Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 19.04.2024

 

Teure Eigentumswohnung mit geringer Qualität

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Immobilienkäufer zahlen für Eigentumswohnungen in Großstädten gut und gerne Quadratmeterpreise von vier- bis sechstausend Euro. Als Gegenleistung bietet der Bauträger oft schlechte Bauqualität und miese Ausstattung an. Die bunten Prospekte mit idyllischen Familienbildern sorgen für gute Laune. Die Wahrheit steckt aber in der Baubeschreibung. Zumindest sollte sie das. Denn einige Abschnitte in diesem wichtigen Papier sind nur vage beschrieben oder weisen auf mögliche Änderungen hin, die durch den Bauablauf bedingt wären. Einige Beispiele für geringe Bauqualität und schwammige Formulierungen in der Baubeschreibung greift der folgende Text auf.

Bodenbeläge

Laminat nimmt als Bodenbelag eine Spitzenstellung ein und hat den Teppichboden als Marktführer abgelöst. Aber Laminat enthält je nach Produkt mehr oder weniger Schadstoffe in Form von Aldehyden, Formaldehyd und Glykolen. Formaldehyd dient im Laminat als Bindemittel in den Span- oder Holzfaserplatten. Im Laufe der Produktlebensdauer gast es mehr oder weniger stark in die Raumluft aus. Aldehyde in den Klebern können zu Geruchsbelästigungen führen. Allen Stoffen ist gemein, dass sie über einen langen Zeitraum in kleinen Dosen entweichen.
Alternativ steigen Bauträger auf Vinylböden um. Bei dieser Form des Bodenbelags lassen sich optisch ansehnliche Oberflächenmuster gestalten. Der Käufer bekommt den Eindruck, einen hochwertigen Fußbodenbelag zu erhalten. Aber hinter dieser schönen Fassade steckt der Kunststoff Polyvinylchlorid, bekannt unter der Abkürzung "PVC". Durch Zusatz von Weichmachern wird das ursprünglich spröde PVC elastisch. Diesen Vorteil büßt der Bewohner mit einen jahrzehntelangen Schadstoffbelastung im Innenraum.

Zwischenwände in Trockenbauweise und Gipsputz an den Wänden

Anstelle von massiven Baustoffen verwendet der Bauträger Gipskartonplatten. Mittlerweile haben sich ausgereifte Steckverbindungen entwickelt, welche die Montage schnell von der Hand gehen lassen. Der Kostenvorteil rührt somit nicht nur vom Material her, sondern auch vom eingesparten Lohnaufwand. Gipskartonwände bergen zwei Nachteile in sich: zum einen fehlt es am ausreichenden Schallschutz. Die gesamte Wohnung wird sehr hellhörig. Zum anderen bringen sie keinen Beitrag für die Verbesserung des Raumklimas, da die verdichtete Oberfläche weder Wasserdampf noch Schadstoffe aufnehmen und filtern kann. Dieses Problem zeigt sich auch beim Gipsputz. Dieses Material lässt sich gut verarbeiten und bringt somit einen Kostenvorteil für die Firma. Zur Verbesserung des Raumklimas ist Kalk- oder Lehmputz geeignet. Die ökologische Variante der Oberflächengestaltung ist in Standardwohnungen selten zu finden.

Einfacher Schallschutz nach DIN 4109

Ein mangelhafter Schallschutz lässt sich nach Inbetriebnahme der Immobilie nur unter großen Aufwand korrigieren. Deshalb ist in der Angebotsphase großer Wert auf diesen Punkt zu legen. Wird im Bauvertrag nichts vereinbart, dann gilt die DIN-Norm 4109 "Schallschutz im Hochbau", welche als technische Baubestimmung baurechtlich eingeführt ist, ebenso auf das Beiblatt 1 der DIN 4109. Damit ist der Mindestschallschutz gewährleistet. Wer höhere Ansprüche stellt, sollte einen Schallschutz nach VDI 4100 vereinbaren. Die Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure definiert drei Schallschutzstufen für die Beurteilung unterschiedlicher Qualitäten des baulichen Schallschutzes. Den höchsten Komfort bietet Schallschutzstufe III. Bei der Luftschalldämmung wird eine Verbesserung von 3 dB(A) erreicht. Beim Trittschallschutz beträgt die Verbesserung 5 dB(A).

Änderungen vom Standard müssen teuer bezahlt werden

Im Einzelfall lassen Bauträger bei Änderungen mit sich reden, wenn der Bauablauf nicht komplett gestört wird. Individuelle Anpassungen sind vorrangig in der Ausbauphase möglich, in der Rohbauphase weniger. Der klassische Fall liegt bei der Auswahl der Bodenbeläge. Diese können meistens nach persönlichen Vorlieben gestaltet werden. Bei den Armaturen für Bäder und WC ist wird dies ebenfalls praktiziert.
Zum Leidwesen des Käufers lassen sich die Baufirmen Änderungswünsche teuer bezahlen. Stundensätze von 100 EUR und mehr sind an der Tagesordnung. Der gesamte Verhandlungsprozess hängt wohl davon ab, ob die Nachfragerseite oder die Anbieterseite im Vorteil ist. Wenn die Käufer dem Bauträger die Wohnungen aus der Hand reißen, wird dieser keine Anstalten machen, um auf Änderungswünsche des Kunden einzugehen. Deshalb gilt: je hochwertiger die Standardausstattung ist, desto weniger muss nachgebessert werden.

Weitere Informationen

www.baubiologie-regional.de/news/Schallschutz-ist-kein-Randthema-konkrete-Vorgaben-bauvertraglich-festlegen-631.html
www.baubiologie-regional.de/news/Trend-zu-ungesunden-Bodenbelaegen-haelt-an-842.html





 


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