Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 29.03.2024

 

Bessere Raumluftqualität als Schutzschild gegen Corona-Virus

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Die Sorge vor dem Infektionsgeschehen in den kommenden Monaten ist groß. Folglich melden sich immer mehr Expertengruppen zu Wort, die Ratschläge für ein besseres Raumklima anbieten. So frischt beispielsweise das Umweltbundesamt (UBA) in seinem aktuellen Ratgeber die bekannten Regeln für das richtige Lüften auf und bringt sie in engen Zusammenhang mit der Krankheitsvorsorge. Die Bundesregierung fordert alle Immobilienbesitzer auf, bestehende Lüftungsanlagen zu überprüfen und auf den neuesten Stand zu bringen. Die Anlagen sollten auch länger laufen und weniger Umluft verwenden. Ein Forschungsteam der Bundeswehr-Universität in München untersucht die Wirkungsweise von mobilen Raumluftfiltern und schließlich rückt auch das Thema "Luftfeuchtigkeit" wieder in das Blickfeld. Ein deutsch-indisches Forscherteam hat diesbezüglich neue Erkenntnisse gewonnen.

Frischluftzufuhr vermindert das Risiko einer Ansteckung

Die Innenraumkommission (IRK) im UBA hält eine möglichst hohe Frischluftzufuhr als eine der wirksamsten Methoden, virenhaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen. Dies geschieht am erfolgreichsten mit der Fensterlüftung. Raumluft-Technische-Anlagen (RLT), die mit einem hohen Umluftanteil betrieben werden, stellen eine potentielle Gefahrenquelle dar. Daher sollten diese Anlagen mit einem hochabscheidenden HEPA-Filter der Klassen H 13 und H 14 ausgerüstet werden. Diese Filterklassen finden sich üblicherweise nur in dreistufigen Filteranlagen vor, wie sie zum Beispiel in Operationssälen verwendet werden. Bisher bestand für die Stufen H13 und H14 im Normalbetrieb kein Bedarf. Die von der Bundesregierung neuerdings geforderte Volllast von RLT-Anlagen sieht die Innenraumkommission kritisch. Vielmehr sollten die Anlagen bedarfsgerecht gesteuert werden. Ein wichtiger Aspekt ist die regelmäßige Wartung der Anlagen. So wäre es fatal, wenn die Abluft aus einem Gebäudeteil versehentlich als Zuluft in einem anderen Gebäudeteil verwendet würde.

Umweltbundesamt empfiehlt CO2-Ampeln in den Klassenzimmern

Dr. Heinz-Jörn Moriske erinnert an die beständige Forderung der Umweltbundesamts, Schulen mit CO2-Messgeräten auszustatten. Diese Geräte müssten nicht extrem aufwändig sein. Bewährt haben sich die CO2-Ampeln. So könnte beim Erreichen einer kritischen Schwelle von 1.000 ppm ein optisches oder akustisches Signal erfolgen. Auf jeden Fall sollte in den Pausen ausgiebig gelüftet werden und zusätzlich dann, wenn der kritische Wert erreicht ist. Es hat sich erwiesen, dass durch Lüften die Ansteckungsgefahr verringert wird, wenn die virenhaltigen Aerosole aus der Raumluft abtransportiert werden. Da ein CO2-Gehalt von kleiner 1000 ppm in der Raumluft allein keine Garantie für die Virenfreiheit darstellt, sollten weiteren Sicherheitsmaßnahmen wie Abstand halten und Masken tragen Anwendung finden.

