Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Mehr Systematik bei der Energieberatung

Share on Facebook Share on Twitter
"Individueller Sanierungsfahrplan für Wohngebäude" (iSFP) heißt ein neuer Leitfaden der deutschen Energieagentur (Dena). Auf 88 Seiten erhalten Energieberater ein Konzept an die Hand, mit dem sie Bauherren bei der sinnvollen Kombination von Einzelmaßnahmen bei der energetischen Sanierung unterstützen können. Der Leitfaden steht kostenlos als PDF-Datei auf der Webseite der Dena zur Verfügung. Somit können sich auch Privatleute in die Materie einlesen und sich Gedanken über ein sinnvolles Schrittkonzept zur Verringerung des Energieverbrauchs in den eigenen vier Wänden machen. Die Verfasser des Leitfadens schreiben in der Einleitung: "Der iSFP dient als Motivation der Hauseigentümer, den Schritt zur energetischen Sanierung zu wagen. Er schafft ein maßgeschneidertes Zukunftsbild von ihrem Zuhause."

Gesamtsanierung eines Gebäudes gegenüber Einzelmaßnahmen

Die höchsten Fördersätze erhalten Hauseigentümer bei der vollständigen Sanierung eines Hauses. Steht beispielsweise am Ende einer Sanierungsmaßnahme ein KfW- Effizienzhaus-55, betragen die Zuschüsse 30% der förderfähigen Investitionskosten, maximal 30.000 Euro je Wohneinheit. Einzelmaßnahmen für eine energetische Sanierung werden geringer bezuschusst: für eine Einzelmaßnahme erhält der Eigentümer 10% der förderfähigen Investitionskosten, maximal 5.000 Euro je Wohneinheit. Für Hausbesitzer, die nicht in das volle Finanzrisiko einer Komplettsanierung gehen wollen, bietet der individuelle Sanierungsplan der Dena einen sinnvollen Einstieg in die Kombination von Einzelmaßnahmen als Schritt-für-Schritt-Sanierung an.

Schwachstellen des Gebäudes erkennen

Bei der energetischen Bewertung des Istzustandes durch den Energieberater zeigen sich schnell die Schwachstellen des Gebäudes auf. Folgerichtig werden die Maßnahmen mit dem höchsten Nutzen zuerst angegangen. Das neue am iSFP-Konzept ist der Gedanke eines "Wenn … dann" Schrittkonzepts. Die Einzelmaßnahmen sollen nicht losgelöst von einander durchgeführt werden, sondern sinnvoll aufeinander aufbauen. Der iSFP soll helfen, die vielfältigen gegenseitigen Abhängigkeiten zu erkennen. So wird der Energieberater beispielsweise darauf hinweisen, welche Folgeprobleme sich bei einem alleinigen Austausch der Fenster ergeben oder bei Anschlussdetails zwischen zwei Bauteilen, die nicht gleichzeitig saniert werden können.

Der Berater bindet den Eigentümer aktiv in das Gespräch ein

Alle Sanierungsmaßnahmen sollen gemeinsam erarbeitet werden. So wird der Berater die Interessen des Bauherrn durch eine gezielte Fragestellung vorher abklären, z.B. Welche Maßnahmen sollten ohnehin ausgeführt werden? Welches Bau- oder Dämmmaterial bevorzugt der Beratene? Besteht Interesse am Einsatz regenerativer Energien? Welche Heiztechnik favorisiert der Bauherr? Der Berater soll Vertrauen gegenüber dem Eigentümer aufbauen, in dem er dem Kunden auf Augenhöhe begegnet und nicht zu ungewollten Maßnahmen überredet. Im Sinne der Autoren soll der iSFP dem Beratenen Orientierung bei seinen Entscheidungen zur Gebäudesanierung geben.

Mit farbigen Markierungen die beste Lösung finden

Als Orientierung für eine bessere Entscheidungsfindung verwendet der Leitfaden Farbklassen für die Energieeffizienz. Ähnlich wie bei den KfW-Effizienzhaus-Klassen reicht die Farbskala von dunkelrot = sehr schlecht bis dunkelgrün = sehr gut. Für die mittlere Stufe verwendet der Leitfaden die Farbe "gelb". In einem weiteren Schritt unterteilt der Berater das Gebäude in acht Komponenten mit den Oberbegriffen "Gebäudehülle" und "Anlagentechnik". Beiden Hauptkategorien werden jeweils vier Komponenten zugeordnet: Wände, Dach, Fenster, Boden gehören zur Gebäudehülle und Heizung, Warmwasserbereitung, Energieverteilung und Lüftung zur Anlagentechnik. Nach der Bestandsaufnahme markiert der Berater alle acht Komponenten mit den oben genannten Farbklassen (siehe Foto oben links). So sieht der Eigentümer auf einen Blick, wo dringender Sanierungsbedarf besteht.

Erstellung von Maßnahmenpaketen mit Kostenschätzungen

Der Leitfaden empfiehlt den Beteiligten, Maßnahmenpakete (MP) nach Zeitabschnitten zu bündeln. Beispielsweise könnte Maßnahmenpaket 1 innerhalb der nächsten sechs Monate umgesetzt werden, MP2 innerhalb von zwei Jahren und MP3 nach Eintritt eines bestimmten Ereignisses. Jedem Paket ordnet der Berater die Investitionskosten zu und zeigt die Fördermöglichkeiten für die Einzelmaßnahmen auf. Jedoch raten die Autoren des iSFP dem Energieberater, nur grobe Kostenschätzungen abzugeben. Die genauen Kosten können erst nach einer Ausschreibung ermittelt werden. Dem Beratenen muss auch bewusst sein, dass der Sanierungsplan keine technischen Planungsleistungen oder detaillierte Vorgaben für den Handwerker enthält. Derartige Fachplanungen sind zusätzlich zu leisten und bei der Finanzierung zu berücksichtigen.

Weitere Informationen

www.febs.de/startseite
www.bafa.de/DE/Energie/Energieberatung/Energieberatung_Wohngebaeude/energieberatung_wohngebaeude_node.html
www.bafa.de/DE/Energie/Energieberatung/Energieberatung_Wohngebaeude/Beratene/beratene_node.html
www.bafa.de/DE/Energie/Energieberatung/Energieberatung_Wohngebaeude/Berater/berater_node.html
www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Heizungsoptimierung/heizungsoptimierung_node.html
www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/Energie/ebw_freigegebene_software_isfp.html





 


Teilen auf Social Media