". Bei den Kurzzeitmessungen in privaten Häusern wurde erkannt, dass mehrere Parameter die Messung beeinflussen können, z.B. die Individualität des Gebäudes, Wetterlagen oder das Nutzerverhalten. Somit legen die Ergebnisse der Messkampagne in Sachsen nahe, dass Kurzzeitmessungen wenigstens vier Wochen dauern sollten.

Wie unterscheiden sich Messwerten in Radonvorsorgegebieten und Nicht-Radonvorsorgegebieten?

In Deutschland sind mittlerweile Radonvorsorgegebiete definiert und ausgewiesen. Als Kriterium für ein Radonvorsorgegebiet gilt eine Überschreitung des Referenzwertes auf mindestens 75% des Gebietes bei mindestens 10% der Gebäude. Vereinfacht ausgedrückt wäre in einem Radonvorsorgegebiet der Referenzwert bei etwa 7,5% der Gebäude überschritten. Die langjährige Messkampagne der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft belegt die Einteilung von Radonvorsorgegebieten mit konkreten Zahlen. So wurden bei Arbeitsplätzen im Keller der untersuchten Objekte in Radonvorsorgegebieten der Referenzwert um 45% überschritten, in Nichtvorsorgegebieten nur um 21%. Im Erdgeschoss (mit Unterkellerung) betrug die Überschreitung in Radonvorsorgegebieten 24% und in Nichtradonvorsorgegebieten immerhin noch sechs Prozent. Der extrem hohe Wert von 1.000 Bq/m3 wurde in den Nichtradonvorsorgegebieten an keinem Arbeitsplatz im Erdgeschoss überschritten, im Keller hingegen bei 3 Prozent der Arbeitsplätze.


Das relative Lungenkrebsrisiko nimmt zu

Es ist also Vorsicht geboten. Eine Querschnittsanalyse von 13 Fallkontrollstudien aus dem Jahr 2005 zeigte, dass bei Langzeitdisposition von Radon das relative Lungenkrebsrisiko je Zunahme von 100 Bq/m3 um 16% ansteigt (Quelle: S. Darby et al., im Tagungsband 15. Radontage, Seite 21). Der Tagungsband der Radontage 2022 ist auf der Webseite strahlenschutz.sachsen.de als pdf-Datei kostenlos erhältlich (siehe Link unten).

Weitere Informationen

www.strahlenschutz.sachsen.de/sachsische-veranstaltungen-zu-radon-10176.html

radontag.de/





 


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