Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Vorsicht bei Schlacken in Zwischendecken

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Schlacken galten vor fünfzig Jahren und darüber hinaus als kostengünstiger Füllstoff für Zwischendecken und Wände in Holzhäusern. In der blühenden Zeit der Porzellanindustrie in Ostbayern produzierten die Hochöfen neben dem wertvollen Porzellan auch unerwünschte Abfallprodukte. Für die Schlacken fand man eine willkommene Verwendung im Hausbau. Die Nachbewohner dieser alten Gebäude wissen oft nichts von den Altlasten. Erst bei der Deckensanierung kommt die schwarz-graue, staubige Hinterlassenschaft ans Tageslicht. Bei der Entsorgung ist Vorsicht geboten. Denn das Füllmaterial enthält oft bedenkliche Schadstoffe.

Schlacken als Verbrennungsrückstände

Schlacken sind Verbrennungsrückstände aus industrieller Hochofenproduktion. Das Material grenzt sich gegenüber der feinkörnigen oder pulverigen Asche aus dem Hausbrand durch besondere Eigenschaften und Inhaltsstoffe ab. Wird Asche über den sogenannten Erweichungspunkt erhitzt, entstehen größere Brocken mit einer harten Oberfläche. In Abhängigkeit von der maximalen Verbrennungstemperatur und der Abkühlungsgeschwindigkeit können Schlacken auch porös, krümelig oder glasartig hart erscheinen. Die Farbgebung ist meistens schwarz, braun oder grau.

Schadstoffcocktail in der Schlacke

Die Hochöfen wurden hauptsächlich mit Kohle beheizt. Die Schadstoffe aus dem Verbrennungsvorgang verbinden sich mit der Asche oder Schlacke und gelangen somit in die Umwelt. Ihre schädliche Wirkung erreichen die Verbrennungsrückstände dann, wenn sie später als Luftschadstoffe ausgasen oder im Boden ausgewaschen werden. Als bedeutsamste Vertreter im Innenraum gelten Schwermetalle, Dioxine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Schlacken mit einem hohen Anteil an Schadstoffen müssen deponiert werden. Dafür sieht die Entsorgungsrichtlinie Deponieklassen von I bis IV vor. Da der Entsorgungsaufwand sehr kostspielig werden kann, lohnt es sich, die Inhaltsstoffe im Labor zu analysieren.

Analytiklabore untersuchen die Schlacken

Das wichtigste Untersuchungsziel für Baubiologen liegt im Ausschluss bzw. der Inhaltsbestimmung von Schwermetallen oder von PAK. Blei, Cadmium, Quecksilber, Nickel oder das hochgiftige Arsen stehen auf der Verdachtsliste. So berichtete die Thüringer Allgemeine im Jahr 2016 von einem Fund in der ehemaligen Kaserne in Eisenach. Die Beteiligten gehen von 300 Milligram Arsen je Kilogramm Schlacke aus, die in den Zwischenböden gefunden wurde. Das gesamte Gebäude enthielt demnach 20 Kilogramm Arsen.
Labore untersuchen zunächst die Probe optisch mit einem Stereomikroskop. Im Anschluss folgt die Licht- und elektronenmikroskopische Untersuchung. Parallel dazu erfolgt die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung. Diese Analysen werden mit Röntgenfluoreszenz oder Massenspektroskopie durchgeführt.
Die Untersuchung von PAK in Staubproben oder Materialproben regelt die DIN ISO 18287:2006-05. Der Nachweis der untersuchten Substanzen erfolgt mittels Kapillar-Gaschromatographie mit Massenspektrometer.

Entsorgung und Arbeitsschutz

Bei einem Befund von schadstoffhaltiger Schlacke ist zu entscheiden, ob das Material im Bauwerk verbleibt oder ausgebaut wird. Eine Abdichtung der Fundstelle ist durchaus in Betracht zu ziehen. Läuft die Entscheidung auf den Ausbau hinaus, sind neben der Entsorgungsproblematik die Belange des Arbeitsschutzes zu beachten. Das mit dem Ausbau beauftragte Unternehmen erstellt eine Gefährdungsanalyse für seine Mitarbeiter. Insbesondere achtet die Firma auf eine staubarme Entsorgung und wählt die geeignete Schutzausrüstung. Angrenzende Räume sind abzuschotten. Für die abschließende Feinreinigung sollte ein Industrie-Staubsauger (HEPA) eingesetzt werden, welcher auch für die Asbestsanierung geeignet ist. Dem Auftraggeber ist nach der Sanierung ein Entsorgungsnachweis vorzulegen.

Weitere Informationen

www.lfu.bayern.de/abfall/schadstoffratgeber_gebaeuderueckbau/suchregister/doc/437.pdf
www.lfu.bayern.de/abfall/schadstoffratgeber_gebaeuderueckbau/suchregister/doc/604.pdf
www.alab-berlin.de/fachartikel/bodenbelagskleber/





 


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