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Bayreuth, 16.04.2024

 

Deutliche Kritik am Digitalisierungswahn von Politik und Wissenschaft

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Dr. Werner Meixner arbeitet als Gastwissenschaftler an der Fakultät für Informatik der Technische Hochschule in München. Seit seiner Pensionierung im Jahr 2013 kritisiert er in zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen die manische Hinwendung von Wissenschaft und Politik zu einer "Welt von vernetzten Objekten", die sich angeblich "selbst kontrollieren und optimieren" sollen und unter dem strapazierten Begriff "Digitalisierung" firmieren.
Als technikfeindlich kann man den promovierten Mathematiker nicht bezeichnen. Im Gegenteil: in seiner Jugendzeit hat er mit einfachen Mitteln Radioapparate gebaut, angefangen von Detektoren bis hin zum UKW Empfänger mit Hilfe von Bausätzen. Er war fasziniert von den Möglichkeiten der Programmierung einfacher Rechner, z.B. der Programmierung von Buchungssystemen für den Atari. Später hat Meixner in München Physik, Mathematik und Informatik studiert und einen Doktortitel in Mathematik erhalten. Ein Technikfeind bezeichnet er sich also keineswegs; eher als "Feind derjenigen, die die Technik nicht zur Lösung realer Probleme der Leute einsetzen, sondern für ihren Machtgewinn missbrauchen." In einem Interview mit dem Publizisten Peter Rath-Sangkhakorn am 9.12.2018 begründet Dr. Meixner seine Kritik am Digitalisierungswahn von führenden Köpfen in Deutschland und fordert, dass Technik dem Menschen dienen muss und nicht umgekehrt.

Was sind die wahren Ziele der Digitalisierung und welche Gefahren lassen sich daraus ableiten?

Dr. Meixner empfiehlt zu hinterfragen, welche Akteure es sind, die wirtschaftliche Ziele verfolgen: "Es sind die paar wenigen IT-Konzerne Google, Facebook, Amazon, Microsoft, auch PayPal gehört dazu. Dann gibt es noch die Finanzkonzerne und Banken, und nicht zu vergessen, das amerikanische Pentagon. Es geht um den Aufbau der sogenannten 'Welt der Dinge'. Projektbezogen geht es auch um die Abschaffung von Bargeld, und es geht um militärische Macht durch Kriegsgeräte und um die Macht über das Internet. Letztlich geht es um imperiale Hegemonie der USA beziehungsweise der dort herrschenden Minderheit von Superreichen."
Und Meixner weiter: "Ziel ist die technologische Totalüberwachung und zentrale Steuerung möglichst aller Menschen in möglichst allen Staaten der Erde von wenigen Zentren aus mit Sitz in den USA zu staatspolitischen und wirtschaftlichen Zwecken. Die beteiligten Konzerne sind rechtlich gebunden an die Vorgaben und Anforderungen des Pentagon und der Geheimdienste in den USA, und sie sind mit diesen Institutionen personell verwoben, man spricht von 'Deep State'. Schlüsseltechnologie dafür ist die totale elektronische Vernetzung von Milliarden von Menschen und Billionen von Geräten in deren unmittelbarer Umgebung bis hinein in alle staatlichen Institutionen. ... die Gefahren für die Bevölkerung leiten sich aus den Tatsachen der Struktur der zentral kontrollierbaren, elektronischen Vernetzung von Menschen und Geräten ab."

Soll Deutschland Weltmeister im Bereich "Digitalisierung" und "künstlicher Intelligenz" werden?

Diesem Ansinnen beinahe aller Politiker in Deutschland hält Werner Meixner entgegen: "Politiker, die eben erst gelernt haben, das Wort 'Digitalisierung' zu buchstabieren, lassen sich von Lobbyisten, die von der Künstlichkeit der sogenannten 'Künstlichen Intelligenz' keine Ahnung haben, ganz besoffen hinreißen, den Bürgern in Deutschland eine goldene, künstliche Zukunft zu verheißen; so als gelte es, als Deutscher und erster Weltbürger den Fuß auf den Mars zu setzen, ohne vorher die dringlichsten Probleme der Menschheit gelöst zu haben. Wir sollten uns schleunigst von diesen Trugbildern lösen und erst mal aufräumen mit den sprachlichen Fehlleitungen in der gesamten Propaganda der heutigen IT-Wirtschaft und Politik. ... stattdessen muss sich eine vernünftige, kritische und mächtige Mittelschicht in Gesellschaft und Wissenschaft um die Frage kümmern, welche Lebensformen wir für die Zukunft erhalten wollen und welche Techniken dazu nützlich beziehungsweise schädlich sind."

Kann der Datenschutz weiter aufgeweicht werden, wenn sich Firmen zu ethischem Handeln verpflichten?

Für Werner Meixner sind globale Konzerne in erster Linie ihren Aktionären verpflichtet und diese wollen am Jahresende ein gutes finanzielles Ergebnis ausgewiesen sehen. "Auf Gemeinwohl, Moral oder Ethik zu achten, ist systemfremd in der neoliberalen Marktwirtschaft", so Meixner im Interview. Es würde auch keine Verbesserung bringen, in solchen Unternehmen Ethikkurse zu veranstalten, um sie auf den rechten Weg zu leiten. Dieses Ansinnen vertrat nach Aussage von Peter Rath-Sangkhakorn der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates und Berater der Bundesregierung, der Theologe Professor Peter Dabrock. Dazu Werner Meixner: "In solchen Unternehmen Ethikkurse zu veranstalten, wie Herr Dabrock es vorschlägt, ist lediglich eine Frage der Einpreisung von Kollateral- oder Imageschäden, d.h. nach außen gerichtete Propaganda bzw. Produktwerbung. Man will dem Vorwurf unethischer Prinzipien begegnen können. Das philosophische Fach Ethik darf sich nicht als Feigenblatt missbrauchen lassen, denn dies wäre selbst schon eine unethische Handlung, ja, eine moralische Todsünde, und ist einer christlichen Kirche unwürdig".

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