Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 25.04.2024

 

Schimmelpilze gefährden Menschen mit geschwächtem Immunsystem

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Für gesunde Menschen sind Schimmelsporen in der Raumluft im Normalfall kein Problem, da die Erreger vom Immunsystem erfolgreich bekämpft werden. Bei bestimmten Personengruppen ist aber Vorsicht geboten. Die Leitlinie der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) zählt dazu Menschen mit einem geschwächten Immunsystem aufgrund von Chemotherapien, Stammzellentransplantationen oder HIV-Infektionen. Weitere Risikogruppen sind Personen mit Mukoviszidose und Asthma bronchiale. Das Robert-Koch-Institut (RKI) teilt die Krankheitsbilder der Immunsuppression in drei Gruppen ein und spricht von mittelschwerer, schwerer und sehr schwerer Immunsuppression. In einer aktuellen Studie haben Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität in Jena nun herausgefunden, auf welche Art und Weise der Schimmelpilz das Immunsystem ausschalten kann.

Forschungsprojekt zeigt die fiesen Methoden des Aspergillus fumigatus

Professor Oliver Werz und Kollegen an der Friedrich-Schiller-Universität stellten fest, dass der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus unter Umständen für immungeschwächte Menschen lebensgefährlich werden kann. Im besiedelten Körper gibt diese Pilzgattung das Gift "Gliotoxin" ab. Ein bestimmtes Enzym im Gliotoxin sorgt dafür, dass die Produktion des Botenstoffs LTB4 in den neutrophilen Granulozyten unterbunden wird. Dazu muss man wissen, dass die neutrophilen Granulozyten die erste Abwehrreihe des Immunsystems bilden. Sobald eine Zelle des gesunden Immunsystems mit einem Erreger in Kontakt kommt, gibt sie Leukotriene (Botenstoffe) ins Blut ab, um weitere Helfer anzulocken. Durch diese Übermacht an Immunzellen gelingt es dem Körper normalerweise, den eindringenden Schimmelpilz zu zerstören. Werden jedoch die Kommunikationswege innerhalb des Immunsystems durch das Schimmelpilzgift unterbrochen, dann kann sich der Erreger ungehindert in Geweben und Organen einnisten und die Gesundheit ernsthaft bedrohen.

Bewertungshilfe bei einem Schimmelbefund in der Raumluft

Für Baubiologen bietet der Schimmelleitfaden des Umweltbundesamts (UBA 2017) eine wichtige Unterstützung bei der Bewertung von Raumluftproben. Ein Vergleich zwischen Außenluft und Innenluft gibt Hinweise darauf, ob eine Innenraumquelle vorliegen könnte. Liegt die Differenz der koloniebildenden-Einheiten je Kubimeter (KBE/m³) bei untypischen Außenluftarten wie den Aspergillus Spezies unterhalb von 50 KBE je Kubikmeter Raumluft, so spricht man von einer tolerierbaren Hintergrundbelastung. Bei einer Differenz zwischen 50 und 100 ist eine Innenraumquelle möglich. Ergibt sich Innen ein Befund von mehr als 100 KBE/m³ gegenüber Außen, dann gilt eine Innenraumquelle als wahrscheinlich. Der UBA-Leitfaden sieht noch weitere Parameter vor, z.B. einen Vergleich der KBE von allen untypischen Außenluftarten oder einen Vergleich von untypischen Außenluftarten mit schlechter luftgetragener Verbreitung, wie dem Stachybotrys chartarum. Die Unterscheidung zwischen Innen- und Außenluft wird sowohl bei der Gruppe der kultivierbaren Schimmelpilze als auch bei der Gesamtsporenbelastung angewendet.

Weitere Informationen

www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/161-001.html
www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/schimmel/aktueller-uba-schimmelleitfaden
idw-online.de/de/news710239
www.cell.com/cell-chemical-biology/fulltext/S2451-9456(19)30001-7
www.baubiologie-regional.de/anbieter_liste.php





 


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