Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 19.04.2024

 

Kork mit vielen Vorteilen und wenigen Nachteilen

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Kork ist ein Naturbaustoff und vielseitig verwendbar. Der Schweizer Baubiologe Michael Stähli hat sich im Rahmen einer Facharbeit ausführlich mit dem Thema Kork beschäftigt und zahlreiche Einsatzmöglichkeiten gefunden. Das Hauptaugenmerk in diesem Artikel liegt auf der Verwendung von Kork als Bodenbelag, da dies die Verbraucher am meisten beschäftigt. Bekanntlich gehen bei der Diskussion um Bodenbeläge die Meinungen weit auseinander. So ist es auch bei Korkböden nicht anders. In Online-Foren überwiegen die positiven Bewertungen, aber es melden sich auch kritische Stimmen.

Angenehm warm aber empfindlich gegen Flecken

Korkbefürworter schätzen das Gefühl, mit Strümpfen auf einem warmen und leisen Boden zu laufen. Das Wärmegefühl rührt her von der sehr geringen Wärmeleitfähigkeit (Lambda) von 0,04 bis 0,05 W/mK. Kork ist somit nicht an sich warm, sondern verhindert den Wärmeabfluss des Menschen an die kalte Umgebung. Wer es noch wärmer mag, kann Kork auch mit einer Fußbodenheizung kombinieren. Bei einem Wärmedurchlasswiderstand für Kork-Fertigparkett von typ. 0,1 m²K/W wird die Fußbodenheizung noch etwa 60% Leistung liefern, verglichen mit einem Fliesenbelag. Befürworter von Korkböden schätzen neben seiner natürlichen Schönheit auch die Möglichkeit, das Material in Eigenleistung zu verlegen. Negativ wird gesehen, dass Kork empfindlich gegenüber Flecken ist. In den Augen mancher Verbraucher, eignet sich Korkboden deshalb nicht für die Küche, da sämtliche Flecken aus Wasser oder Kochen schwer zu entfernen sind. Korkbelag kann ausbleichen, wenn er auf Sonnenstrahlen ausgesetzt wird. Diesen Makel kann man aber auch getrost anderen Bodenbelägen zuschreiben.

Intensiver Korkgeruch kann stören

Kork hat unbestritten einen Eigengeruch, den man mögen muss. Während der Nutzungsphase kann Kork über längere Zeit Geruchsstoffe emittieren, dies sind hauptsächlich Phenol und Furfural. Bei starkem Geruch wurden wahrscheinlich Fehler in der Produktion gemacht. Im Verdacht stehen vor allem expandierter Korkschrot, der bei zu hohen Prozesstemperaturen erzeugt wurde, sowie vereinzelt auch verschwelte Korkplatten. Es empfiehlt sich deshalb, Kork nur mit aktuellen Prüfzeugnissen zu erwerben. Gerüche und Schadstoffe können auch durch die industrielle Nachbehandlung unter Verwendung von Ölen, Lacken oder Klebern entstehen. Bevor die großflächige Verlegung erfolgt, sollten erst einmal kleinere Chargen getestet werden, z.B. im Flur oder im Hobbyraum.

Baubiologische Aspekte

Kork ist ein natürlicher, nachwachsender und recycelbarer Rohstoff, der im unbehandelten Zustand frei von Schadstoffen ist. Kork kann das Raumklima durch seine hygroskopischen Eigenschaften und die Dampfdiffusionsfähigkeit verbessern. Das Material sorgt für eine gute Wärmedämmung, hat gute Schalldämmwerte und zeigt keine radioaktive Abstrahlung. Für den Heimwerker ergibt sich der Vorteil durch die relative einfache Verarbeitung der Bodenbelege. Beim Zuschneiden sollten persönliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden, da der Feinstaub die Gesundheit schädigen kann. Kork besteht zu 45 Prozent aus Suberin, einer Mischung von organischen Säuren, welche die Wände der Korkzellen beschichten und dadurch den Durchgang von Wasser und Gasen verhindern. Die guten Eigenschaften von Suberin machen den Kork deshalb unlöslich im Wasser und praktisch nicht brennbar.

Ein Gütesiegel für Fußbodenbeläge aus Kork

Der Deutsche Kork-Verband e.V. lässt nach wissenschaftlichen Kriterien regelmäßig die Kork-Bodenbeläge seiner Mitglieder prüfen. Im Auftrag des Herstellerverbandes hat das Kölner eco-Umweltinstitut ein Qualitätssicherungssystem erarbeitet, das vor allem eine Minimierung der Schadstoffe in Korkböden sichert. Die Proben werden auf Formaldehyd, Phenole, Isocyanate, schwermetallhaltige Pigmente und Azofarbstoffe untersucht. Durch die Prüfungen sollen die gesundheitliche Unbedenklichkeit und die umweltgerechte Erzeugung von Korkböden garantiert werden. Auch eine Geruchsprüfung ist bei der Zertifizierung enthalten. Hier sind die Kriterien eher zugunsten der Anbieter ausgelegt, denn bei einer Skala von 1 (nicht wahrnehmbar) bis 6 (unerträglich) wird eine Geruchseinstufung von 3 (deutlich wahrnehmbar, aber noch nicht störend) noch akzeptiert.

Die ökologische Sicht auf die Korkproduktion

Importierter Kork stammt zu etwa 80 % aus Portugal. Die Korkeichenwälder werden vom Portugiesischen Kork-Institut gemäß den Richtlinien der nachhaltigen Forstwirtschaft kontrolliert. Korkeichen werden in der Regel nicht gedüngt oder mit Pestiziden behandelt. Das Verschwinden der traditionellen Korkproduktion wäre für die Umwelt fatal. Die Eiche nimmt bei der Korkproduktion keinen Schaden, sie wird lediglich geschält. Die Rinde wächst nach und bis zur nächsten Schälung vergehen mindestens neun Jahre. Die europäischen Korkeichenwälder bieten einen großen Artenreichtum mit bis zu 100 verschieden blühenden Pflanzenarten auf einem Zehntel Hektar. Korkwälder sind wahre Kohlendioxidsenker, denn Kork bindet dauerhaft eine Menge an CO. Bereits drei Viertel der mediterranen Korkwälder sollen laut einem Bericht des World Wide Fund for Nature (WWF) gefährdet sein. Da das Schälen von Korkeichen eine Kunst ist, verdienen die Arbeiter mehr als in anderen Bereichen der Landwirtschaft. So sichert die Korkproduktion auch Arbeitsplätze auf dem Land und wirkt einer Landflucht entgegen.

Bild: Korkschüttung – Planwerk2 GmbH (siehe Link unten)

Weitere Informationen

www.baubio.ch/fileadmin/media/bildung/abschlussarbeiten%20BP/abschlussarbeiten/Kork_2015_Nr_313.pdf
baustoffe.fnr.de/fileadmin/bauen/pdf/KNR_Broschuere_Fussboden2.pdf
kork.de/wp-content/uploads/2019/12/kork-auf-dem-boden-2019.pdf
www.planwerk2-gmbh.de/innenausbau_pics.html





 


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