Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 28.03.2024

 

Ökologische Alternativen zu Styropor als WDVS

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Altbauten mit einer nachträglichen Wärmedämmung zu versehen, macht nicht nur aus energetischen Gründen Sinn. Denn bei schlecht gedämmten Fassaden treten regelmäßig Schimmelprobleme auf, verstärkt durch den Einbau neuer und gut dämmender Fenster. Die Außendämmung der Fassade bietet Vorteile gegenüber einer partiellen Innendämmung. Doch welcher Dämmstoff bietet eine Alternative zum überwiegend verwendeten Polystyrol, besser bekannt als "Styropor"?

Im Fokus: Fassadenbrände und Gewässerschädigung

Zwei negative Eigenschaften von Polystyrol sorgen in den Medien für Diskussionsstoff. Aufsehen erregten vereinzelte Fassadenbrände. Das Feuer breitete sich schnell aus und brachte durch die Verbrennungsabgase von Styropor Hausbewohner in Lebensgefahr. Weiterhin wird dem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) eine Schädigung der Gewässer vorgeworfen. Zur Vorbeugung von Algen und Pilzbefall enthalten die Putzsysteme Algizide und Biozide. Ein Schweizer Forscher hatte festgestellt, dass durch Schlagregen bereits nach zwei Jahren bis zu 20% der Schadstoffe ausgewaschen wurden und ins Grundwasser gelangten. Die Entsorgungsproblematik steht vielen Wärmedämmverbundsystemen aus Polystyrol plus Putzsystemen noch bevor: sie können nicht recycelt werden, sondern landen in Müllverbrennungsanlagen.

Alternative Baustoffe

Um den kleinen Rest am Dämmstoffmarkt streiten sich diverse Produkthersteller, darunter solche mit langjähriger Erfahrung, andere wiederum mit Produkten, die relativ neu am Markt sind.
Zu letzteren gehört das Seegras. Seegraskugeln werden in Tunesien und Algerien an den Stränden eingesammelt, nach Deutschland versandt, gehäckselt und in Säcken auf die Baustelle verbracht. Seegras ist nicht brennbar, schimmelresistent, trocknet schnell und speichert gut die Wärme. Zu kritisieren sind die weiten Transportwege auf Afrika bis nach Europa. Mittlerweile gibt es eine Initiative, Seegras aus dem Baltikum (Ostsee) zu importieren. Ebenfalls schimmelresistent ist der Dämmstoff Schilf. Er lässt sich gut mit Kalk verputzen. Im Holzständerbau verwenden ihn gerne die Lehmbauer im Innenbereich.
Bereits reichlich Produkterfahrung bringen die Anbieter von Holzfaserdämmplatten mit. Hier ist die Angebotsseite sehr vielfältig vertreten, z.B. Pavatex, Gutex, Homatherm oder Steico. Holzfaserdämmplatten sind in der Kategorie B2 brennbar, normalentflammbar eingestuft. Sie dürfen nur in Verbindung mit einem mineralischen Oberputz verwendet werden. Als Vorteile dieses Dämmstoffes gelten seine Diffusionsoffenheit und die Recycelfähigkeit. Als Verwandter der Holzfaserplatten sind Dämmplatten aus Hanf eingestuft.
Ein WDVS auf Basis von Mineraldämmplatten bietet die Firma Multipor an. Das Produkt enthält nach Herstellerangaben die Bestandteile Kalk, Sand, Zement und Wasser. Das Putzsystem kommt ohne Algizide und Fungizide aus. Mineraldämmplatten gelten als formstabil und "spechtsicher".
Heraklith-Holzwolleplatten bestehen aus langfaserigen Holzwollespänen und einem mineralischen Bindemittel. Die Platten sind formstabil und nicht brennbar.
Eine schöne Übersicht von weiteren alternativen Dämmstoffen bietet die Firma Haganatur auf ihrer Webseite (siehe Link unten).
Bauherren sollten sich bei der Produktauswahl versichern, dass für den jeweiligen Dämmstoff eine bauamtliche Zulassung vorliegt. Bei der KfW-Förderung spielt die ökologische Komponente des Baustoffes übrigen keine Rolle.

Weitere Links zum Thema:

www.mulipor.de, www.gutex.de, www.homatherm.com, www.unger-diffutherm.at, www.steico.de, www.pavadex.de

Weitere Informationen

www.baubiologie-regional.de/alternative-baustoffe.php
haganatur.de/produkte/isolationen-wdvs/





 


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