Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 30.04.2024

 

Ein Schimmelschnelltest ist für Laien wenig hilfreich

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Mehr Verwirrung als echte Erkenntnisse bei dieser Methode -

Die Werbung in Apotheken, Drogerien oder Baumärkten für einen schnellen Schimmeltest ist verlockend. Die Bewohner stellen einfach eine Petrischale in der Wohnung auf, warten zwei Wochen und zählen dann die gewachsenen Kolonien. Doch welche Erkenntnisse lassen sich daraus ableiten? Das Umweltbundesamt sieht in dem "open-petri-dish"-Verfahren (OPD), bei dem offene Nährböden im Raum aufgestellt werden, keine anerkannte Methode. Die so erhaltenen Ergebnisse seien zufällig und hätten keine Aussagekraft über den tatsächlichen Zustand im Raum. Insbesondere können einfache Schimmeltest-Sets nicht das Ausmaß der Kontamination quantifizieren. Sie geben nur an, ob Schimmel vorhanden ist oder nicht, ohne die Schimmelart zu identifizieren, was für die Einschätzung gesundheitlicher Risiken wichtig sein kann. Außerdem kann die Selbstentnahme der Proben zu Verunreinigungen oder falscher Handhabung führen, was die Ergebnisse verfälschen könnte.

Bestimmte Schimmelarten wachsen nicht auf Nährböden

Einige sehr gefährliche Schimmelpilzarten, wie z. B. Stachybotrys oder Chaetomium, sind dafür bekannt, dass sie auf Nährböden, die normalerweise in Petrischalen verwendet werden, nicht gut oder gar nicht wachsen. Sie werden häufig gefunden, wenn zellulosereiche Materialien wie Trockenbauwände über einen längeren Zeitraum feucht waren. Um diese und andere Sporen aufzuspüren, die auf Standardmedien nicht wachsen, empfiehlt sich die Entnahme von Luftproben mit der Partikelsammelmethode. Bei diesem Verfahren wird die Luft über speziell beschichtete Objektträger geleitet, und die gesammelten Sporen werden später unter dem Mikroskop identifiziert. Diese Technik gewährleistet eine ergänzende und somit umfassende Analyse des möglichen Schimmelpilzbefalls in Innenräumen.

Eine Messung im Außenbereich zur Kontrolle vornehmen

Schimmelsporen sind in der gesamten Umwelt vorhanden. Es kommt vor, dass die zu beprobende Wohnung entweder in ländlichen Gegenden zu finden ist oder dass möglicherweise ein Komposthaufen in der Nähe ist oder gerade bestimmte Pflanzen austreiben. Dann werden die Sporen über die Fensterlüftung in das Innere getragen und setzen sich auf den Nährböden ab. In diesem Fall würden mögliche Innenraumpilze, die auf Feuchteschäden hindeuten, "überwachsen" werden. Deshalb vergleicht eine professionelle Schimmeluntersuchung immer die Werte der Raumluft mit der Frischluft im Außenbereich und arbeitet die Unterschiede deutlich heraus.

Die Beurteilung von Schimmelkolonien den Profis überlassen

Schimmelpilze können äußerlich ähnlich sein und leicht verwechselt werden. Für die Bestimmung wird Fachwissen und jahrelange Erfahrung benötigt. Labore arbeiten mit hochauflösenden Mikroskopen, die jeden kleinen Unterschied im Schimmelwachstum deutlich herausstellen. Diese Aufgaben können Laien einfach nicht leisten. Erschwerend kommt dazu, dass bestimmte Schimmelarten schneller wachsen und andere Arten überwuchern können. Und noch ein Argument gegen den Schimmelschnelltest: Schimmelarten, die kleinere Sporen entwickeln, wie zum Beispiel Penicillium und Aspergillus bleiben länger in der Raumluft schweben und können daher beim OPD-Verfahren leichter übersehen werden. Somit bleibt als Ratschlag für Laien: Verzichtet auf Schimmelschnelltests mit Nährböden und überlasst diese Arbeit Baubiologen als Probennehmern und erfahrenen Laboren für die Analytik und Bestimmung!

Weitere Informationen

www.baubiologie-regional.de/news/finger-weg-vom-schimmel-schnelltest-903.html

institut-ziemer.de/petrischalen-zum-aufstellen-und-warum-das-zu-nichts-fuehrt/

www.umweltbundesamt.de/publikationen/leitfaden-zur-vorbeugung-erfassung-sanierung-von





 


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