Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Mit der Hand im Magnetfeld

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Kabellose Stromladegeräte erzeugen im Nahfeld bedenklich hohe Magnetfelder. Die Baubiologen Virnich/Moldan untersuchten Ende 2009 Mousepads, welche die darüber liegende Computermaus mit Strom versorgten. Das Mousepad selbst war per Kabel und USB-Stick an den Computer angeschlossen. Der gemessene Wert betrug im Abstand von fünf Zentimetern mehr als 20 Mikrotesla (µT). Zur gesundheitlichen Risikoeinschätzung bedarf es noch einer Zusatzinformation: während die Netzfrequenz unseres Hausstroms 50 Hz beträgt, "arbeitete" das Mousepad mit einer Grundfrequenz von 122,7 Kilohertz. Zusätzlich erzeugte die Powermatte bedenkliche Oberschwingungen bis in den Frequenzbereich von 10 MHz hinein.

Dreifache Überschreitung des Richtwertes für magnetische Wechselfelder

Der ICNIRP-Referenzwert für Ganzkörperexposition liegt im Bereich von 3 bis 150 kHz bei 6,25 Mikrotesla. Die Magnetfelder der Ladematte überschritten somit den Richtwert der ICNIRP um das dreifache. Die Berufsgenossenschaft sieht für diesen Fall nur eine "vorübergehende" Nutzung der Gerätschaft vor. Jeder Kenner der modernen Berufspraxis weiß, dass Schreibtischarbeiter während des ganzen Tages am Computer sitzen. Konsequent gedacht, dürfte der Sicherheitsbeauftragte einer Firma den Gebrauch von kabellosen Ladestationen in Körpernähe nicht zulassen.

Kabelloses Laden von Smartphones in größeren Entfernungen

Die Weiterentwicklung der kabellosen Ladegeräte (wireless charger) inspiriert viele Wissenschaftler. Beispielsweise haben Forscher am MIT Massachusetts ein neuartiges Ladegerät entwickelt, welches Smartphones in einem Abstand von dreißig Zentimetern laden kann. Der Energieempfänger muss zudem keine spezielle Position einnehmen wie beim Mousepad. Das Handy soll sich lediglich im Magnetfeld befinden. Die neue Technologie verwendet dafür gerichtete Magnetfelder. Bisher war das Verfahren nur bei der WLAN-Technik bekannt: erkannte der Router ein Gerät, das sich mit ihm verbinden wollte, verstärkte er das Signal in die bestimmte Richtung.

Horrorvision im Büro

Man stelle sich folgende Situation vor: an jedem Schreibtisch steht eine Ladestation und lädt im Umkreis von dreißig Zentimetern die Endgeräte auf. Der Büroarbeiter sitzt im schlimmsten Fall den ganzen Tag in einem starken Magnetfeld. Messergebnisse sind dem Autor bisher nicht bekannt. Die Belastung mit magnetischen Wechselfeldern dürfte aber ähnlich hoch sein wie bei den Powermatten für die Computermaus. Provokativ gefragt: Ist der Aufwand für das direkte Anstecken des Endgerätes per Kabel an das Stromnetz für den Benutzer wirklich unzumutbar? Diese rhetorische Frage kann der Gesundheitsbewusste leicht beantworten ...
Bildquelle: © Alexandar Iotzov - Fotolia.com

Literaturangaben

Martin H. Virnich/Dietrich Moldan: Die Sendung für die Maus. Wohnung+Gesundheit 12/09
Stichworte: Plugless Power, Wireless Charger, Induktionsladesysteme, Induktionladung

Weitere Informationen

www.faz.net/aktuell/wissen/ein-neues-verfahren-zum-laden-von-mobilgeraeten-ueber-magnetfelder-13177178.html






 


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