Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 19.04.2024

 

Radongas richtig messen und sanieren

Share on Facebook Share on Twitter
Aktuelle Studien führen sieben bis zehn Prozent der jährlichen Todesfälle infolge von Lungenkrebs auf Radon zurück, das etwa die Hälfte der natürlichen und etwa ein Drittel der gesamten Strahlenbelastung der Bevölkerung bedingt. Der folgende Artikel zeigt auf, wie Radon entsteht, wie das radioaktive Gas in die Häuser gelangt und welche gesundheitlichen Auswirkungen bekannt sind.

Was ist Radon und wie entsteht es ?

Radon ist ein radioaktives, farb- und geruchloses Edelgas. Es entsteht aus dem Zerfall von Radium, ein Zwischenprodukt des radioaktiven Zerfalls von Uran. Aus Radium-226 wird Radon-222 (Radon) gebildet. Radon wiederum zerfällt in radioaktive Schwermetallisotope des Poloniums, Wismuts und Bleis, bis als Endprodukt schließlich stabiles Blei entsteht.

Wie entsteht Radon und wie gelangt es in die Häuser?

Nach seiner von den Menschen nicht beeinflussbaren Entstehung im Mineralstoffgefüge gelangt ein bestimmter Prozentsatz des Radons in die Porenräume der Gesteine und Böden. Die in den Poren enthaltene Bodenluft wird dadurch mit Radon angereichert. Typischerweise kommt Radon in der Bodenluft in Konzentrationen von mehreren Tausend Becquerel pro Kubikmeter Luft (Bq/m3) vor. Radon breitet sich dann innerhalb des Materials in Richtung Erdoberfläche aus und wird schließlich in die Luft im Freien und gegebenenfalls in Gebäuden freigesetzt. Ist ein Haus gegenüber dem Baugrund auch nur geringfügig undicht, wirkt es wie ein Kamin. Bereits durch einen geringen Unterdruck im Gebäude kann die radonhaltige Bodenluft aus einem Umkreis von ca. 10 bis 20 Metern angesaugt werden. In Deutschland sind erhöhte Radonkonzentrationen in Gebäuden, von Ausnahmefällen abgesehen, auf Radon aus dem Baugrund zurückzuführen. Deshalb treten die höchsten Radonkonzentrationen meist in Räumen mit direktem Kontakt zum Baugrund, also in Kellern oder nicht unterkellerten Räumen auf.

Welche Radonkonzentrationen treten in Häusern auf?

Die mittlere Radonkonzentration in Wohnungen beträgt in Deutschland ungefähr 50 Bq/m3. Es gibt jedoch auch Häuser mit einigen Tausend Bq/m3 in den Wohnräumen. In etwa zehn Prozent der bestehenden Ein- und Zweifamilienhäuser sind Radonkonzentrationen über 100 Bq/m3 in Aufenthaltsräumen zu erwarten. Die Höhe der Radonkonzentration in den Häusern wird nicht nur durch die Radonzufuhr aus verschiedenen Quellen, sondern maßgeblich auch durch den Austausch der Raumluft gegen die Außenluft, die räumliche Aufgliederung der Gebäude und die Luftbewegung im Haus beeinflusst. Dabei spielen die meteorologischen Bedingungen und die Temperaturverteilung im Haus eine entscheidende Rolle. Weil in Deutschland im Jahresmittel die Radonkonzentration in der Außenluft in den meisten Gebieten zwischen nur 5 Bq/m3 und 30 Bq/m3 liegt, bewirkt erhöhter Luftaustausch in der Regel eine Senkung der Radonkonzentration in Gebäuden.

Jahreszeitliche Schwankungen beachten

Die Konzentration des Radons in Gebäuden unterliegt mehr oder weniger starken zeitlichen Schwankungen. Entscheidende Einflussfaktoren sind dabei die jahreszeitlichen und täglichen Wetteränderungen in Kombination mit den individuellen Gewohnheiten bei der Lüftung und Raumnutzung. Die täglichen Maxima werden normalerweise in den späten Nacht- bis frühen Morgenstunden erreicht. Wegen der speziellen Standortbedingungen und der Individualität jedes Gebäudes ist es auch bei auf den ersten Blick sehr ähnlichen Häusern nicht möglich, von der Radonkonzentration in einem Haus auf die in einem Nachbarhaus zu schließen.

