Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Wenig Geschick beim Schließen von Funklöchern

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Vor zehn Jahren noch mussten die Mobilfunkbetreiber um jeden innerstädtischen Standort hart kämpfen. Heute rennen die Bürgermeister den Anbietern die Türen ein. Denn offensichtlich ist in Bayern die Funklochhysterie ausgebrochen. Mit achtzig Millionen Euro Fördermitteln will die Bayerische Staatsregierung alle Funklöcher im Freistaat schließen. Als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung sollen die Betreiber Telekom, Vodafone und Telefonica rund tausend neue Sendemasten in dünn besiedelten Flächen aufstellen und bestehende Standorte ausbauen. "Auch enge Täler und schwierig zu versorgende Gebiete sollen funktechnisch erschlossen werden", so Wirtschaftsminister Pschierer von der CSU. Die Betreiber reiben sich die Hände. Der Staat finanziert den Ausbau der Funknetze und die Einnahmen verbleiben bei den Firmen. Aber in einem kleinen Dorf in der bayerischen Rhön hatte der Bürgermeister die Rechnung ohne den Wirt, in diesem Fall ohne die Bürger gemacht.

In Stockheim regt sich Widerstand

Stockheim liegt in Unterfranken, im nördlichsten Zipfel von Bayern, nicht weit entfernt von Hessen. Einige Bürger der 1100-Seelen-Gemeinde in der Rhön hatten über einen schlechten Handyempfang geklagt. Da kam dem ersten Bürgermeister Martin Link die Funkloch-Initiative der Bayerischen Staatsregierung gerade recht. Er nahm Kontakt mit der Telekom auf. Der Betreiber ließ sich nicht lange bitten und schlug den funktechnisch optimalen Standort zentral in der Ortsmitte vor. Nun sollte alles schnell gehen. Bereits in der nächsten Gemeinderatssitzung sollte die Planung abgesegnet werden. Doch einige betroffene Bürger bekamen Wind von dem Vorhaben. In wenigen Tagen gründete sich eine kleine Bürgerinitiative und sammelte spontan 180 Unterschriften gegen den Mobilfunkstandort im Zentrum. Bürgermeister zeigte sich beeindruckt und wollte die Planung schon ändern. Doch dann reifte der Plan einer Bürgerbefragung heran.

Ein neutraler Fachmann sollte Auskunft über Funktechnik geben

Bürgermeister Link wandte sich an das Landesamt für Umwelt in Hof (LfU). Dort ist Dr. Thomas Kurz für den Bereich der elektromagnetischen Felder zuständig. Spontan erklärte sich dieser bereit, im Oktober zum Vortrag nach Stockheim zu kommen.
Bereits im September 2018 hatte die Bürgerinitiative einen Vortragsabend mit Dr. Cornelia Waldmann-Selsam organisiert. Die Mobilfunkkritikerin wies auf die gesundheitlichen Risiken für Menschen und Tiere hin und zeigte anhand eigener Studien auf, wie Funkwellen nachweislich auch das Gedeihen von Bäumen schädigen.
Dem Bürgermeister und den Handyfreunden aus Stockheim war die Darstellung der Bamberger Ärztin zu eindimensional und deshalb suchten sie nach einer alternativen Sichtweise.

Mobilfunk ist nicht gesundheitsschädlich, sagt das LfU

Thomas Kurz sieht Mobilfunk weniger kritisch als Frau Waldmann-Selsam und vergleicht die Funkwellen mit sichtbarem Licht. "Sonnenlicht sei auch eine Form von Strahlung und könne Schäden verursachen", so der LfU-Vertreter. Sendeanlagen würden weit im "nicht-ionisierenden" Bereich arbeiten. Krebserregende Wirkungen könnten gar nicht auftreten, weil Strahlen nicht die Energie hätten, um auf Körperzellen zu wirken. Zusammenfassend stellte der Referent fest, dass die Grenzwerte vor "den bekannten gesundheitlichen Wirkungen" schützen.
Mit den Aussagen von Kurz waren natürlich die Mobilfunkkritiker gar nicht zufrieden. Auch die anschließende Diskussion brachte keinen Frieden zwischen Handybefürwortern und besorgten Bürgern. Nun rückt der Termin für die Bürgerbefragung näher. Die Wahl eines geeigneten Standorts im Außenbereich könnte für beide Seiten eine einvernehmliche Lösung bringen. Der Betreiber muss aber mitspielen.

Weitere Informationen

www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/kommunales/detailansicht-kommunales/artikel/funkloecher-in-gemeinden-beseitigen.html
www.baubiologie-regional.de/download/20181010-stockheim-vortrag.pdf





 


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