Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 28.03.2024

 

Bei tieffrequenten Geräuschen versagt die Lärm-App

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Nobert M. kaufte sich Anfang August 2018 eine Eigentumswohnung in einer neu erbauten Wohnanlage im Stadtzentrum. Mitte Oktober klingelte beim stolzen Besitzer das Telefon. Sein erster Mieter war gerade eingezogen und fühlte sich durch einen monotonen Brummton belästigt. Besonders nachts störte ihn das tieffrequente Geräusch beim Einschlafen. Als Verursacher machte der Bewohner eine Warmwasserpumpe im Keller aus. Als Nachweis für seine Vermutung legte er dem Vermieter Messergebnisse einer Schallpegelmessung vor, die er mit Hilfe einer Lärm-App ermittelt hatte. Sein Smartphone zeigte einen Wert von 40 dB (A) an. Inzwischen war auch die Haustechnikfirma mit "im Boot". Deren Geschäftsführer befand die Leistung seiner Firma in Ordnung und erkannte auch die privaten Messergebnisse nicht an.

Ein Lärmgutachter soll die Messung des Mieters überprüfen

Einige Wochen nach ersten Störmeldung durch den Mieter machte Norbert M. Nägel mit Köpfen. Er beauftragte eine Fachfirma für Schallpegelmessungen. Mehrere Kurzzeitmessungen und eine Langzeitmessung zwischen 22 Uhr und 6 Uhr flossen in den Untersuchungsbericht ein. Die Messergebnisse wurden nach den Richtlinien der TA Lärm der Lärm bewertet. Der ermittelte Schallpegel lag unterhalb der kritischen Grenze von 25 dB(A) für Installationsgeräusche während der Nachtzeit. Im zweiten Arbeitsgang klärte der Gutachter, ob tieffrequente Geräusche vorliegen. Dazu wertete er die Pegelverläufe getrennt nach Frequenzgruppen aus. Denn die TA-Lärm sieht einen Handlungsbedarf, wenn im Terzspektrum ein Ton deutlich hervortritt. Die vorliegenden Messergebnisse aus der Wohnung zeigten diesbezüglich keine Auffälligkeiten. Somit blieb dem Eigentümer eine juristische Handhabe gegen die Haustechnikfirma versagt. Die eingesetzte Smartphone-App hatte offensichtlich falsche Werte geliefert.

Wo liegen die Schwächen der Lärm-Apps?

Mittlerweile finden sich mehr als hundert kleine Programme für Schallmessungen in den Appstores. Die in der Schweiz ansässige Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) hatte im Jahr 2014 verschiedene Apps für die Produkte iPhone, iPad, Samsung Galaxy und hTC One getestet. Für das Samsung Galaxy wurde unter anderem folgende Apps getestet: Audio Tool v5.8 von jjbunn, SFr. 7.05, Lärm­Messung Pro, Sound Meter Pro, ver. 2.4 von Smart Tools, SFr. 1.00, Noise Meter 2.2 von jinasys, SFr. 0.00, Professional dB von Darren Gates, SFr. 1.00.
Als Referenzgerät diente jeweils ein Profi-Schallpegelmesser von Brüel & Kjaer und von Norsonic. Das Interesse der Prüfer lag auf dem Frequenzgang und der Linearität von Pegelveränderungen, d.h. den sogenannten Dynamikmessungen.
Die Testergebnisse ergaben starke Qualitätsschwankungen. Drei Programme stuften die Empa-Forscher als komplett untauglich ein. Andere Apps lieferten im Lautstärkebereich zwischen 30 und 70 dB (A) gute Messwerte. Allen bisher getesteten Apps scheint eines gemeinsam:
1) Bei leisen Geräuschen unter 25 dB(A) stimmen die Werte nicht
2) Tieffrequente Geräusche unter 100 Hertz werden nicht sauber erfasst. Nur in Ausnahmefällen konnten die Apps Geräusche bis 63 Hertz erfassen. Unterhalb der Frequenz von 63 Hertz war dann aber auch für besten Smartphone-Programme das Ende der Fahnenstange erreicht.

Links

EMPA-Untersuchung: Smartphone als Schallpegelmesser
www.dguv.de Auf App-Wegen







 


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