Gesundheitliche Effekte durch Radon

Radon und seine Zerfallsprodukte werden vom Menschen mit der Atemluft aufgenommen. Während das Edelgas Radon zum größten Teil wieder ausgeatmet wird, werden seine Zerfallsprodukte im Atemtrakt angelagert. Das beim Aufenthalt im Freien und in Gebäuden eingeatmete Radon und seine Zerfallsprodukte bewirken eine Exposition in den Atemwegen. Andere Organe werden durch Radon und seine Zerfallsprodukte nach derzeitiger Kenntnis weitaus weniger belastet. In einer Reihe internationaler Studien wurde der Zusammenhang zwischen einer langjährigen Belastung durch Radon in Wohnungen und dem Auftreten von Lungenkrebs untersucht. Auf dieser Grundlage kommt die deutsche Strahlenschutzkommission in Ihrer Sitzung im April 2005 zu folgender Bewertung: Zusammenfassende Auswertungen dieser Studien in Europa und Nordamerika zeigen einen klaren Anstieg des Lungenkrebsrisikos mit steigender Radonkonzentration. Dieser Zusammenhang ist auch für lebenslange Nichtraucher nachweisbar. Eine signifikante Risikoerhöhung wurde ab einem Konzentrationsintervall von 100 - 199 Bq/m3 festgestellt. Die Expositions-Wirkungs-Beziehung ist annähernd linear ohne Hinweis auf einen Schwellenwert und beträgt etwa 10 % pro 100 Bq/m3 Radonkonzentration.

Begrenzung der Radonexposition in Gebäuden

Vom Bundesamt für Strahlenschutz wurde ein Konzept zur Begrenzung der Radonexposition in Aufenthaltsräumen entwickelt. Ausgehend von der linearen Expositions-Wirkungs-Beziehung muss als generelles Ziel gesetzt werden, die Strahlenbelastung durch Radon so weit wie möglich zu reduzieren. Als praktikable und den Umständen angemessene Zielstellung in Deutschland sollte gelten, Radonkonzentrationen von über 100 Bq/m3 in Aufenthaltsräumen durch Anwendung von jeweils situationsgerechten Maßnahmen zu vermeiden. Der Wert 100 Bq/m3 ist kein Grenzwert, sondern er ist als Zielwert zu interpretieren, der durch standortspezifische Maßnahmen beim Neubau und der Hohe der gemessenen Radonkonzentration und den Gebäudeeigenschaften angemessenen Sanierungsmaßnahmen erreicht werden sollte. Bei der Beurteilung der Sanierungsnotwendigkeit sollte die Aufenthaltszeit in den betroffenen Räumen berücksichtigt werden. Ergeben sich auf Grund von Messungen Radonkonzentrationen über 100 Bq/m3, werden Sanierungsmaßnahmen empfohlen. Diese sollten bei Konzentrationen im Bereich über 100 Bq/m3 bis 400 Bq/m3 innerhalb von zehn Jahren, über 400 Bq/m3 bis 1000 Bq/m3 innerhalb von fünf Jahren, über 1000 Bq/m3 innerhalb von drei Jahren abgeschlossen sein.

Messung der Radonkonzentration in Gebäuden

Zur Beurteilung, ob die Radonkonzentration in einem Aufenthaltsraum im Jahresmittel 100 Bq/m3 überschreitet, sind wegen der zeitlichen Schwankungen Messungen über einen längeren Zeitraum erforderlich. Für die Bewertung der Radonsituation eines Einfamilienhauses werden Messungen in einem Wohnraum und einem Schlafraum empfohlen. Zusätzliche Messungen im Kellergeschoss oder in nicht unterkellerten Räumengeben wichtige Informationen über die Bedeutung von Radon aus dem Boden für das betreffende Haus

Literatur:

BUND-Jahrbuch 2006: Ökologisch Bauen und Renovieren
Verband Baubiologie: Expertenseminar 2005, Dr. Thomas Haumann
Radon-Handbuch Deutschland, Wirtschaftsverlag NW






 


Teilen auf Social Media