Zu niedrige Luftfeuchtigkeit lässt Viren länger in der Raumluft verbleiben

"Die Virus-Ausbreitung wird von der Höhe der Luftfeuchtigkeit beeinflusst", ist sich der indische Forscher Ajit Ahlawat vom Institut für Troposphärenforschung (Tropos) in Leipzig sicher. "Liegt die relative Feuchtigkeit der Raumluft unter 40 Prozent, nähmen die von Infizierten ausgestoßenen Partikel weniger Wasser auf, blieben leichter, flögen weiter durch den Raum und würden eher von Gesunden eingeatmet". Ausgewertet hat das Forscherteam zehn Studien, die sich mit dem Einfluss der relativen Luftfeuchtigkeit auf die Ausbreitung und das Überleben von Grippeviren beschäftigt haben. Bei höherer Luftfeuchtigkeit wachsen die Tröpfchen schneller, fielen früher zu Boden und könnten weniger von Gesunden eingeatmet werden. "Eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 40 Prozent in öffentlichen Gebäuden und im Nahverkehr würde daher nicht nur die Auswirkungen von Covid-19 reduzieren, sondern auch die von anderen Viruserkrankungen", so das Fazit von Tropos.

Zu trockene Luft beeinträchtigt das Immunsystem

Ein Forscherteam der Yale-Universität zeigte in einer Studie aus Jahr 2019, wie virusinfizierte Mäuse auf extrem niedrige Luftfeuchtigkeit reagieren. Die Versuchstiere wurden nach einer herbeigeführten Infektion in Räumen mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent bzw. 10 Prozent gehalten. Im Ergebnis zeigten sich die Mäuse bei niedriger relativer Luftfeuchtigkeit anfälliger für schwere Erkrankungen. Die Forscher stellten fest, dass das Einatmen trockener Luft die Reinigung von Schleim im Atmungstrakt, die angeborene antivirale Abwehr und die Gewebereparatur beeinträchtigt. Das Studienergebnis legt nahe, dass die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit eine praktikable Strategie zur Verringerung der Krankheitssymptome und zur Förderung einer schnelleren Genesung bei mit Grippeviren infizierten Personen sein kann.

Bewertung von mobilen Raumluftfiltern

Ein Forscherteam des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik (Bundeswehr Universität) zieht eine positive Bilanz beim Einsatz von mobilen Raumluftfiltern. "Diese Geräte können die Aerosol-Konzentration in geschlossenen Räumen deutlich verringern", lautet das Ergebnis des Münchner Projekts. Das eingesetzte Lüftungsgerät arbeitete mit einem Volumenstrom von 1500 Kubikmetern pro Stunde und einer Filterleistung der Klasse 14. Getestet wurde das Gerät in der Größe einer Mülltonne in einem Raum mit 80 Quadratmetern. Nach Angabe des Projektleiters wurden fast 99,9 Prozent der Partikel in einer Größe zwischen 0,1 und 0,3 Mikrometer herausgefiltert. Der Erfolgt hängt aber von der Platzierung im Raum und von der Laufdauer der Geräte ab. Als günstigste Positionen erwies sich die Mitte an der längsten Seite eines Raumes. Nach einer Laufzeit von 5 Minuten habe sich die Partikelzahl halbiert. Zur kompletten Reinigung wird eine halbe Stunde benötigt. Die Innenraumkommission des Umweltbundesamt sieht den Einsatz der mobilen Raumluftfilter kritischer. "Der Einsatz solcher Geräte kann Lüftungsmaßnahmen nicht ersetzen und sollte allenfalls flankierend in solchen Fällen erfolgen, wo eine besonders hohe Anzahl an Schülerinnen und Schülern sich gleichzeitig im Raum aufhält." Eine längere Laufzeit während des Unterrichts dürfte wohl auch an der Lautstärke der Lüfter scheitern. Vor der Anschaffung sollte man sich neben der Filterleistung auch die Schallwerte der Hersteller genauer ansehen.

Weitere Informationen

www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/dokumente/irk_stellungnahme_lueften_sars-cov-2_0.pdf
www.tagesschau.de/inland/corona-luftfeuchtigkeit-101.html
www.deutschlandfunk.de/coronavirus-und-aerosole-luftfilter-koennen-virenlast-in.697.de.html
www.pnas.org/content/116/22/10905





 


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